Das Beste vom Markt: Bordeaux zwischen 20 und 50 Franken

Bordeaux hat es nicht immer leicht, den Ansprüchen der Weintrinker gerecht zu werden, oft wird nicht weniger als das Nonplusultra erwartet. Aufgrund der Preispolitik, auch für Basisweine hohe Preise aufzurufen, ist das durchaus berechtigt. Andererseits produziert Bordeaux gefühlt seit Jahrhunderten Jahr für Jahr mit die grössten Weine überhaupt. Was Erfahrung und neuste Erkenntnisse betrifft, ist das Bordelais ohnehin führend. Mit der unteren Grenze von 20 Schweizer Franken liegen wir am Anfang der mittleren Preisrange von Bordeauxweinen. Hingegen steht man mit dem oberen Limit der 50 Schweizer Franken schon vor dem hochpreisigen Regal. Beeindruckend in dieser Probe und unabhängig davon, was eine Flasche kostete, war das Fehlen marmeladiger und süsslich-plumper Weine. Ohne Frage gab es enorm kraftvolle, manchmal wuchtige Vertreter mit ein paar wenigen, denen die Balance ausgegangen ist. Im Kontrast dazu standen auch Flaschen auf dem Tisch, die an das klassische Bordeaux erinnerten: moderater Alkohol, festes, aber reifes Tannin und präzise Frucht.

Bordeaux hat es nicht immer leicht, den Ansprüchen der Weintrinker gerecht zu werden.

Es mag widersprüchlich klingen, doch solche Weine, auch mit 13,5 oder 14 Volumenprozent Alkohol, schlendern fast leichtfüssig über die Zunge. Da ist viel Trinkfreude in der Flasche, die zudem, nach fünf Jahren nicht ausgetrunken sein muss. Dass sich manche Nase dumpf und wenig präzise präsentierte, mag zum Teil an den minderwertigen Korken gelegen haben. Nur wenige Cent mehr muss man für eine gute Korkqualität ausgeben, und die macht sich definitiv erfreulich bemerkbar. Alles in allem sollte bei Preisen von 20 bis 50 Schweizer Franken die Qualität im Gesamten höher sein und Ausfälle sollte es gar nicht erst geben. Diesem Anspruch wurde die Degustation leider nicht ganz gerecht. Dennoch fanden sich in jeder Preisstufe richtig gute Weine, von denen einige mit der Reife noch weiter zulegen werden. Häufig war da der erwähnte klassische Stil im Glas. Obendrein machten die wenigen Weissweine, vier an der Zahl, richtig viel Freude. Bordeaux kann nicht nur Rot- und Süss-, sondern auch trockene Weissweine auf hohem Niveau!