Die 24 Lieblingschampagner von VINUM-Autor Rolf Bichsel
Best of Champagner-Klasse
Text: Rolf Bichsel (Ein Bestandteil des Dossier: World of Bubbles 2021), Fotos: Rolf Bichsel, Gettyimages/artJazz
Meine 24 Lieblingschampagner? Nur 24? Da muss ich mich ganz schön einschränken! Aber wenn es denn sein muss, hier meine (un-)heimlichen Favoriten – notgedrungen auf eine Cuvée pro Marke beschränkt.
Aber Champagner ist so schrecklich teuer – so geht die erste Entgegnung, die ich zu hören kriege, wenn vom besten Schaumwein der Welt die Rede ist. Richtig, Champagner ist teuer – und muss es sein, sonst ist er nichts wert. Es gibt keine Billigchampagner und kann keine solchen geben. An Champagner unter 30 Euro ist (ausser man hole ihn direkt beim produzierenden Winzer) ganz einfach was faul. Statt schlechten Champagner zu trinken, geniesse man besser einen guten Schaumwein, die gibt es schon für wenig Geld. Soll es Champagner sein, leiste man sich lieber weniger davon, aber dann wirklich nur vom Guten und Besten.
Ein Champagner ist ein aromatisch komplexer Rebensaft von grösster geschmacklicher Ausgewogenheit
Ich will hier gar nicht darauf eintreten, warum Champagner nicht billig sein kann, sondern lieber ausführen, was ein echter Liebhaber als Gegenwert erhält: ein ausschliesslich bei voller Trinkreife ausgeliefertes, technisch höchststehendes, herrliches Terroirprodukt, wie es seinesgleichen sucht; einen aromatisch komplexen Rebensaft von grösster geschmacklicher Ausgewogenheit, wie sie sonst nur lange gereifte grosse Bordeaux oder Burgunder erreichen – die auch nicht weniger kosten, aber eben Jahrzehnte reifen müssen; einen Wein, der praktisch aus dem Einkaufskorb genossen und doch problemlos ein paar Jahre gelagert werden kann sowie bei jeder Gelegenheit und praktisch zu jeder Speise Freude macht. Die nachfolgende Zusammenstellung meiner 24 Lieblingsweine ist notgedrungen ein Kompromiss, eher auf Vielfalt ausgerichtet, denn als absolute Bestenliste präsentiert und doch teils ans obere Preislimit stossend. Auf die einsame Insel würde ich wohl noch ein paar Flaschen mehr schleppen. Dazu gehörten garantiert auch ein paar weitere Brut ohne Jahrgang im Preisbereich von rund 40 Euro: etwa die Cuvée Classic von Deutz, die Grande Réserve von Gosset oder die Bollinger Special Cuvée.
Rolf Bichsel empfiehlt folgende Champagner:
Für die einsame Insel
Champagne Jacquesson Cuvée 744
Assemblage und doch praktisch ein Domänenwein, Brut ohne Jahrgang, jedes Jahr neu aufgelegt (die aktuelle Cuvée 744 basiert auf dem Jahrgang 2016), transparent-fruchtig und doch vollmundig, Weltklasse und doch erschwinglich (ca. 50 Euro): Hier fliesst die Quadratur des Champagnerzirkels ins Glas.
www.champagnejacquesson.com
Zum Tête-à-Tête
Champagne Deutz
Amour de Deutz
William, Hommage à William, Amour – oder preiswerter– Classic? Ja, bei Deutz wird die Wahl der Lieblingscuvée buchstäblich zur Qual. Doch die Welt braucht Streicheleinheiten mehr denn je, und die kommen bei Amour voll und ganz rüber. Der beste Champagner für zärtliche Momente. (Ca. 140 Euro)
www.champagne-deutz.com
Best Buy
Champagne Bonnaire
Cramant Vintage
Diese hervorragend gemachte Winzercuvée für weniger als 40 Euro zu haben, ist wirklich ein No-Brainer! Mit ihrem Bouquet von exotischen Früchten (Karambole, Kiwi, Pomelo), ihrer Rasse und Spannkraft gefällt sie jedem und repräsentiert doch eindrücklich das Grand-Cru-Terroir von Cramant.
www.champagne-bonnaire.com
Charles Heidsieck
Brut Réserve
Wer das würzige, laszive, durch die Reife der Grundweine geprägte Bouquet, wie es nur mehr wenige Marken pflegen, mag, wird am Brut von Charles seine helle Freude haben. Mit rund 40 Euro erschwinglicher als Vintage oder Blanc des Millénaires, gehört er zu den besten BSA der Champagne.
www.charlesheidsieck.com
Veuve Fourny
Monts de Vertus
Bouquet von frischen Kräutern und Kernobst, kristallener Bau, umwerfende Mineralität, einmalige Länge – mit ihrem Monts de Vertus (40 Euro) illustrieren die Fourny-Brothers auf unmissverständliche Art, welche Klasse Weine aus Vertus, Premier-Cru-Dorf am Ende der Côte des Blancs mit Grand-Cru-Terroirs erreichen.
www.champagne-veuve-fourny.com
Champagne Soutiran
Perle Noire
Die Soutiran sind in Ambonnay, dem Grand-Cru-Dorf an der Montagne de Reims, zuhause und folglich zu Spezialisten der Sorte Pinot Noir geworden. Ihre ganz aus dieser Sorte gekelterte, besonders saftige und knackige Perle Rare (45 Euro) gehört zu den besten Blanc de Noirs der Champagne.
www.soutiran.com
De Sousa
3 A
Die drei As stehen für die drei Grand-Cru-Dörfer Ambonnay, Avize und Aÿ, der Herkunft der Grundweine dieser ausseror-dentlichen, eigenständigen, aber auch besonders stimmigen, komplexen, fruchtig-würzigen Cuvée des Bio-Pioniers, die für rund 50 Euro zu haben ist. Ein Wein für Kenner, die das Besondere schätzen.
www.champagnedesousa.com
Philipponnat
Blanc de Noirs
Es muss nicht immer eine Clos des Goisses sein, die langlebige Spitzencuvée der Marke. Ich schätze den preiswerteren Blanc de Noirs mit Jahrgang (ca. 50 Euro) nicht weniger. Saftig und knackig, aber auch von verblüffender Eleganz und Transparenz, gehört er zu den besten Champagnern für die Tafel.
www.philipponnat.com
Champagne Fleury
Boléro
Noch ein Blanc de Noirs auf Pinot-Noir-Basis und noch ein Biopionier: Jean-Pierre Fleury war der erste Champagnerwinzer, der auf seinem Winzerbetrieb in der Aube ab 1992 voll nach biodynamischen Richtlinien arbeitete. Boléro (ca. 60 Euro) ist ein besonders ungestümer Schäumer, der lange reifen kann.
www.champagne-fleury.fr
Drappier
Grande Sendrée Rosé
Ich bin kein grosser Fan von Rosé-Champagner – doch Regeln haben ihre Ausnahmen, und die Parzellencuvée Grande Sendrée Rosé (80 Euro) ist eine solche. Fruchtig, doch auch mit leichtem komplexen Reifefirn, vollmundig und gehaltvoll, begleitet sie ideal zu grosser Küche.
www.champagne-drappier.com
Pierre Moncuit
Nicole Vieille Vigne
Diese so edle wie rare, raffinierte, vielschichtige und immer voll ausgereift ausgelieferte Cuvée (aktuell 2006) gehört nicht nur zu den besten Winzerchampagnern, sondern zu den besten Blanc de Blancs überhaupt. Ein Must für Liebhaber reifer Champagner, seinen Preis (80 Euro) mehr als wert.
www.pierre-moncuit.fr
Geoffroy
Terre
Beeindruckend komplexes Bouquet von Kräutern, orientalischen Gewürzen, Karambole und rotem Holunder, besondere Rasse, Transparenz und Länge: Terre, Spitzencuvée von Jean-Baptiste Geoffroy, aus alten Reben assembliert extra brut abgefüllt (90 Euro), ist ein ganz besonderer Wein für Kenner!
www.champagne-geoffroy.com
Grosse Champagner haben keinen Preis
Pierre Gimonnet
Cramant Grand Cru «Club»
Gimonnet, erstklassig arbeitender Winzerbetrieb und Familienunternehmen in der Côte des Blancs, bringt mehrere markante Terroircuvées auf die Flasche. Der Cramant Grand Cru besitzt die sprichwörtliche Mineralität der Lage, aber auch Schliff, Würze und Dichte. (80 Euro)
www.champagne-gimonnet.com
J. Vignier
Longues Verges
Es stimmt schon: Dieser kleine, feine Winzerbetrieb aus Cramant ist uns echt ans Herz gewachsen. Mein aktueller Favorit (neben Silexus und Deux Terres) ist diese besonders eigenständige, glasklare, kräftige Parzellencuvée aus erstklassiger Cramant-Lage. Für Kenner. (Ca. 80 Euro)
www.champagnevignier.fr
Diebolt Vallois
Fleur de Passion
Noch ein Blanc de Blanc aus Cramant? Ja richtig, aber ein ganz besonderer. Die Mineralität und Frische wird hier gestützt durch die Noten erstklassigen Holzausbaus. Das verstärkt nur noch den Eindruck von Schliff, Finesse und Eleganz dieser aussergewöhnlichen Cuvée.
www.diebolt-vallois.com
Lanson
Noble Cuvée
Lanson ist ein Riese – aber ein freundlicher, mit Stil. Alle Weine sind untadelig, nicht zuletzt dank genügend langer Kellerreife. Das gilt ganz besonders für die herrliche Noble Cuvée, die in mehreren alten Jahrgängen wie 1981, 1998 oder 2002 erhältlich ist. (Ab 90 Euro)
www.lanson.com
Mailly
Les Échansons
Mailly ist ein Dorf an der Montagne de Reims, ein Pinot-Noir-Grand-Cru, ein genossenschaftlicher Winzerbetrieb, vor allem aber Spitzenproduzent charaktervoller Weine, darunter diese grossartige, betörend fruchtige, knackige, saftige Vorzeigecuvée (100 Euro) für die Tafel.
www.champagne-mailly.com
J. Perrier
Joséphine
Man kann von der Belle-Époque-Flasche halten, was man will: An der Qualität des Inhaltes gibt es nichts zu rütteln. Laszives Bouquet von Gebäck und exotischen Früchten, Schmelz, Frische, Gehalt und Rasse: Joséphine (110 Euro) ist eine gelungene Reminiszenz an die «gute alte Zeit».
www.josephperrier.com
De Saint Gall
Orpale
De Saint Gall ist die Marke der genossenschaftlich organisierten Union Champagne in der Côtes des Blancs. Orpale (110 Euro), die auf Chardonnay aus Grand-Cru-Dörfern basierende, lange gereifte Spitzencuvée, ist einer der besten, luftigsten, raffiniertesten, Blanc de Blancs überhaupt.
www.de-saint-gall.com
Gosset
Celebris
Alles, wirklich alles, was die Kellerei von Gosset in Épernay verlässt, ist Spitzenklasse, angefangen bei der Grande Réserve bis hin zur Prestige-Abfüllung Celebris (130 Euro), die erst nach langer Kellerreife ausgeliefert wird. Aromatische Komplexität, Schliff sowie Eleganz.
www.champagne-gosset.com
Bollinger
Grande Année
Ah, Bollinger! Die drei, vier Jahre schwankender Qualität sind längst vergessen und die letzten Jahrgänge (besonders der weiter erhältliche 2012er, 140 Euro) noch besser als alles, was Bollinger je machte. Rasse, Dichte, aromatische Komplexität, betörender Schliff.
www.champagne-bollinger.com
Piper Heidsieck
Rare
Eigentlich passt diese Cuvée nicht so recht ins Sortiment von Piper Heidsieck, das (bei untadeliger Machart) eher auf jugendlich-fröhlich-frisch ausgerichtet ist. Rare (200 Euro) ist das pure Gegenteil, ein cremiger, sanfter, geläuterter Wein mit betörender Reifearomatik.
www.piper-heidsieck.com
Pol Roger
Sir Winston Churchill
Sir Winston Churchill (200 Euro) ist der Wein unter den Spitzencuvées der Champagne, die der Jahrgangstypizität immer besonders gut folgen. Elegant sind die aromatische Komplexität und dazu die einmalige Balance von fruchtiger Frische und reifer Würze.
www.polroger.com
Tarlant
Vigne d’Anatan
Die Geschwister Tarlant haben sich einen Namen als Schöpfer besonders eigenständiger, ungewöhnlicher Cuvées gemacht. Die in Kleinstauflage champagnisierte Vigne d’Antan (200 Euro) stammt von einer alten Parzelle ungepfropfter Chardonnaystöcke. Ein Kapitel Weingeschichte.
www.tarlant.com