Das Laserschwert im Glas
Marktschau: Sauvignon Blanc aus Sancerre und Pouilly-Fumé
Verkostung & Text: Sigi Hiss; Foto: VINUM
Sauvignon Blanc wird normalerweise mit Grasig-Grünem, Brennnesseln, Gemüsen wie Schnittlauch und Stachelbeeren verbunden. Meist einhergehend mit einer geradezu explosiv aus dem Glas dem Weintrinker direkt in die Nase springenden Aromatik. Winzer auf der ganzen Welt keltern inzwischen Sauvignon Blanc, und das mit grossem Erfolg und in einer beachtlichen Vielschichtigkeit. Und trotzdem ist Sauvignon Blanc ein Wein, über den herrlich gestritten werden kann. Den einen fehlen Feinheit und Komplexität, Kritiker bemängeln oftmals den schon erwähnten penetranten Geschmack. Das kann man von den Weinen dieser VINUM-Marktschau wirklich nicht behaupten. Sie kommen vom längsten Fluss Frankreichs, der Loire, genauer gesagt aus den AOCs Sancerre und Pouilly-Fumé. Beide sind, salopp gesagt, grade mal zwei Steinwürfe weit voneinander entfernt, wobei die Letztere sich wenige Kilometer weiter flussaufwärts befindet.
Man darf Sauvignon Blanc als das Gegenteil eines einfach zu trinkenden Weissweins bezeichnen
Gleich aus welcher Weinbauregion ein Sauvignon Blanc stammt, diese rassig-mineralische Säure ist ihnen allen gleich. Weine aus Sancerre oder Pouilly-Fumé sind Paradebeispiele dieses markant säurebetonten und mineralischen Stils. Und in kühleren Jahren macht es Sinn, den Weinen etwas mehr Zeit zu geben. Sie verlieren mit der Reife die anfangs etwas kantige Art. Ohne Übertreibung darf man sie als das Gegenteil eines einfach zu trinkenden Weissweins bezeichnen. Da werden nicht die Softies ins Glas eingeschenkt, vielmehr rassige und enorm mineralische Weine, die wie mit dem Laser gezogen über den Gaumen gleiten. Kristalline Frische mit erdigen, auch zitrusherben Noten. Hin und wieder mal, mehr in Pouilly-Fumé als in Sancerre, zeigen sich auch leicht exotische Früchte – doch nie banal oder aufdringlich. So lässt sich auch das Niveau dieser Marktschau umschreiben: Präzision aus Pouilly-Fumé und Sancerre!