Wallis
MAGIC WALLIS
Text: Thomas Vaterlaus
Mit Projekten wie Electus und Clos de Tsampéhro tritt der Walliser Weinbau in eine neue Dimension ein: qualitativ, preislich, grundsätzlich. Gleichzeitig sorgen mehrere Quereinsteiger für Furore. Das Wallis steht am Anfang einer goldenen Epoche!
190 Franken für eine Flasche Walliser Rotwein? Noch vor zehn Jahren wäre so was völlig undenkbar gewesen. Und noch heute reibt man sich die Augen. Electus heisst das angekündigte Wunderwerk aus dem Hause Valais Mundi, hinter dem die Provins steht. Mit einem Preis von 190 Franken befindet sich dieser «Superwalliser» in der gleichen Dimension wie der Ornellaia aus Italien, der Seña aus Chile oder der Dominus aus dem Napa Valley in Kalifornien. Die alles entscheidende Frage lautet: Ist dieser Wein das viele Geld wert? Die Antwort lautet: Ja! Der erste Electus, es ist der Jahrgang 2010, der jetzt erhältlich ist, ist ein überaus komplexer Wein. Mit Aromen von reifen roten Beeren, dazu Trockenblumen, schwarzen Oliven, einer Spur Zedernholz, aber auch balsamischen und mineralischen Noten. Auch im Gaumen zeigt sich der Walliser Icon-Wein vielschichtig, mit einem präsenten, feinkörnigen Tannin und einer reifen, saftigen Säure als tragenden Elementen. Obwohl in der Assemblage die Schweizer Sorten Humagne Rouge, Cornalin und Diolinoir mit einem Anteil von 60 Prozent gegenüber Merlot und Cabernet Sauvignon den Ton angeben, wirkt der Wein von seiner generellen Anlage her bordeauxorientiert. Vor allem aber finden wir in diesem Wein nichts, aber auch gar nichts von der manchmal etwas konturlosen Alkoholfülle, gepaart mit einer Extraktsüsse, die viele Walliser Crus kennzeichnet. Der Electus getraut sich, puristisch aufzutreten, und bekennt sich kompromisslos zu Eleganz und Struktur.
Generalstabsmässige Planung
«Die ersten Überlegungen zu diesem Wein machten wir im Jahr 2002. Es war damals ein typisches ‹Freitagnachmittag nach 17 Uhr›-Projekt. Wir stellten uns immer wieder die entscheidende Frage, ob wir hier im Wallis einen Wein von der Klasse eines Ornellaias, eines Seña oder Opus One in die Flasche bringen können. 2005 konnten wir diese Frage definitiv mit einem Ja beantworten», erinnert sich Provins-Chefönologe Gérald Carrupt. So wurde das Projekt Electus offiziell gestartet.
Es sollte acht Jahre dauern, bis der erste Wein abgefüllt werden konnte. Intern wurde der junge Provins-Önologe Samuel Planchard zum Projektleiter ernannt. Unterstützt von seinem Kollegen Damien Caruzzo und dem aus Bordeaux kommenden Wein-Consultant Nicolas Vivas machte er sich ans Werk. Von den 1000 Hektar Reben, welche die Provins gesamthaft im Wallis vinifiziert, rückten dabei schnell jene 250 Hektar in den Fokus, die vom Provins-Team eigenhändig bewirtschaftet werden. Von dieser Fläche wiederum wurden schliesslich fünf Hektar, bestockt mit den sieben Sorten Cornalin, Humagne Rouge, Diolinoir, Syrah, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot, für das Projekt selektioniert. Gleichzeitig wurden zwei wichtige Grundsatzregeln definiert: Der Electus soll nur produziert werden, wenn es die Qualität des Jahrgangs erlaubt. Und: Die Zusammensetzung der Assemblage ist nicht fix. Bei jedem Jahrgang wird von neuem entschieden, welche der sieben Sorten mit welchem Prozentsatz im Wein vertreten sind.
Während das Provins-Team am Electus feilte, entwickelte eine Zürcher Werbeagentur eine eigenständige Corporate Identity für diesen ersten Walliser Icon-Wein. Nicht die Provins sollte auf dem Electus-Label auftreten, sondern ein eigenständiger Erzeuger. So wurde ein Tochterunternehmen mit dem programmatischen Namen Valais Mundi gegründet. Das Label des Electus ziert eine Illustration, die von einer Stickerei stammt, die sich in der Kirche des Oberwalliser Dorfes Mund befindet. Sie zeigt einen Vogel, der sich gerade eine reife Kirsche schnappt. Beim Weiterfliegen wird der Kern womöglich einen neuen Baum hervorbringen. So werden letztlich Kirschsorten in die weite Welt hinausgetragen. Auf dem Electus dient diese Illustration als Metapher für die frohe, qualitativ hochstehende Weinbotschaft aus dem Wallis, die hoff entlich auch den Weg in die Welt hinaus findet. . .
Einer der besten, trockenen Weissen
Fast gleichzeitig mit dem Electus wurde im Wallis ein zweites Icon-Wein-Projekt gestartet, interessanterweise mit einem völlig anderen, ja gegensätzlichen Konzept. Im Mittelpunkt des im Jahre 2009 initiierten Clos de Tsampéhro steht einzig und allein der gleichnamige Rebberg in Flanthey. Es ist ein im Kataster eingetragenes Clos von legendärem Ruf. Der Winzer Joël Briguet, der Önologe Vincent Tenud, der Wein-Consultant Emmanuel Charpin und der aus Schweden stammende, heut ein Genf wohnende Investor Christian Gellerstad schafften zusammen das Kunststück, die Mini-Parzellen von 36 verschiedenen Besitzern zu erwerben. Am Schluss dieser Operation, einer Sisyphusarbeit im wahrsten Sinne des Wortes, waren sie – mit Ausnahme einer allerletzten Parzelle – alleinige Besitzer dieses 2,5 Hektar grossen Clos, das sich auf rund 660 Meter Höhe befindet. Die Bodenverhältnisse wechseln von Parzelle zu Parzelle, weisen aber insgesamt einen hohen Schieferanteil auf. Endlich im Besitz dieses «Rohdiamanten», begann die Arbeit erst. 50 Prozent der Rebfläche wurden neu bepflanzt.
Heute wachsen im Clos zehn verschiedene Sorten. Jede einzelne davon ist einem der drei Weine zugeordnet, die in einem neuen Anbau des nahe gelegenen Cave La Romaine vinifiziert werden. Ein von der Konzeption her bisher einzigartiger Walliser Cru ist der in Barriques vergorene Clos de Tsampéhro Blanc Edition I, eine Assemblage aus 70 Prozent Savagnin Blanc (auch Heida oder Païen genannt) und 30 Prozent der alten Gletscherweinsorte Rèze, die kräuterharzig-geradlinige Weine hervorbringt. Der 2011er ist denn auch ein sehr subtiler Wein, mit Aromen von Blüten und Kräutern, dazu mineralischen Komponenten. Im Gaumen wirkt er vielschichtig, dicht gewoben und doch sehr geradlinig. Der 2012er, also die Edition II, zeigt sich eine Spur reichhaltiger. Zu den elegant herbalen Noten gesellt sich auch ein Anflug von Akazienhonig. Beide sind ausserordentliche Weine und gehören mit Sicherheit zu den besten Walliser Weissweinen, die je gekeltert worden sind.
Reif für die Champions League
Der Clos de Tsampéhro Rouge Edition I (Jahrgang 2011) ist eine Assemblage aus Cornalin (45 Prozent), Merlot (30 Prozent), Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Es ist ebenfalls ein auf Finesse, feinkörnige Eleganz und saftige Frische ausgelegter Cru mit Aromen von dunklen Beeren, Minze, einer Spur Pfeffer und mineralischen Komponenten. Auch hier zeigt sich der 2012er (Edition II) eine Spur fülliger. Gerade die Vinifikation des roten Clos de Tsampéhro zeigt, welcher Perfektionismus hier bis ins Detail zelebriert wird. So kommen je nach Reifegrad zwischen 10 und 30 Prozent der Rappen in Gärbottiche aus Holz. Bevor die Gärung einsetzt, durchlaufen die meisten Partien eine kalte Maischestandzeit. Und im Ausbau werden für den Cornalin extra Barriques mit dickeren Dauben verwendet, um der Tendenz dieser Sorte zur Oxidation entgegenzuwirken.
Mit Electus und Clos de Tsampéhro beginnt im Wallis ein neues Weinzeitalter. Nie zuvor wurde so minuziös und so kompromisslos maximale Qualität anvisiert. Vergleichen Sie die beiden roten Walliser Icon-Weine ruhig mal blind mit einem Ornellaia, einem Seña oder einem Opus One. Unabhängig davon, welchen Weinen Sie dann schlussendlich die höchsten Noten geben, werden auch Sie zu dem Schluss kommen: Das Wallis hat alle Möglichkeiten, um in dieser Champions League des Weinbaus erfolgreich mitzuspielen.
Histoire d’Enfer
Geniale Crus vom Docteur
Das Gute an Docteur Patrick Regamey ist: Er hasst nichts mehr als Weine, die «flappy moll» schmecken, mit anderen Worten: langweilig. Da sind wir ganz seiner Meinung!
Als Patrick Regamey, eigentlich Doktor für innere Medizin, nach der Verkostung seiner Weine mit seinem alten VW Golf davonbraust, wobei man den Keilriemen noch eine Zeit lang quietschen hört, bleibt man zuerst einmal stehen, um diese unheimliche Begegnung der guten Art noch mal Revue passieren zu lassen. Patrick Regamey bewirtschaftet in seinem 2008 mit seinen im Hintergrund agierenden Partnern Alexandre Challand und James Paget (beide sind oder waren Bankiers) gestarteten Projekt «Histoire d‘Enfer» rund sieben Hektar Reben in den Dörfern Corin, Miège, Sierre und Salgesch. «Probieren wir also ein paar Weine», hatte der Docteur gesagt. Am Schluss waren es dann über 30 und nur ein einziges Mal (nämlich beim Pinot Gris) kritzelte ich eine Note unter 16.5 Punkten in mein Notizbuch. Was ich aber selber kaum glauben konnte: Unglaubliche 16-mal hatte ich 17 und mehr Punkte notiert. Den Pinot Noir, dem sich der Docteur mit besonderer Leidenschaft widmet, gibt es in nicht weniger als fünf Selektionsstufen. Die Bezeichnungen, so sagt er, seien der wachsenden Beziehung zu einer Frau nachempfunden und heissen darum «Desir», «Plaisir» und «Passion». Bei den Frauen aber höre es dann bei der Passion langsam auf, bei seinem Pinot hingegen geht es noch zwei Stufen weiter, nämlich mit «Calcaire», und «Calcaire Absolu». Letzterer ist ein grandioser Wein im burgundischen Stil, und doch hat man als Besucher aus der Pinot-Hochburg Deutschschweiz den Eindruck, dass die Leistung des Docteurs und seines Teams bei Selektionen wie Humagne Rouge L’Enfer de la Roche, Diolinoir L’Enfer de la Passion, Cornalin L’Enfer du Calcaire, Syrah L’Enfer de la Patience und dem verblüffenden Chardonnay Vieilles Vignes Réserve noch höher einzustufen ist.
Der 54-jährige Docteur ist eine faszinierende, ja schillernde Persönlichkeit. Mit seinem überdurchschnittlichen sensorischen Wahrnehmungsvermögen hat er schon als Student sein Geld verdient. Parfümhersteller bezahlten ihn, damit er (damals gab es noch keine Gaschromatographie mit Massenspektrometrie-Koppelung) die Zusammensetzung von Düften der Konkurrenz erschnüffle. Er arbeitete für das Spitzengut Pagos de Capellanes in Ribera del Duero, auch für Claudy Clavien, vor allem aber für die Edelküferei Taransaud in Cognac. Darum verfügt Histoire d’Enfer über allerbeste Barriques, etwa die legendäre «Taransaud 5», für die nur mehr als fünf Jahrelang getrocknete Eiche verwendet wird. Bei der Vinifikation werden alle Register gezogen, inklusive kalter Maischestandzeiten und Vergärung mit den Rappen, was vor allem beim Humagne Rouge beste Resultate erbringt. Das Schönste aber: Der Docteur hasst Weine, die «flappy moll» schmecken. Wir auch!
Infos: www.histoiredenfer.ch
Vin d’Oeuvre
Zwei Berner in Leuk
Isabella liebt füllige Weine, Stéphane bevorzugt Subtilität. In diesem Spannungsfeld gelingen den beiden Walliser Crus, die sinnliche Aromen und eine klare Struktur im Gaumen vereinen.
Was für eine Story: Eine Bernerin und ein Berner, beide nicht aus einer Winzerfamilie stammend, wenden sich als Quereinsteiger dem Wein zu, lernen sich 2002 während des Önologie-Studiums in Changins kennen, gehen dann beruflich und privat wieder getrennte Wege. Er vinifiziert die Walliser Weine für den Berner Weinhändler Niklaus Wittwer (Vennerhus), sie geht auf Wein-Wanderschaft und arbeitet in Neuseeland, Kalifornien und Chile. Als sie schliesslich 2007 in die Schweiz zurückkommen, werden sie ein Paar und schmieden Pläne für ein Wein-Projekt.
Durch seine Wallis-Connection weiss Stéphane Kellenberger, dass im Wallis viele erstklassige Parzellen zum Verkauf stehen, fast immer von älteren Nebenerwerbswinzern, deren Kinder keine Lust mehr auf schweisstreibende Freizeitarbeit haben. 2009 erwirbt er eine erste kleine, erstklassige Parzelle in Fully, die mit Gamay bestockt ist. Noch mal drei Jahre später entdecken die beiden Berner ein Chiffre-Inserat, in dem ein komplettes Weingut im Wallis zum Verkauf angeboten wird. Dann geht alles sehr schnell. 2013 sind sie stolze Besitzer eines zwar unbekannten, aber sehr gut gepflegten Weingutes in Leuk-Stadt, dem sie den Namen Vin d’OEuvre geben.
Obwohl frisch zugezogen, fühlen sie sich nicht als «Üsserschwiizzer». «Die Leute hier sind glücklich zu sehen, dass es weitergeht mit dem Weinbau», sagt Isabella Kellenberger. Vom Terroir in Leuk, das sich durch karge, wasserdurchlässige Böden auf dem Schuttkegel und ein vom Föhn begünstigtes Klima definiert, sind sie beide begeistert. «Hier reift alles voll aus, auch Cornalin und Humagne Rouge», meint Stéphane Kellenberger. Die Stilistik der Vin d’OEuvre-Weine wird mit geprägt durch die gegensätzlichen Weinvorlieben der beiden. Isabella Kellenberger liebt füllige Weine, die sich am Gaumen durchaus explosionsartig entfalten dürfen. Stéphane Kellenberger ist vom Burgund geprägt und schätzt filigrane Weine. Das Resultat sind Weine, die subtil und exakt ihre Frucht zeigen. Am Gaumen schaffen sie scheinbar spielend die Gratwanderung zwischen Fülle und Frische. Alle Weissweine werden ohne Säureabbau vinifiziert. Perfekt gelungen ist etwa der 2013er Johannisberg. Dieser Wein hat nichts mehr mit den plumpen Dickschiffen zu tun, die hier im Wallis noch immer aus dieser Sorte gekeltert werden, sondern fasziniert mit einer subtil-blumigen Frucht und einer knackigen Frische. Eine vielleicht noch beeindruckendere Leistung gelingt ihnenmit dem Gamay. Die Trauben von den rund 40-jährigen Stöcken, die in Fully in einen Granitboden wurzeln, durchlaufen vor der Gärung eine dreiwöchige kalte Maischestandzeit und werden im Stahltank ausgebaut. So entsteht ein stoffiger Gamay mit frischen Beerenaromen und herrlich pfeffrigen Noten. Er ist schon jetzt einer der besten Gamays im Wallis.
Noch keine zwei Jahre Weingutsbesitzer, gehören die Kellenbergers schon zu den Spitzenproduzenten im Wallis. Und das, obwohl sie sich gleichzeitig um ihre dreijährige Tochter und den eben geborenen Sohn kümmern. Alle zwölf Weine von Vin d’OEuvre haben englische Namen. Der Johannisberg etwa heisst Anywhere anytime, der Gamay To die for. Schade ist nur: Wenn wir tot sind, können wir diesen aussergewöhnlichen Gamay nicht mehr geniessen.
Infos: www.vindoeuvre.ch
Cave des Amandiers
Ein Genfer in Fully
Wer neu ins Wallis kommt, um Wein zu machen, braucht extrem viel Geld oder muss extrem viel arbeiten. Für Alexandre Delétraz kam nur Letzteres in Frage. Zum Glück hat er die Statur dafür.
Er hat die Statur eines Rugbyspielers. Und viel Kraft, körperlich und mental, braucht ein Mann auch, der von Genf kommend ins Wallis emigriert, mit dem ehrgeizigen Vorhaben, in den steilen Terrassenlagen von Fully absolute Topweine zu keltern. Doch was der heute 34-jährige Alexandre Delétraz in die Flaschen bringt, ist – dass müssen heute auch die Alteingesessenen zugeben – schlicht und einfach grossartig.
Nicht wenige in Fully meinen, es brauche mehrere Generationen, um den hiesigen Steillagen-Weinbau zu verstehen. Delétraz kam 2006. Heute, acht Jahre später, kann ihm keiner mehr was vormachen. Dabei stammt er nicht mal aus einer Winzerfamilie. Sein Vater ist Bankier und Weinfreak. So lernte Alexandre schon als Kind die Weinberge des Burgund kennen. Davon ist wohl etwas hängen geblieben. Nach der Handelsmatura wusste er nur eines: dass er sein Leben nicht in einem Büro verbringen will, so gross es auch sein möge. So arbeitete er eine Weile beim Genfer Topwinzer Jean-Pierre Pellegrin. Und sah seinen künftigen Weg plötzlich glasklar. Er absolvierte die Önologie-Ausbildung in Changins und träumte von einem eigenen Weingut. Doch in Genf war dies unmöglich: «In Genf wird Weinbau auf grösseren Flächen in einer professionellen Struktur betrieben, es gibt keine Winzer, die Parzellen verkaufen», erinnert er sich. Da blieb nur der Weg ins Wallis. Denn das Wallis mit seiner problematischen Struktur aus Kleinstparzellen, die meist von Nebenerwerbswinzern betreut werden, eröffnet Chancen für Neueinsteiger, weil viele ältere Winzer verkaufen wollen. Nur, wer Steillagen-Weinbau betreibt, braucht entweder viel Manpower oder muss selber bereit sein, extrem hart zu arbeiten. Alexandre Delétraz blieb nur die schweisstreibende Option. Mit Hilfe seiner Familie, mit Bankkrediten und staatlichen Starthilfen konnte er bis heute 5,2 Hektar Reben in Toplagen erwerben, vier Hektar hat er neu bepflanzt.
Delétraz bewirtschaftet rund hundert Parzellen. Es ist kaum nachvollziehbar, wie jemand sich so schnell in einer so komplexen Weinwelt zurechtfinden konnte. Selbst aus jungen Reben keltert er grosse Weine. «Die Diskussionen über junge und alte Reben sind stupide, es geht doch letztlich nur um grosse und eben kleine Erträge», sagt er. Delétraz arbeitet mit einem Minimum an sorgfältig ausgewähltem Equipment. So leistet er sich zwei verschiedene Pressen. Die Bucher-JBL-Vertikalpresse ist perfekt für Rotweine, die Schlauchpresse ideal für die Weissen. Weil er keine gebrauchten Barriques kaufen wollte, baute er seine ersten Jahrgänge unfreiwillig in Neuholz aus. Jetzt, sieben Jahre später, ist er endlich dort angekommen, wo er schon immer hinwollte, bei einem Neuholzanteil von 25 Prozent. Ein verblüffender Wein ist sein Amigne. Ohne biologischen Säureabbau vinifiziert und zu fünf Prozent in Barriques ausgebaut, entsteht ein so kraftvoller, klarer und geradliniger Wein, wie man ihn selbst in Vétroz nur ganz selten findet. Mit seinem trockenen Petite Arvine ist er auf Augenhöhe mit den Top-Crus aus Fully. Nicht weniger bemerkenswert ist, was er aus Gamay, Syrah und Cornalin in die Flaschen bringt. Wer Alexandre Delétraz kennenlernt, merkt rasch: Dieser Mann kann gar keine schlechten Weine machen. Er ist ein Perfektionist!
Infos: www.cavedesamandiers.ch