Im Geiste der Unsterblichkeit

Seitensprung: Jahrgangs-Armagnac & Armagnac Blanche

Degustation & Text: Birte Jantzen, Bilder: z.V.g.

Mitten im Südwesten, auf halbem Weg zwischen Bordeaux und den Pyrenäen, schlägt das Herz der Weinbauregion Gascogne. Hier wurde d’Artagnan geboren, Inspiration für die berühmte Trilogie «Die drei Musketiere» von Alexandre Dumas. Die Landschaft ist ländlich, hügelig, landwirtschaftlich, und die meisten Weingüter praktizieren noch immer Polykultur, ohne dass die zumeist sehr erschwinglichen Weine an Qualität einbüssen müssten. Es ist ebenfalls die Heimat des Armagnacs: Als ältester Weinbrand Frankreichs wurde er bereits im 14. Jahrhundert schriftlich vom Vorsteher des Mönchsklosters von Eauze erwähnt. Anfangs kaum konsumiert, galt er als alchemistisch und hatte den Ruf, «Wasser der Unsterblichkeit» zu sein.

Erst ab dem 18. Jahrhundert wurde Armagnac zum echten Handelsprodukt. Die zugelassenen weissen Rebsorten zeichnen sich durch einen niedrigen Alkoholgehalt, viel Säure und ein delikates Aromenspiel aus – ideale Voraussetzungen für Qualitätsweinbrand. Aus Jungwein auf Feinhefe gewonnen, stets im Winter und direkt auf dem Weingut gebrannt, wurde und wird Armagnac zumeist von «Wanderbrennern» destilliert, die mit ihrer mobilen Brennblase von Weingut zu Weingut ziehen. Die Besonderheit liegt in der Armagnac-Brennblase aus Kupfer, welche 1818 von einem Dachdecker (!) durch ein Patent geschützt und seither weiterentwickelt wurde. Armagnac gibt es in den klassischen Varianten des VS, VSOP und XO. Am grossartigsten ist er jedoch als Jahrgangs-Weinbrand und am verspieltesten als Blanche, zwei Kategorien, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Beide zeigen mühelos den unvergleichlichen Charakter des Armagnacs, des grossartigsten Weinbrands Frankreichs.

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