Interview mit Matthias Schweighöfer und Juliane Eller
lll Freunde
Interview: Rudolf Knoll, Fotos: III FREUNDE / David Daubl
Ein origineller Wein-Titel: III Freunde steht für ein besonderes Trio. Zwei sind im Showbusiness zu Hause, nämlich Matthias Schweighöfer und Joko Winterscheidt. Die Dritte im Bunde, Juliane Eller, ist ein Natur-Talent in Sachen Wein, ausgebildet bei Spitzenwinzer Klaus-Peter Keller. Das schmeckt man an einer speziellen Kreation, die 2016 mit einem Grauburgunder gestartet wurde. Er bekam 2017 einen Rosé als Schwester. Über die Geschichte dahinter plauderten wir mit Juliane Eller und Matthias Schweighöfer.
Eine junge rheinhessische Winzerin macht mit zwei deutschen Show-Grössen gemeinsam Wein. Wie kam es denn dazu?
Juliane Eller: Ich wollte vor einigen Jahren, als ich mich entschlossen hatte, Winzerin und nicht Sportlehrerin zu werden, den Familienbetrieb der Eltern neu aufstellen und Wein als modernes Produkt vermarkten. Deshalb habe ich auch meine eigene Linie JUWEL-Weine kreiert. Aber das reichte mir nicht. Da habe ich einfach mal Joko Winterscheidt auf Facebook kontaktiert. Der hat tatsächlich bei uns angerufen und zunächst mal meinen Vater irritiert. Joko fand offenbar meinen Beruf spannend. So sind wir ins Gespräch gekommen und er hat vorgeschlagen, seinen Freund Matthias Schweighöfer ins Boot zu holen, weil er ihn als grossen Weinfreund kannte.
Kannten Sie Matthias Schweighöfer schon vorher?
Eller: Ich habe zunächst mal gefragt, wer das denn ist und Joko damit vermutlich schockiert. Aber das war im Scherz. In Wirklichkeit bin ich ein grosser Fan von Matthias, sowohl von seiner Musik als auch von seinen Filmen. Ich war auf einem seiner Konzerte und habe schon die neue Komödie «Vielmachglas» mit Uwe Ochsenknecht gesehen. Hier ist Matthias als Entwicklungshelfer, Surflehrer, Bergsteiger und Buchautor zu sehen. Einen Kinobesuch kann ich nur empfehlen. Ansonsten darf ich feststellen, dass wir von Anfang an gut miteinander harmoniert haben, bei den ganzen Prozessen unseres Projekts, inklusive der Entwicklung der Logos.
Liebe Winzerin, kritisch nachgefragt: Haben die beiden wirklich Ahnung von Wein? Matthias Schweighöfer war ja mal Markenbotschafter der Brauerei Krombacher…
Schweighöfer: Das ist Vergangenheit. Damit wäre ich bei Jule nie durchgekommen.
Eller: Womit du recht hast. Und zu Joko, der heute leider bei dem Gespräch nicht dabei sein kann, ist zu sagen, dass er gelernt hat, dass es Genusstrinken gibt, dass man das mit gutem Essen verbindet, mit einer guten Zeit mit Freunden. Das war schon so bei ihm vor unserem ersten Kontakt. Ich habe hier offenbar eine offene Tür eingerannt.
Gab es schon mal Kritik, dass diese Verbindung nur zu Showzwecken ins Leben gerufen wurde, um Wein leichter zu verkaufen? Es gab auch in Medien bereits den Ausdruck rheinhessisches Glamour-Girl…
Eller: Damit kann ich leben. Wir haben bisher nur positives Feedback bekommen. Wir sind der Meinung, dass wir etwas Aussergewöhnliches machen und sind von unserer Idee total überzeugt.
Schweighöfer: So ist das. Es kommt hinzu, dass wir durch die Zusammenarbeit zu sehr guten Freunden geworden sind. Jule ist ein Knaller, eine wunderbare Frau. Sie hat eine tolle Ausstrahlung.
Es gibt vom Jahrgang 2017 jetzt einen Grauburgunder und einen Rosé für 8,90 Euro Flaschenpreis. Welche Zielgruppe schwebt euch vor?
Schweighöfer: 12 bis 16 Jahre…
Eller: Nicht auf ihn hören. Wir wollen einfach die jüngere Generation für deutschen Wein begeistern. Dass hier auch zwei junge knackige Männer mitwirken, die populär sind, ist dabei sicher hilfreich. Wir wollen die Leute davon abbringen, Wein für 2,99 Euro zu kaufen.
Waren die beiden schon im Weinberg dabei und haben fachkundig mitgearbeitet?
Eller: Aber ja doch. Sie waren zwar zunächst erstaunt, wie viel Arbeit hier zu machen ist. Aber sie haben sich gut geschlagen, sind sogar unfallfrei mit dem Traktor gefahren und haben sich nicht mit der Rebschere in die Finger geschnitten.
Schweighöfer: Ich muss allerdings ergänzen, dass Joko Trauben geklaut hat. Ich habe ihn dazu verdonnert, sie mit Tesa wieder an den Stock zu kleben.
Es scheint, dass es bei eurer Mitarbeit im Weinberg recht munter zugeht?
Schweighöfer: Da haben Sie sicherlich recht.
Wissen die beiden, was im Keller so abläuft?
Eller: Ein gutes Grundwissen ist vorhanden. Sie haben im Keller auch schon unfiltrierte, noch trübe Weine verkostet. Das war anfangs etwas ungewohnt für die beiden…
Schweighöfer: Aber wir haben uns daran gewöhnt und auch kapiert, dass das Weinwerden ein längerer Prozess ist und es einiger Proben bedarf. In der Schlussphase werden, weil wir häufig unterwegs sind und nicht immer nach Alsheim kommen können, sogar Fassproben per Post verschickt für die letzten Entscheidungen. Ist übrigens schade, dass wir nicht oft in Alsheim sind. Das ist für mich nach Berlin, New York und Paris mein Lieblingsort.
Eller: Sag das bitte nochmal, das geht runter wie ein guter Riesling von einem meiner Vorbilder, Stefan Winter aus Dittelsheim.
«Wir diskutieren sehr viel und haben bestimmte Vorstellungen, wie unsere Weine schmecken sollen. Wir haben auch gelernt, dass eine starke Abhängigkeit von der Natur, von Einflüssen wie Frost und Hagel besteht. Das erhöht bei uns Nicht-Profis den Respekt vor der Arbeit der Winzer im Weinberg und Keller.»
Matthias Schweighöfer
Ihr Laien-Männer verlasst euch also nicht auf den Profi, die Winzerin?
Schweighöfer: Nein, uns wird Mitspracherecht gestattet. Es wird sehr viel diskutiert, wobei wir uns auf die jeweilige Vorliebe konzentrieren. Ich bin ein Rosé-Fan, Joko liebt Grauburgunder. Beide haben wir bestimmte Vorstellungen. Wir haben auch gelernt, dass beim Wein eine starke Abhängigkeit von der Natur, von Einflüssen wie Frost und Hagel, besteht. So etwas trennt die Spreu vom Weizen. Und erhöht bei uns Nicht-Profis den Respekt vor der Arbeit im Weinberg und Keller. Mein Winzer-Partner Joko meinte neulich, er habe kapiert, dass das Setzen von Reben ein Investment in die Zukunft ist, nicht nur finanziell. Es gehöre auch viel Know-how dazu, um das Maximum rauszuholen. Für ihn, und auch für mich, steht das im krassen Kontrast zur Schnelllebigkeit unseres Jobs und fühlt sich gut an.
Eller: Es stimmt, dass die beiden schnell kapiert haben, wie die Natur uns beeinflusst. Sie haben richtige Antennen dafür entwickelt. Ein Beispiel dafür ist ein Anruf von Joko nach dem Frost im Frühjahr 2017. Er wollte sofort wissen, wie es den Reben geht. Beim Weinmachen sagten sie anfangs zu mir, ich sei die Expertin und solle mal loslegen. Ich meinte, super, die Jungs segnen mir alles ab. Doch das war nicht so, sie hängten sich richtig rein, und wir mussten auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Ich finde das gut. Wenn wir alles dahinplätschern liessen, wäre das langweilig. An konstruktiver Kritik untereinander wachsen wir.
Schweighöfer: Das hast du schön gesagt, Jule.
Wie viele Verkostungen werden gemacht, bevor die Weine Gnade vor euren Nasen und Zungen finden?
Schweighöfer: Das sind gefühlte 150 Verkostungen. Aber im Ernst, ein halbes Dutzend Anläufe sind es schon, vor allem bei der neuen Kreation, dem Rosé. Beim Grauburgunder hatten wir schon etwas Routine, da ging es leichter. Beim Rosé musste erst mal die passende Stilistik gefunden werden.
Wart ihr überrascht, dass eine zarte Jungwinzerin so viel Energie hat?
Schweighöfer: Zart ist Jule nicht. Aber sie ist eine der krassesten Power-Frauen, die ich je kennengelernt habe, ein regelrechter Vulkan. Nur so kann sie mit zwei umtriebigen Männern zurechtkommen. Und sie musste akzeptieren, dass wir beim Weingeschmack durchaus mal eine eigene Meinung haben können.
Wer hat festgelegt, welche Sorten in die Flaschen kommen. Warum nicht Riesling oder Silvaner?
Schweighöfer: Jule liess hier zunächst den Männern und ihren Lieblingsweinen den Vortritt. Nachdem Joko den Erstkontakt hatte, durfte er sich für Grauburgunder entscheiden. Beim nächsten Jahrgang ist Jule dran, da haben wir Männer nichts zu melden. Ich vermute mal, es wird Riesling sein.
Eller: Das ist garantiert so, da kommt nichts anderes in Frage.
Woher kommen die Weine, alle aus dem eigenen Betrieb?
Eller: Nicht nur. Wir arbeiten auch gezielt mit befreundeten Kollegen auf Basis von Pachtbewirtschaftungsverträgen zusammen. Somit können wir die Arbeiten im Weinberg genau steuern, um kurz von der Ernte die für uns perfekte Traubenqualität zu erreichen. Im Boden prägen tiefgründiger Löss und Kalkmergel die Weine. Sie erhalten so eine elegante Struktur und tolle Saftigkeit.
Schweighöfer: Hast du gut beschrieben, ich pflichte dir bei.
Wenn man sich die inneren Werte der Weine anschaut und sie dann verkostet, stellt man fest, dass offenbar Wert auf eine anregende Säure gelegt wird, die aber von ein paar Gramm Restzucker abgepuffert wird. Sind das Weine, die im Keller durch Kühlung im Stahltank gesteuert und dann zum richtigen Zeitpunkt abgestoppt wurden, oder ist das eine Laune der Natur?
Schweighöfer: Die Details muss Jule beantworten. Auf jeden Fall stehen Joko und ich auf Frische im Wein. Hohe Alkoholgehalte lehnen wir ab. So betrachtet sind unsere beiden Weine genau richtig.
Eller: Die Weine werden letztlich so gefüllt, wie sie gewachsen sind. Sie liegen auch bis zur Abfüllung auf der gesamten Hefe in Edelstahl. Aber wir können auf andere Art regulieren. Als uns die erste Version des Rosé zu fruchtig geriet, haben wir von einer anderen, knochentrockenen Partie etwas zugefüllt, bis wir vom Geschmack überzeugt waren.
Wie viele Flaschen werden gefüllt?
Eller: Über Mengen reden wir ungern, ich bitte um Verständnis. Zahlen sind sowieso unwichtig. Der Inhalt sollte es doch sein, der überzeugt. Entweder es schmeckt, oder es schmeckt nicht.
Der neugierige Frager gehört zu den Leuten, denen es schmeckt. Aber untereinander müsst ihr die Zahlen auf den Tisch legen. Wie wird abgerechnet? Gibt es für die Herren möglicherweise nur flüssiges Honorar?
Eller: Wir sind ein gleichberechtigtes Trio und haben eine gemeinsame Firma gegründet. Jeder bekommt ein Drittel des Reinerlöses.
Gibt es die Weine schon im Ausland, etwa in der Schweiz?
Eller: Auf das Exportgeschäft sind wir nicht gross eingerichtet. Aber wir haben in der Tat einen guten Draht zu einem Schweizer Weinhändler, tanninogallo in St. Gallen. Die zwei Inhaber Eric und David sind jung und ambitioniert; sie passen sehr gut zu unserem Konzept.
Wer hat mehr Ahnung von Wein, Joko oder Matthias?
Eller: Sie bewegen sich auf einer Ebene. Die beiden sind in Sachen Wein sehr gut unterwegs, sind sehr sensibel beim Geschmack und den Aromen. Ich war von Anfang an beeindruckt. Sie können mit vielen Weinkennern locker mithalten oder sind sogar feinfühliger.
Wie macht ihr es bei den Proben. Wird geschluckt oder ausgespuckt?
Schweighöfer: Es wird ausgespuckt. Aber wir sind da nicht so cool wie Jule, und nicht so treffsicher.
Eller: Ich habe den beiden beigebracht, dass sie in einen Eimer ausspucken sollten. Wir haben mit drei Eimern in unterschiedlichen Abständen geübt. An meine fünf Meter ist allerdings keiner annähernd herangekommen. Dafür braucht es noch einen längeren Lernprozess.
Was wird im normalen Leben getrunken, wenn es kein III-Freunde-Wein ist?
Schweighöfer: Ich trinke meist Weisswein und scheue dabei gelegentlich vor gehaltvollen Grossen Gewächsen aus deutschen Regionen nicht zurück. Manchmal darf es auch Smaragd aus der Wachau sein. Französische Weine sind bei mir ebenfalls beliebt. Bei Rot tendiere ich neuerdings nach Italien. Aber ansonsten bin ich selbst ein guter Kunde von unseren Weinen. Zumal in der Familie oder im Freundeskreis häufig danach gefragt wird. Trocken wird bei mir absolut bevorzugt.
Eller: Ich bin ebenfalls ein Trocken-Fan. Aber manchmal darf es auch ein zarter Kabinett-Riesling von der Mosel oder eine feingliedrige klassische edelsüsse Auslese sein, je nach Anlass.
Die Bundesdeutschen trinken pro Kopf im Jahr 20,9 Liter. Wie schaut es bei euch aus, wie lange braucht ihr dafür?
Eller: Dieser Konsum ist tragisch niedrig. Ich überschreite ihn sicherlich deutlich. Und ich hoffe, dass wir mit unseren Weinen ein bisschen dazu beitragen, dass der Schnitt in den nächsten Jahren wächst.
Schweighöfer: Diese Menge schaffe ich in einer Woche. Wenn mir gute Freunde dabei helfen.
Ist das Zusammenspiel auch eine gute Weinschule für die beiden Show-Grössen?
Schweighöfer: Zweifellos. Wir haben von Jule einiges gelernt.
Eller: Als Winzerin habe ich natürlich einen ganz anderen Zugang zum Wein, verkoste viel, auch Spitzenweine. Was sich an Information anbietet, gebe ich an die beiden weiter.
Wie sieht Juliane Eller die Rolle der Frau im Wein? Gerade in Rheinhessen haben einige junge Winzerinnen in den letzten Jahren sehr auf sich aufmerksam gemacht…
Eller: Man soll beim Wein das Geschlecht aus dem Spiel lassen und schon gar nicht gegeneinander ausspielen. Männer machen gute Weine, Frauen auch. Dass sie vermehrt Beachtung finden, liegt vermutlich daran, dass die jüngere Generation heute selbstbewusster auftritt. Früher waren vielleicht gewisse Hemmungen da. Aber nachdem sich das Image des deutschen und damit auch des Weines aus Rheinhessen deutlich verbessert hat, ist durchaus Selbstbewusstsein angesagt.
Frage an den Schauspieler: Kommt der Wein im Kino oder im Fernsehen zu kurz?
Schweighöfer: Es gab ja in den letzten Jahren schon einige hervorragende Filme, in denen Weine eine wichtige Rolle spielten. Sicher könnte es noch mehr geben. Man muss mal darüber nachdenken. Aber dafür braucht es eine gute Geschichte, keine, in der ältere Leute mit roten Nasen vorkommen. Ein Typ wie Jule könnte in einen solchen Film passen.
Hat Juliane Eller schauspielerisches Talent?
Schweighöfer: Sie hat Humor, kann auch über sich selbst lachen und hat eine schnelle Auffassungsgabe. So gesehen sind Grundvoraussetzungen vorhanden.