Zyperns alte Rebsorten erleben eine Renaissance

Die Meister des Einzigartigen

Text: Rudolf Trefzer

Obwohl Zypern zu den ältesten Weinbaugebieten zählt, war die Mittelmeerinsel bis vor wenigen Jahren ein weisser Fleck auf der europäischen Weinbaukarte. Doch das hat sich inzwischen geändert. Denn Zyperns Winzer setzen seit einigen Jahren vermehrt auf einheimische Rebsorten, deren Qualitätspotenzial sie nun ausloten.

Seine eigentliche Blüte erlebte der zypriotische Weinbau im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Unter der Herrschaft der Kreuzritter (der Johanniterorden hatte 1281 sein Hauptquartier nach Zypern verlegt) und ab 1489 der Venezianer zählten die süssen Commandaria-Weine zu den begehrtesten und teuersten Weinen auf den Tafeln der Reichen und Mächtigen in ganz Europa. Die osmanische Herrschaft, die von 1571 bis 1878 dauerte, bereitete dem zypriotischen «Weinwunder» aber ein rasches Ende. Erst unter britischer Verwaltung (ab 1878) erlebte der Weinbau auf Zypern eine Renaissance. Der sogenannte «Zypern-Sherry» (wie dieser gespritete Wein damals noch genannt werden durfte) stiess in Grossbritannien auf grosse Nachfrage. Später etablierten sich die sozialistischen Staaten Osteuropas als ein weiterer wichtiger Absatzmarkt für billige Massenweine. Doch mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und der gleichzeitig schwindenden Nachfrage nach «Zypern-Sherry» fand die mengenorientierte Weinproduktion auf Zypern ein rasches Ende. Die Rebfläche schrumpfte dramatisch von 31 000 Hektar Ende der 1980er Jahre auf heute rund 9000 Hektar.

Mit dem Ende einer auf Masse statt Klasse setzenden Weinwirtschaft, die bis vor zwanzig Jahren praktisch ausschliesslich von vier Grossfirmen dominiert wurde, stand Zypern in den 1990er Jahren am gleichen Punkt wie andere europäische Weinbauländer ein oder zwei Jahrzehnte früher. Wie anderswo begriff auch in Zypern eine neue, initiative und gut ausgebildete Winzergeneration die Krise als Chance und begann, in ihren eigenen, neu gegründeten Weinbaubetrieben kompromisslos auf Qualität zu setzen. Dazu gehört auch die Rückbesinnung auf alte einheimische Rebsorten, die sich bestens an das Terroir der westlichen und südlichen Ausläufer des Troodos-Gebirges mit den kargen, teils vulkanischen, teils kalkdominierten Böden und den heissen, trockenen Sommermonaten angepasst haben. Sauvignon Blanc und Chardonnay oder Syrah und Cabernet Sauvignon werden bereits rund um den Globus angebaut, doch die weissen Rebsorten Xynisteri, Promara oder Spourtiko und die roten Varietäten Mavro, Maratheftiko oder Yiannoudi gibt es nur auf Zypern, wo sie, da sich die Reblaus hier nicht auszubreiten vermochte, allesamt wurzelecht und bis in für Europa rekordverdächtige 1500 Höhenmeter angebaut werden. Seit einigen Jahren sind die Topwinzer daran, das Potenzial dieser und weiterer einheimischer Sorten auszuloten. Ob reinsortig oder als Cuvées abgefüllt, die Wein gewordenen Resultate ihrer Bemühungen vermögen zu begeistern und brauchen – wie der Besuch von fünf Topkellereien eindrücklich zeigt – auch im internationalen Vergleich keine Konkurrenz zu scheuen.


Ezousa Winery in Kannaviou

2003 kam Michalis Constantinides zurück nach Kannaviou, einem kleinen, baumbestandenen Dorf im hügeligen Hinterland der Küstenstadt Paphos, um seine eigene Weinkellerei aufzubauen. Hier hat Michalis Constantinides seine ersten Lebensjahre verbracht, bevor er nach Athen ging, um dort Chemietechnik zu studieren. Nach seiner Rückkehr nach Zypern arbeitete er zuerst fünf Jahre lang in einem grossen Unternehmen der Kunststoffindustrie und nahm danach eine Regierungsstelle im Umweltbereich in Nikosia an. Doch in Kannaviou besass seine Familie einen Weinberg. «Irgendwann an einem Wochenende, als ich mit meinen Freunden in Kannaviou zusammensass, kam die scherzhafte Idee auf, diesen Weinberg selber zu pflegen und die Trauben selber zu keltern», erinnert sich Michalis Constantinides. «Auch wenn das nicht ganz ernst gemeint war, liess mich der Gedanke nicht mehr los. Und nur wenig später entschied ich mich, den Worten Taten folgen zu lassen.» Heute gehört die Ezousa Winery zu den Topbetrieben im Bezirk Paphos. Auf insgesamt sechzehn Hektar werden zahlreiche Rebparzellen, die zwischen 400 und 700 Metern über dem Meer liegen, bewirtschaftet. Im Vordergrund stehen dabei die beiden einheimischen Sorten Xynisteri und Maratheftiko. Ergänzt wird der Rebsortenspiegel durch die internationalen Varietäten Syrah, Mourvèdre und Viognier und versuchsweise durch Yiannoudi, einen weiteren roten einheimischen Hoffnungsträger, sowie durch Assyrtiko, die weisse Sorte, die auf der Kykladeninsel Santorini verbreitet ist und dort saftig-elegante Weine hervorbringt. Sein besonderes Augenmerk hat Michalis Constantinides jedoch auf den Maratheftiko gerichtet. «Unter den autochthonen roten Sorten ist für mich der Maratheftiko nicht nur die beste, sondern auch jene, mit der wir auf dem internationalen Weinparkett mithalten können.»

Allerdings macht es der Maratheftiko den Winzern nicht ganz leicht, denn im Anbau gilt sie als schwierig und kapriziös. Anders als praktisch alle anderen Rebsorten auf der Welt ist sie nicht selbstbestäubend. Deshalb muss sie zusammen mit anderen Sorten gepflanzt werden, die dann die Bestäubung übernehmen. Das kann zur Folge haben, dass die Traubenbeeren uneinheitlich reifen, und der Ertrag schwankt. «Doch Schwierigkeiten sind bekanntlich dazu da, um überwunden zu werden. Deshalb experimentieren wir beim Maratheftiko bei der Wahl der Klone, bei der Ertragssicherung und bei der Traubenselektion im Rebberg.» Doch aller Schwierigkeiten zum Trotz steht für Michalis Constantinides fest: «Ich habe meinen Entscheid, Winzer zu werden, bislang noch nie bereut.»
www.ezousa.com​​​​​​​

Maratheftiko Metharmi 2013

17.5 Punkte | 2018 bis 2018 

Komplexes, vielschichtiges Bouquet mit Aromen von schwarzen Beeren, Kirschen und dezenten Kräuter- und Gewürznoten. Im Gaumen vollmundig, finessenreiche Aromatik, süsser Schmelz, feine, harmonisch integrierte Tannine, saftige Säure, langer Nachhall. Kann noch zulegen. 


Tsiakkas Winery in Pelendri

Costas Tsiakkas ist ein Mann, der nie zu ruhen scheint, denn es gibt ja immer etwas (und manchmal auch gleich mehreres gleichzeitig), das gesagt, organisiert und erledigt werden muss. Die Liebe zum Wein ist gewissermassen familiär vererbt. Costas Tsiakkas’ Grossvater war Weinhändler. Costas schlug aber zunächst einen anderen Berufsweg ein und stieg zum Direktor einer Bankfiliale auf. Überzeugt davon, dass man auf Zypern mit den einheimischen Sorten nicht nur eigenständige, sondern auch qualitativ hochstehende Wein erzeugen kann, begann er vor nunmehr dreissig Jahren, neben seinem Bankenjob im Bergdorf Pelendri Weine zu erzeugen. 1992 baute er im Rebbaugebiet ausserhalb des Dorfes auf über 1000 Metern über dem Meer ein Wohnhaus samt Kellerei und legte damit die Grundlage für seine spätere berufliche Neuausrichtung. 2001 war es so weit: Costas Tsiakkas beendete sein Doppelleben und wurde Vollblutwinzer. Obwohl in den steilen, terrassierten Rebbergen auch einige internationale Rebsorten wachsen, war Costas Tsiakkas als einer der ersten vom Qualitätspotenzial alter zypriotischer Rebsorten überzeugt. Neben den beiden zypriotischen Vorzeigevarietäten Xynisteri und Maratheftiko (Tsiakkas verwendet bei Letzterem die ebenfalls geläufige Bezeichnung Vamvakada) sind in den letzten Jahren noch der weisse Promara sowie der rote Yiannoudi dazugekommen. «Wir kennen diese Sorten erst seit kurzer Zeit. Momentan sind wir daran herauszufinden, welches ihre typischen Charakteristiken sind und was wir tun können und müssen, damit sie ihr Qualitätspotenzial optimal zum Ausdruck bringen können», kommentiert Tsiakkas. «Ich bin gespannt, wo wir da in zehn Jahren stehen werden. Ich könnte mir vorstellen, dass der Yiannoudi dann die rote Topsorte auf Zypern sein wird.» Bereits jetzt top ist sein Commandaria. Der aus sonnengetrockneten Trauben erzeugte Süsswein, der bereits in der Antike erzeugt und im Laufe des 13. Jahrhunderts unter dem Namen Commandaria bekannt und in ganz Europa an den Tafeln der Mächtigen und Reichen serviert wurde, darf nur auf dem Gebiet von vierzehn, an den südlichen Abhängen des Troodos-Gebirges liegenden Gemeinden erzeugt werden. Zugelassen sind die beiden Rebsorten Mavro (rot) und Xynisteri (weiss), die zudem in der traditionellen Buschform erzogen sein müssen und nicht bewässert werden dürfen. Anknüpfend an die Tradition spritet Costas Tsiakkas seinen grossartigen Koumandaria nicht auf und füllt ihn nach einer mehrjährigen Fasslagerung auch nicht als Jahrgangsverschnitt, sondern als Jahrgangswein ab.
www.tsiakkaswinery.com

Xynisteri, Single Vineyard 2015

17.5 Punkte | 2017 bis 2025

Finessenreiches, fruchtiges Bouquet, gelbe Früchte und Zitrusnoten. Im Gaumen gute Fülle, aber gleichwohl elegant, vielschichtige Fruchtaromatik, harmonische Säure, mineralische Anklänge, gute Länge.


Zambartas Winery in Agios Ambrosios

Fährt man von Limassol, der an der Südküste Zyperns gelegenen Hafen- und Touristenstadt, in nordwestlicher Richtung ins hügelige Hinterland, ändert sich das Landschaftsbild schon nach kurzer Zeit markant. Statt Hotelpalästen und modernen Geschäftsgebäuden bekommt man nun die ersten imposanten Steinterrassen zu sehen, die – wie Höhenlinien auf einer Landkarte – die steilen Taleinschnitte konturieren. «Alle diese Terrassen waren noch bis in die 1970er Jahre mit Reben bestockt», erklärt Marcos Zambartas. «Seit einigen Jahren sind wir aber daran, einen Teil dieser verbuschten Terrassen zurückzuerobern und wieder mit Reben zu bepflanzen.» Mit «wir» meint er eine langsam, aber stetig wachsende Zahl von Winzern und Weinproduzenten, die auf Qualitätsweine setzt, die sie zwar nicht ausschliesslich, aber mehrheitlich aus einheimischen Rebsorten erzeugt. Es war Akis Zambartas, Marcos’ Vater, der sich neben seiner Arbeit als Chefönologe und später als Direktor einer der grössten Weinkellereien Zyperns auf die systematische Suche nach alten, vergessenen Rebsorten machte. Dabei stiess er auf zwölf weisse und rote Rebsorten, die oft im Mischsatz in alten Weinbergen zusammen mit den verbreiteten Mavro- und Xynisteri-Reben wuchsen. Überzeugt vom Potenzial einiger dieser vergessenen Rebsorten, gründete Akis Zambartas 2006 in Agios Ambrosios seine eigene Kellerei. Zwei Jahre später kam sein Sohn Marcos dazu, nachdem er sein Chemie-Studium in London und danach seine Önologie-Ausbildung in Australien abgeschlossen hatte. 

Nach dem frühen Tod von Akis Zambartas übernahm Marcos die Leitung des Familienbetriebs. Zurzeit werden neun Hektar Rebland bewirtschaftet, wobei die Rebparzellen zwischen 500 bis 1150 Höhenmetern liegen, auf kalkhaltigen Böden in tieferen Lagen, auf vulkanischem Untergrund mit zunehmender Höhe. Neben internationalen Sorten wie Sauvignon Blanc, Sémillon, Mourvèdre und Syrah sowie der griechischen Lefkada werden vor allem einheimische Varietäten angebaut. Im Vordergrund stehen dabei der weisse Xynisteri und der rote Hoffnungsträger Maratheftiko. Dazu gekommen ist in den letzten Jahren mit dem Yiannoudi eine weitere vielversprechende autochthone rote Sorte, deren verheissungsvolles Potenzial aber noch ausgelotet werden muss. 

Sein volles Potenzial zeigt dagegen bereits der Xynisteri. Marcos Zambartas füllt ihn reinsortig in zwei Versionen ab. Neben dem frisch-fruchtigen Basiswein keltert er auch einen Xynisteri, dessen Trauben von 29 Jahre alten Buschreben einer Reblage stammen, die auf 900 Metern über dem Meer im Troodos-Gebirge liegt. Marcos Zambartas: «Der Xynisteri Single Vineyard gehört zu meinen Lieblingsweinen, weil er exemplarisch zum Ausdruck bringt, was wir anstreben.»
www.zambartaswineries.com

Koumandaria 2008

18.5 Punkte | 2017 bis 2035 

95% Xynisteri und 5% Mavro. In der vielschichtigen Nase Aromen von Nüssen, Rosinen, getrockneten Orangenschalen und reifen Quitten. Im Gaumen vollmundig, verführerische süsse, vielschichtige Fruchtaromatik, die von einer präsenten Säure ausbalanciert wird. Langer, aromatisch dichter, säuregestützter Nachhall. Kann noch zulegen.


Vouni Panayia Winery in Panayia

Vor nunmehr dreissig Jahren tat Andreas Kyriakides etwas, was sein Leben verändern und bis heute prägen sollte: Nur so nebenbei produzierte er mit den Trauben von einigen familieneigenen Rebparzellen 8000 Flaschen Wein. Und da sich die im Nu verkauften, entschied er sich, seinen Job in der Abteilung für Weinbau und Önologie des Ministeriums für Landwirtschaft aufzugeben und sich künftig als Winzer voll und ganz den praktischen Seiten des Weinbaus zu widmen. Dabei war für Andreas Kyriakides von Anfang klar, dass er nur mit einheimischen Rebsorten arbeiten würde. Aus der kleinen Privatkellerei von einst ist inzwischen ein moderner Familienbetrieb geworden, in dem nun die beiden Söhne Yiannis und Pavlos nach Abschluss ihres Önologiestudiums an der Universität von Florenz das Zepter übernommen und das Ihre dazu beigetragen haben, dass Vouni Panayia heute zu Zyperns Topweingütern zählt.

Die Kellerei Vouni Panayia liegt oberhalb des Dorfes Panayia auf rund 900 Metern über dem Meer in den westlichen Ausläufern des Troodos-Gebirges und ist von der Küstenstadt Paphos aus über eine kurvenreiche Strasse zu erreichen. Die ausgedehnten, mit wurzelechten Gobelet-Stöcken bepflanzten Rebparzellen des Gebiets liegen grösstenteils nochmals eine Stufe höher auf verschiedenen Plateaus, von denen aus sich einem atemberaubende Ausblicke auf das tiefergelegene Landschaftspanorama darbieten. Das Durchschnittsalter der gutseigenen Reben beträgt rund siebzig Jahre. Neben dem obligaten Xynisteri, mit dem rund die Hälfte der gutseigenen 25 Hektar Rebfläche bestockt sind, wachsen hier auch die beiden seltenen weissen autochthonen Varietäten Spourtiko und Promara, die reinsortig abgefüllt werden. «Der Spourtiko ist eine Rarität», erklärt Andreas Kyriakides. «Es gibt zurzeit nur gerade vier Produzenten, die Spourtiko-Weine erzeugen.» Während sich der Spourtiko saftig-elegant und mit einer feinfruchtigen, von dezenten Zitrusnoten unterlegten Aromatik präsentiert, zeigt sich der Promara dicht gewoben und facettenreich, mit Aromen von exotischen Früchten, Kräutern und Zitronen. Bei den Rotweinen bilden der reinsortig aus Maratheftiko-Trauben gekelterte Barba Yiannis und der Yiannoudi mit ihrem stoffig-soliden Rückgrat, aber zugleich saftigen Eleganz die Qualitätsspitze. «Unsere Weine», kommentiert Sohn Yiannis, «sind das Resultat des Zusammentreffens von Tradition und den lokalen Gegebenheiten der Natur mit dem Wissen und den Erkenntnissen unserer Zeit.»
www.vounipanayiawinery.com

Yiannoudi 2014

17.5 Punkte | 2017 bis 2025

Ansprechende, finessenreiche Nase mit Aromen von reifen schwarzen Beeren, Kirschen und Sauerkirschen sowie würzigen Noten. Im Gaumen saftiger Auftakt, solide Struktur mit fleischig-saftiger Frucht, präsente, harmonisch integrierte Tannine. Sehr langer, eleganter, säuregestützter Abgang. Wein mit Potenzial, der jetzt schon grosse Trinkfreude bereitet.


Vlassides Winery in Kilani

Sophokles Vlassides ist ein Perfektionist. Deshalb zweifelt er selbstkritisch solange am Geschaffenen und Erreichten, bis er vollends mit den Resultaten seiner Bemühungen zufrieden ist. Geschaffen und erreicht hat er viel in den nunmehr beinahe zwanzig Jahren, die vergangen sind, seit er 1998 nach Kilani in das Heimatdorf seiner Familie zurückgekehrt war und im ehemaligen Kolonialwarenladen seines Grossvaters seinen eigenen kleinen Winzerbetrieb einrichtete. So bezog Sophokles Vlassides 2012 die neu erbaute, ausserhalb des Dorfes gelegene Weinkellerei, die von sieben Hektar gutseigenem Rebland umgeben ist. Mit Reben bestockt sind weitere zehn Hektar, die sich auf verschiedene Parzellen in Lagen zwischen 900 und 1100 Metern über dem Meer verteilen. «Als ich 1998 hier anfing, gab es in Zypern noch kaum Kellereien, die kompromisslos auf Qualität setzten», erinnert sich Vlassides. «Um auf uns aufmerksam zu machen, setzten wir qualitätsorientierten Winzer zuerst auf internationale Rebsorten wie Sauvignon Blanc und Chardonnay oder Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah. Erst nach und nach begannen wir, uns für unsere autochthonen Sorten zu interessieren.»

Trotz der Aufmerksamkeit und der Anerkennung, die mittlerweile die aus zypriotischen Rebsorten erzeugten Gewächse gefunden haben, ist Vlassides noch nicht mit allen Resultaten seiner eigenen Annäherung an die einheimischen Sorten zufrieden. Ausser seinem Grifos 2, einem Xynisteri-Wein, der mit 25 Prozent Sauvignon Blanc verschnitten wird, zögert er noch, die aus den Sorten ​Maratheftiko und Yiannoudi gekelterten Gewächse auf den Markt zu bringen. «Seit zwölf Jahren arbeite ich nun schon mit diesen beiden roten Sorten. Doch ich bin von den Resultaten noch nicht voll und ganz überzeugt, deshalb habe ich sie bis jetzt nicht in den Verkauf gebracht.» Für besonders vielsprechend hält er den Yiannoudi, aber seine eigenen Reben seien noch zu jung. Dem Wein fehle es noch an Körper und Tiefgang, krittelt er bei der Verkostung eines den Schreibenden überzeugenden Fassmusters des 2016er Jahrgangs. Und so müssen sich halt seine Kunden weiterhin gedulden, bis Mister Perfect weitere aus zypriotischen Sorten gekelterte Weine freigibt. Trösten können sie sich freilich damit, dass die in traditioneller Manier, aber mit wissenschaftlicher Akribie aus internationalen Varietäten erzeugten Gewächse nichts zu wünschen übrig lassen. Sein Meisterstück ist dabei zweifellos der monumentale Opus Artis, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah, die achtzehn Monate in Barriques und zwei Jahre in Flaschen reifen muss, bis sie in den Verkauf gelangt.
www.vlassideswinery.com

Opus Artis 2012

18 Punkte | 2017 bis 2027

53% Cabernet Sauvignon, 42% Merlot, 5% Syrah. Tiefgründige Nase mit Aromen von reifen, schwarzen Früchten und kräftigen würzigen Noten. Im Gaumen kraftvoll-muskulös, komplexe, vielfältige Aromatik, präsente, geschliffene Tannine, saftige Säure, schöne Fruchtsüsse, langes, aromatisch-dichtes Finale. Monumentaler, in sich stimmiger Wein mit grossem Alterungspotenzial. 

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