Barolo 2016: Lang lebe der König!
Guide Barolo 2016: Ein Jahrhundert-Jahrgang
Degustation & Text: Christian Eder
Die Langhe im Herzen des Piemont sind die Heimat der Nebbiolo-Traube, aus der einige der nobelsten Weine der Welt gekeltert werden. Allen voran der Barolo, benannt nach der gleichnamigen Stadt: Wein der Könige und König der Weine wurde und wird er genannt. Sein Ursprungsgebiet – elf Gemeinden in den hügeligen Langhe – ist einzigartig: Als sich das Meer vor 16 Millionen Jahren zurückzog, hinterliess es ein Substrat aus Lehm, Kalk, Mergel, Tuffstein und Kreide. So variieren die Böden zwischen Kalk-Mergel-Böden rund um La Morra und Barolo und Böden mit höheren Anteilen von Sandstein rund um Monforte, Serralunga und Castiglione. Sie bilden den komplexen Untergrund, auf dem gerade in ausgewogenen Jahren die Nebbiolo- Trauben für einige der besten Weine der Welt gedeihen. Wie im aktuellen Barolo-Jahrgang 2016: Viel Regen von Ende Februar bis März sorgte für ausreichend Wasserreserven, führte aber auch zu einer Verzögerung beim Start einer der längsten Vegetationszyklen der vergangenen Jahre. Das Frühjahr war von Regen geprägt, die Durchschnittstemperaturen waren durch kühle Nächte bis in den Sommer hinein niedrig. Warme Sommer- und Herbsttage mit viel Sonnenschein sorgten aber dann für eine perfekte Reife der Nebbiolo-Trauben. Die Lese dauerte durch den verzögerten Verlauf bis in die zweite Hälfte des Oktobers, das Ergebnis waren perfekt ausgereifte, gesunde Trauben (dies zeigte sich an der geringen Menge an Apfelsäure, ein wichtiger Reifungsindikator: weniger als 1 g/l für die Nebbiolo-Trauben). Fazit: Die Baroli, die nun nach vier Jahren aus den Fasskellern kommen, zeichnen sich durch Harmonie, Komplexität und Langlebigkeit aus – die Ingredienzien eines grossen Jahrgangs.
Das persönliche Statement des Verkosters
«Opulenz, Eleganz und Finesse – all das kommt in diesem Jahrgang nahezu perfekt zum Ausdruck.»
Christian Eder VINUM-Autor
Anfangs war man skeptisch, was den Barolo 2016 betrifft: Nach dem schon recht starken Jahrgang 2015 sollte es noch besser kommen? Aber schon der Barbaresco 2016, der im Vorjahr präsentiert wurde, liess einiges erhoffen: Mehr Eleganz, mehr Langlebigkeit, mehr Noblesse waren daher auch vom grossen Bruder zu erwarten. Das Ergebnis ist mehr als befriedigend: Der aktuelle Jahrgang ist im Barolo-Gebiet durchwegs exzellent. Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden und Rebbergen sind ein Ausdruck der vielfältigen Terroirs, an denen die Langhe so reich sind. Die Opulenz La Morras, die Eleganz von Barolo und Serralunga d’Alba, der Charakter von Castiglione Falletto und Monforte d’Alba, die Finesse Verdunos... all das kommt in diesem Jahrgang nahezu perfekt zum Ausdruck. Feinkörnige und doch langlebige Tannine, eine vife Säure, aber vor allem Harmonie und Balance zeichnen die besten Weine aus. Unterschiedlich wird natürlich ihre weitere Entwicklung sein. Einige der Baroli 2016 werden bald Freude bereiten, viele sind gleichwohl – so die Prognose – für die lange Reife im Keller geeignet. Denn 2016 ist ein klassischer Barolo-Jahrgang, der auch in zehn oder mehr Jahren noch Überraschungen parat halten wird. Ein Wermutstropfen war in den vergangenen Jahren der Preis der Weine. Die boomende Nachfrage aus Übersee sorgte bei einzelnen Etiketten zum Teil für horrende Preissteigerungen. Dieser Trend erlebt gerade durch Handelsstreit und Coronakrise einen Dämpfer, wird aber wohl in Bälde wieder einsetzen. Aber kein Grund zur Sorge: Hervorragende Weine mit einem soliden Preis-Leistungs-Verhältnis findet man immer noch mehr als genug!
Die Verkostung
Christian Eder degustierte im Januar 2020 bei den En-Primeur-Veranstaltungen Nebbiolo Prima und Grandi Langhe in Alba / Piemont bzw. Etiketten, die nicht dort vertreten waren, später in der Redaktion.
Rang | Beschreibung | |
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1 | 19,0/ 20 Punkte | Piemont – Le Langhe, Piemont, Italien Mauro Veglio |
2 | 19,0/ 20 Punkte | Piemont – Le Langhe, Piemont, Italien Vietti |
3 | 19,0/ 20 Punkte | Piemont – Le Langhe, Piemont, Italien Elio Grasso |