Marktschau Rotweine aus Argentinien und Chile: Tweed und Sneakers

Im internationalen Kontext sind zwei Länder Südamerikas von Relevanz: Argentinien, das man mit Malbec gleichsetzen darf, und Chile, dessen Visitenkarte die Sorte Carménère ist. Geografisch charakterisiert beide Nationen die Längenausdehnung von mehreren tausend Kilometern. Infolgedessen ergibt sich eine grosse Vielfalt an Klimabereichen und Vegetationszonen. Heutzutage stehen Argentinien wie Chile für Qualität und geniessen weltweite Anerkennung. In Argentinien findet Weinbau im langen und fruchtbaren westlichen Streifen des Landes statt. Aufgrund der ausgeprägten Nord-Süd-Ausdehnung sind die einzelnen Gebiete natürlicherweise in verschiedenartigste Klima- und Vegetationszonen aufgesplittet, was den Weinanbau enorm abwechslungsreich und die Weine dementsprechend unterschiedlich macht. Klar, Malbec ist der Platzhirsch, um den sich letztendlich alles dreht. Malbec besitzt Charakter, ist fordernd aufgrund seines nicht selten festen Tannins, der herbfruchtigen Aromatik und seiner Kraft. Die süssen, seidigen Gerbstoffe, die man in Argentinien der Sorte zuschreibt, konnten wir nicht wirklich finden. Chiles Situation ist aufgrund seiner geografisch abgeschotteten Lage mit dem Pazifischen Ozean im Westen, der Atacamawüste im Norden, Patagonien im Süden und den Anden im Osten einzigartig. Neben Carménère spielt die einheimische Sorte Carignan eine wichtige Rolle; ausgestattet mit ausreichend Tannin und laserartiger Säure im positiven Sinn, weniger intensiven Aromen und grossem Lagerpotenzial. Chilenische Rotweine kommen allgemein fruchtiger und feinwürziger mit moderaten Tanninen daher – vor allem im Vergleich zum Rotweinstil des Nachbarn. Beide Länder haben ihre eigene Identität: Englischer Landadel im fest gewirkten Tweedstoff mit festem Schuhwerk, guten Manieren, aber mit Zurückhaltung, das sind Argentiniens Rotweine. Der sportliche Gentleman im hochwertig eleganten, legeren Anzug, Sneakers am Fuss, charmant und offener, das sind die chilenischen Rotweine.