Des Pinot Noir kernige Klinge
Marktschau: Pinot aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
Degustation: Sigi Hiss, Miguel Zamorano; Text: Sigi Hiss
Immer noch gilt Pinot Noir oder Blauburgunder, wie die Sorte in der Schweiz genannt wird, als Referenz in Sachen Eleganz und Feinheit. Für den Weinmacher im Rebberg wie im Keller ist sie wiederum eine echte Herausforderung. Cabernet Sauvignon oder Syrah sind im Vergleich wie wohlerzogene Kinder. Hier sind mit hohen Erträgen noch vernünftige Alltagsweine möglich. Dünne, charakterlose Weine wären das Ergebnis beim Blauburgunder. Madame Pinot Noir macht gerne einen auf zickig, zudem gilt sie im Weinberg nicht als robust. Sie verlangt, mehr als jede andere Sorte, gehegt und gepflegt zu werden. Für Pinot Noir muss der Weinmacher es wirklich wollen, so mal nebenher geht nicht. Aber was, wenn alles passt, die Lage stimmt, die Stöcke ein gewisses Alter erreichen und der Winzer sich der Sorte verschrieben hat? Dann zeigt Pinot Noir Grösse! Eleganz, Feinheit, Finesse und noble Zurückhaltung. Nicht der Vorschlaghammer, die feine Klinge gleitet über den Gaumen. Wenig überraschend ist, dass solch ein Wein nicht für 10 Schweizer Franken zu bekommen ist, für bis zu 30 schon, wie diese Marktschau zeigte. Diesen Pinots tut eine gewisse Flaschenreife übrigens schmeckbar gut. Dabei ist nicht immer der Preis ein Garant für tolle Blauburgunder, wie man meinen könnte. Im unteren Bereich gab es einige schöne Überraschungen. Was die Jahrgänge angeht, ist der 2018er der kräftige, breitschultrige und wenig säurebetonte. Somit das exakte Gegenteil des 2019ers, der mit Rasse, Frische, Gradlinigkeit und Lagerpotenzial ausgestattet ist. Dazwischen liegt der 2020er, der vereinfacht gesagt ein Mix aus dem 2018er und 2019er ist. Für den baldigen Trinkgenuss oder mit noch Ecken und Kanten für weitere Lagerung sind der 2021er und 2022er gemacht. Alles in allem zeigte diese Marktschau von sehr einfach bis beeindruckend die ganze Bandbreite an Qualitäten.
Die Top 10 der verkosteten Weine
Rang | Beschreibung | |
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1 | 18,0/ 20 Punkte | Baden, Deutschland Weingut Bernhard Huber |
2 | 17,5/ 20 Punkte | Pfalz, Deutschland Weingut Philipp Kuhn |
3 | 17,5/ 20 Punkte | Ahr, Deutschland Weingut Meyer-Näkel |
4 | 17,0/ 20 Punkte | Franken, Deutschland Weingut Rudolf Fürst |
5 | 17,0/ 20 Punkte | Württemberg, Deutschland Weingut Graf Neipperg |
6 | 16,5/ 20 Punkte | Ahr, Deutschland Weingut Nelles |
7 | 16,5/ 20 Punkte | Mosel, Deutschland Weingut Markus Molitor |
8 | 16,5/ 20 Punkte | Niederösterreich, Österreich Weingut Bründlmayer |
9 | 16,5/ 20 Punkte | Rheingau, Deutschland Weingut Kaufmann |
10 | 16,5/ 20 Punkte | Pfalz, Deutschland Oliver Zeter GbR |
Die Verkostung
Das obere Preislimit der Marktschau lag bei 30 Franken, einzelne Weine ausgenommen. Die blindverkosteten Muster wurden von Mitgliedern des VINUM Wine Trade Club angestellt. Infos dazu:
www.vinum.eu/wine-trade-club