VINUM Riesling Champion 2019

Doppelsieger

Text: Rudolf Knoll, Fotos: VINUM

Deutschlands mit Abstand wichtigste und international besonders begehrte Rebsorte zeigte sich beim achten VINUM-Wettbewerb um den Riesling Champion von ihrer besten Seite. Diesmal gab es einen Doppelsieg für zwei Rheinhessen, darüber hinaus schmücken bekannte Namen aus verschiedenen Regionen die Top-Plätze in sieben Kategorien.

Einige Jahrzehnte lang standen Deutschlands Winzer in Treue fest zur Uralt-Neuzüchtung Müller-Thurgau. Die Kreuzung von Riesling x Madeleine Royal (nicht Silvaner) von Professor Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau, anno 1882 vorgenommen in Geisenheim, stand bis Mitte der 90er Jahre auf Rang eins der deutschen Rebsorten. Noch vor 40 Jahren wurde sie auf 24 528 Hektar angebaut, der Riesling lag gut 6000 Hektar dahinter auf Rang zwei. Heute hat sich die Fläche des «Müller» praktisch halbiert (etwa 12 400 Hektar), während der Riesling auf 23 800 Hektar wächst. Damit stehen nach einer Rechnung des Deutschen Weininstitutes 45 Prozent aller Rieslinge der Welt in deutschen Weinbergen.

Die zugenommene Beliebtheit der Sorte erklärt sich aus verschiedenen Gründen. Früher reifte der Riesling nur in sehr guten Weinjahren richtig aus. In schwächeren Jahren musste der Zuckersack herhalten, um einen selbstständigen Wein mit etwas Rückgrat erzeugen zu können. Beispiel 1980er: Damals schaffte der Riesling selbst im noblen Johannisberg im Rheingau Anfang November lediglich 60 Grad Öchsle. Der Klimawandel macht es möglich, dass überwiegend auf die Anreicherung verzichtet werden kann und es eher zum Problem wird, dass der Riesling – wie andere Weissweinsorten – zu alkoholisch ausfällt.

Seine besonderen Reize zeigt er im trockenen Bereich schon im Mittelgewicht. Unser Siegerwein in der besonders hart umkämpften Kategorie trocken glänzte mit lediglich 12,5 «Volt». Das gehört zur Vielseitigkeit der Sorte. Sie kann mit verspielter Leichtigkeit bei zarter Frucht als halbtrockener oder feinherber Wein imponieren (die Auswüchse, einen Wein mit über 50 g/l Fruchtzucker als feinherb zu bezeichnen, haben erfreulicherweise abgenommen). Sie imponiert mit saftiger Frucht, meist als Spätlese deklariert, und regt dabei an zu raffinierten Kombinationen mit fernöstlich angehauchten Speisen. Und dann gibt es noch die edelsüssen Varianten als raffinierte, zarte Auslese oder als Beerenauslese, Trockenbeerenauslese und – bei eisigen Temperaturen im Weinberg – als Eiswein.

Die guten Gene des Riesling sind auch in zwei «Kindern» besonders zu finden, den Kreuzungen Scheurebe und Rieslaner. Wir haben dieser Sparte in unserem Wettbewerb eine eigene Kategorie für edelsüsse Weine gewidmet und dabei erlebt, dass sich eine Scheurebe von 1985 noch sensationell frisch präsentierte. Das wiederum war ein gutes Beispiel für das Alterungspotenzial, das in Riesling und Co. steckt. Viele der von uns auf den folgenden Seiten vorgestellten Weine (der Extrakt aus 1650 Anstellungen und rund 600 Finalweinen) sind gewiss in einigen Jahren noch Garanten für viel Genuss. Das liegt auch daran, dass sie häufig aus renommierten Kellern stammen, weil sich bei unserem Wettbewerb viele Erzeuger beteiligen, die zur deutschen Elite gehören. Aber ehrgeizige Newcomer kennen ebenfalls die Rezepte für die Erzeugung erstklassiger Weine…

Die Jury

Unter der Regie von «Capitano» Rudolf Knoll verkosteten in zwei Vor- und Finalrunden erfahrene Profis aus dem Handel, der Gastronomie sowie Önologen, Weinberater und Mitarbeiter der VINUM-Redaktion gründlich und kritisch.

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