Die Enzyklopädie des Wein-Terroirs Schweiz

Stein & Wein

Text: Thomas Vaterlaus

Fast zehn Jahre lang hat ein Zehnköpfiges Redaktionsteam, unterstützt von 35 Autoren, am Buchprojekt «Stein und Wein» gearbeitet. Nun geht das 650 Seiten umfassende Nachschlagewerk, das den Einfluss der Geologie auf die Schweizer Weinvielfalt auf spannende und leicht verständliche Weise aufzeigt, in den Druck. Es eröffnet Weinliebhabern einen neuen Zugang zum Phänomen Terroir und macht Mineralität begreifbar.

Ton- und Mergelgestein

Auf diesen Gesteinen entwickeln sich schwere Böden. Sie sind reich an Nährstoffen, die der Rebe zur Verfügung stehen. Die Tonmineralien vermögen das Wasser gut zu speichern, kein Wasserstress. Die Weine bestechen durch ihre Kraft und Üppigkeit. Die Frucht tritt in den Hintergrund, Spritzigkeit fehlt.

Kalk

Böden im Umfeld von Kalkgesteinen weisen eine tonige Grundmasse mit Kalkgeröllen auf. Kalkstein enthält Kalzium und Magnesium, die beide alkalisch sind. Dadurch nimmt die Möglichkeit hoher Säurekonzentration in den Trauben zu. Die Weine von Kalkböden werden oft als elegant bezeichnet, mit aromatischer Feinheit und einer markanten Säure. Insgesamt machen sie einen harmonischen Eindruck. Die Pinot Noirs gleichen den klassischen Burgundern.

Kalk- und Tonschiefer

Die dunkelgrauen Schieferplättchen speichern die Sonnenwärme, welche am Abend wieder abgegeben wird. Somit werden der Wachstums- und der Reifeprozess gefördert. Die Weine auf Schieferböden entwickeln sich rasch und besitzen bereits in der Jugend ein feines, delikates Bouquet. Es gedeihen feinfruchtige und rassige Weine. Die Säure und das Tannin geben den Weinen eine stabile Struktur. Bei Weinen von Kalkschiefern kann die Kraft fehlen. Die Weine auf den Tonschiefern im Wallis sind zurückhaltender in der Säure und stärker im Tannin.

Sandstein

Geringer Nährstoffgehalt, gutes Drainagevermögen und gute Durchlüftung sind die Kennzeichen von Sandsteinböden. Eine relativ lange Reifezeit ermöglicht eine intensive Aromabildung. Sandsteinböden bringen säurearme, duftige Weine mit grosser Feinheit, mit sortentypischem Ausdruck und zartem Fruchtgeschmack hervor. Zitrische Aromen verstärken den Frischeeindruck.

Konglomerat

Die Böden auf den pickelharten Konglomeraten (Nagelfluh) sind meist nur rudimentär ausgebildet, das Regenwasser hält sich nicht lange im Boden und fliesst auf den Schichtflächen schnell ab. Die Rebwurzeln breiten sich auf den Schichtoberflächen aus, die Nährstoffversorgung ist reduziert. Die Weine werden unter diesen Bedingungen frisch und dezent, das heisst «mittelgewichtig» mit gut eingebundener vifer Säure und feinen Tanninen.

Kristallin

Der Mineralgehalt von Kristallinböden ist vergleichbar dem von Sandböden. Kristallin- unterscheiden sich aber von Sandböden dadurch, dass sie eher karg und meist flachgründig sind und über eine kleine Wasserreserve verfügen. Das Niederschlagswasser kann die löslichen Elemente nicht auswaschen und in die Tiefe tragen, so dass die Pflanze ohne grosse Anstrengungen jederzeit davon profitieren kann. Die Weine werden fruchtig, aromaintensiv und säurearm, jedoch mit spürbaren Tanninen.

Gips

Gips ist viel besser löslich als Kalk. Bei der Verwitterung resultiert ein tonhaltiger Boden mit einem breiten Spektrum an mineralischen Nährstoffen, der Kalkböden ähnlich ist, zusätzlich aber noch Sulfat enthält. Die Reben – insbesondere rote Sorten wie Pinot Noir und Gamay – profitieren von der Komplexität dieser alkalischen Böden, die den Charakter der Weine beeinflussen. Diese sind reichhaltig und finessenreich.

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