Wineguide: Silvaner versus Veltliner

Wein kurios. Als Silvaner erstmals anno 1659 in Deutschland gepflanzt wurde, hiess er noch Österreicher. In ihrer Heimat wird die Sorte heute kaum mehr angebaut. Die vor 70, 80 Jahren noch relativ starke Verbreitung ging radikal zurück, weil die Rebe ertragreicher war als der im 19. Jahrhundert erstmals in Austria registrierte Grüne Veltliner. Der fand zwar viel Verbreitung, wurde aber international als bedeutungslos angesehen. «Kein Wein für Kenner», urteilte Jancis Robinson. Hugh Johnson bezeichnete ihn als «kurzlebig».

Ambitionierte österreichische Weinmacher liessen solche Einschätzungen nicht ruhen. Sie selektierten, drosselten die Erträge und liessen plötzlich bei internationalen Vergleichen namhafte Burgunder hinter sich. In Deutschland brauchte die einstige Hauptsorte Silvaner ebenfalls lange, ehe ihr von kritischen Weinfreunden Respekt gezollt wurde. Vorher wurde sie meist billig verkauft. Die beiden Sorten haben eines gemeinsam, wie bei Erbgut-Untersuchungen festgestellt wurde: Traminer war bei diesen natürlichen Kreuzungen mit im Spiel. Beim Veltliner ist die St.-Georgen-Rebe ein Elternteil, entdeckt im Jahr 2000 in einer verwilderten Flur bei St. Georgen im Burgenland, inzwischen auf über 1000 Stöcke vermehrt. Beim Silvaner war Österreich-Weiss im Spiel, heute nur mehr im Grossraum Wien angebaut. Die Verwandtschaft mit dem Traminer mag dazu beitragen, dass Grüner Veltliner und Silvaner in Aroma und Geschmack verwechselbar sind.

Das Resultat

Dass sie sich auch bei der Qualität auf Augenhöhe befinden können, ergab unsere Verkostung im Restaurant «Göttfried» in Linz, Mitte 2021. Ursprünglich geplant war eine öffentliche Probe auf der VieVinum in Wien, aber die Messe fiel aus. Die Teamchefs hatten ihre «Mannschaften» schon ausgewählt, so dass wir auf die normale Blind-Version umstellten. Ergebnis: Leichte Vorteile für Österreich, aber einige deutsche Top-Kandidaten waren nicht verfügbar.