Guide: Zweitweine grosser italienischer Ikonen

Was im Bordeaux begann und bei vielen Châteaus heute übliche Praxis ist, ist mittlerweile auch in der Toskana weit verbreitet. Die grossen renommierten Weingüter produzieren neben ihren erstklassigen und preislich anspruchsvollen Flagship-Weinen auch einen «kleinen Bruder», einen Zweitwein. Dieser ist meist für einen Bruchteil des Flaschenpreises des begehrten Erstweins zu haben. Die Zweitweine sind eine hervorragende Gelegenheit für Weinliebhaber, mit einem erstklassigen Weingut auf Tuchfühlung zu gehen und sich mit dem Zweitwein heranzutasten, ohne sich finanziell zu sehr aus dem Fenster zu lehnen. Die Trauben sowohl für den Erst- wie auch den Zweitwein werden mit grösster Sorgfalt gelesen. Meist kommen die Trauben junger, noch nicht voll im Ertrag stehender Rebstöcke, aber auch Trauben aus schlechteren Lagen gegenüber den Erstlagen oder nicht ganz ausgereifte Partien aus der Vorlese in den Zweitwein. Der Ausbau der einzelnen Parzellen erfolgt sortenrein in getrennten Fässern, die im Laufe der Reifung immer wieder verkostet werden. Bei der Bestimmung der endgültigen Cuvée für den Erstwein werden einzelne Fässer ausgelesen, die den höchsten Ansprüchen nicht genügen oder, wenn in ertragsstarken Jahren ein Überfluss an einzelnen Partien herrscht, der daraus resultierenden stärkeren Selektion zum Opfer fallen. Dahingegen kann es in schlechten Jahren dazu kommen, dass die Qualität für den grossen Wein nicht erreicht wird und ausschliesslich der Zweitwein produziert wird. Eines war bei der Verkostung der «kleinen Brüder» nahezu durchgehend zu erkennen: Der Anspruch ist der gleiche, auch sie brauchen Zeit und Aufmerksamkeit im Glas. Man könnte fast sagen, sie sind kompliziert und komplex wie die Grossen und könnten fast auch den Namen «kleine, zickige Schwester» bekommen.

Die Verkostung

Alle Muster wurden von der VINUM-Redaktion ausgewählt und verdeckt in den Redaktionsräumen von VINUM in Zürich verkostet.