Wineguide: Vertikale Rioja

Rioja befindet sich seit knapp fünf Jahren in einer anhaltenden Aufbruchstimmung. Zum klassischen Crianza-, Reserva- und Gran-Reserva-Prädikat sind neue geografische Ursprungsbezeichnungen hinzugekommen. Die Weingüter können Vinos de Zona abfüllen, wobei 85 Prozent des Leseguts aus einer der drei definierten Zonen der Rioja Alavesa, Rioja Alta oder Rioja Oriental stammen müssen. Bei einem Vino de Municipio müssen wenigstens 85 Prozent der Cuvée aus dem Dorf stammen, in dem die Kellerei ihren Sitz hat. Und seit 2017 dürfen auch Einzellagen auf den Etiketten ausgewiesen werden – die Viñedos Singulares. Zu den Eigenheiten sehr grosser Anbaugebiete gehört es, dass die Einführung einer Lagenklassifizierung stets umstritten ist und von vielen Kontroversen begleitet wird. Die Rioja ist da nicht anders, mit insgesamt 66 000 Hektar vereint das wichtigste spanische Anbaugebiet viele Produzenten unterschiedlicher Grösse und damit unterschiedlicher Interessen. Dass die besten Lagen für elegante Weine zudem nördlich des Ebro liegen und im Westen der Rioja, dürfte das Ganze noch brisanter machen.
Dort wird ein Grossteil der Viñedos Singulares klassifiziert, die Rioja-Moderne ist ein Ding der Rioja Alta und Rioja Alavesa. Die Bedingungen sind hier auch nahezu ideal, um Einzellagen zu keltern: Die Niederschlagsmenge ist in der Rioja Alta mit 500 Millimetern im Jahr höher als in der Rioja Oriental, die Weinberge liegen auf einer Höhe von 600 Metern und die Einflüsse vom Atlantik machen sich durch kühle Luftströme bemerkbar. Die Rioja Alavesa liegt zwischen den Bergen der Sierra Cantabria und schaut auf des Nordufer des Ebro, das Klima ähnelt der Rioja Alta, doch hinzu kommen mediterrane Einflüsse. Wie sich das alles in den Einzellagen zeigt, ist nun erstmals mit den Viñedos Singulares schmeckbar.