8. Grand Prix du Vin Suisse
Gipfelstürmer
Text: Thomas Vaterlaus, Alexandre Truffer und Benjamin Herzog
2800 Weine in zwölf Kategorien sind beim Grand Prix du Vin Suisse 2014 angestellt worden. Wer die Sieger sind und welche Überraschungen der diesjährige Concours für Sie bereithält, erfahren Sie auf den folgenden Seiten. So viel vorab: In diesem Jahr kann der grösste Weinkanton – das Wallis – überdurchschnittlich häufig jubeln.
«KELLEREI DES JAHRES»
Charles Bonvin SA
Sion VS
Erfolgreich aus Tradition
Die Charles Bonvin SA ist der älteste von einem Walliser gegründete und heute noch existierende Weinproduktions- und -handelsbetrieb der Schweiz. Nach mehr als 150 Jahren Unternehmensgeschichte kürt die Jury des Grand Prix du Vin Suisse das Weinhaus zur «Kellerei des Jahres» 2014.
Es war Charles-Marie Bonvin, der 1858 das Unternehmen in seiner heutigen Form ins Leben rief. Sein Erfolgsrezept lag neben der Weinqualität schon damals in der überregionalen Vermarktung der Weine. Die Gewächse wurden bei vielen internationalen und nationalen Ausstellungen gezeigt und bald mit Medaillen und Preisen nur so überhäuft. Der Erfolg am Grand Prix du Vin Suisse 2014 zeigt erneut: So schnell wird dieser Medaillenregen nicht stoppen.
Walliser Wein für den internationalen Markt
Seit dem Jahr 1990 führt Direktor André Darbellay das Unternehmen und vertreibt die Bonvin-Weine nicht nur erfolgreich in der ganzen Schweiz, sondern mitunter in Deutschland, England, Belgien, Kanada, Finnland und sogar in den USA. Produziert werden mehr als 50 verschiedene Etiketten. Natürlich, so einen diversifizierten und aktiven Betrieb kann man nicht alleine führen, dazu bedarf es eines eingespielten Teams.
Ein Mitarbeiter Darbellays dürfte vielen besonders bekannt vorkommen, auch ausserhalb der Weinszene. Vizedirektor und Aushängeschild der Charles Bonvin SA ist seit 1997 der ehemalige Profifussballer Christophe Bonvin. Den grössten Teil seiner Karriere verbrachte der Sportler beim FC Sion, und von 1987 bis 1996 kickte er in 45 Länderspielen für die Schweiz. Christophe Bonvins Begeisterung für die Weine seiner Heimat wirkt geradezu ansteckend, und man merkt dem sympathischen Walliser an, dass er diese Rolle nicht spielen muss: Bonvins Eltern hatten nämlich auch Rebbesitz, sein Grossvater war Bauer. Die Arbeit mit den Früchten des Wallis ist für Christophe Bonvin Familientradition.
Die rund 20 Hektar Rebbesitz der Charles Bonvin SA sind nicht wie in der Region üblich in kleine Parzellen unterteilt, sondern in grosszügigen Domänen organisiert, wie etwa den Lagen um das Château Conthey, wo die Trauben für die gleichnamige Cuvée aus Chardonnay und Sauvignon Blanc wachsen, die dem Unternehmen zum Sieg beim Grand Prix du Vin Suisse verholfen hat. Ebenfalls hoch bewertet und nominiert wurden die Cuvée 1858 Blanc 2012 – zu Ehren der Gründerväter aus Petite Arvine, Heida uns Amigne kreiert – sowie der restsüsse Amigne de Vétroz 2013, der die Jury mit seinem harmonischen Spiel zwischen Süsse und Säure überzeugen konnte.
Für die Weine der Charles Bonvin SA sind Önologe Thierry Delalay und sein Team verantwortlich. Der engagierte Weinmacher ist nicht nur für die Firma Bonvin Gold wert, engagiert er sich doch auch in der Degustationskommission der AOC des Wallis und in den Jurys diverser Concours.
CHASSELAS
Maurice Gay SA, Chamoson VS
Die Fendantlogen
Der friedliche Wettkampf zwischen den Waadtländern und den Walliser Winzern um die Führungsrolle beim Chasselas gehört zu den spannendsten Aspekten des alljährlich ausgetragenen Grand Prix du Vin Suisse. Letztes Jahr hatte ein Waadtländer Cru aus Yvorne die Nase vorn, dieses Jahr ist nun wieder ein klassischer Fendant der Gewinner. Bis heute hält sich das Vorurteil, dass die Chasselas aus dem Waadtland eher mit ihrer Leichtigkeit und Finesse überzeugen, während die Fendants eine Spur fülliger daherkommen. Der Siegerwein des diesjährigen Grand Prix du Vin Suisse, der Les Mazots Fendant de Sion von der Maurice Gay SA, zeichnet sich dadurch aus, dass er die beiden Stilistiken gewissermassen in sich vereint. Im Stahltank ausgebaut und mit 12,3 Volumenprozent moderat im Alkoholgehalt, vereint der Wein in der Nase florale Noten mit einem Anflug von Fruchtsüsse und im Gaumen eine moderate Fülle mit einem gut dosierten Touch von Kohlensäure. Er ist damit der Prototyp eines gut gemachten Fendants.
Die Basis zum heutigen Erfolgsbetrieb legte der Winzer Jean Gay im Jahr 1883. Sein Sohn gründete schliesslich 1949 die Maurice Gay SA. Heute vinifiziert das Unternehmen die Ernte von 450 Winzerfamilien, Direktor ist Claude Crittin. Das Rückgrat des Unternehmens sind aber 20 Hektar umfassende Terrassenrebgärten in den Toplagen des Mittelwallis. Der Betrieb wurde in den letzten Jahren immer wieder ausgezeichnet, so etwa bei der Valais d’Or 2013 gleich mit drei Goldmedaillen.
PLATZ 1
Les Mazots Fendant de Sion 2013
Florale Noten, speziell Lindenblüten, hinter denen auch eine leichte Fruchtsüsse mitschwingt. Im Gaumen elegant, ausgewogen und präsent, mit einem Touch von Kohlensäure. Edler Anflug von Bittermandeln im Abgang. 2014 bis 2016.
PLATZ 2
Domaine Le Petit Cottens, Rolle VD, Domaine Le Petit Cottens Grand Cru 2013
Verhaltene, aber edle Aromatik mit Blütenaromen, auch mineralische Komponenten (Feuerstein). Im Gaumen ausgewogen und frisch, mit einem belebenden Anflug von Kohlensäure. 2014 bis 2016.
PLATZ 3
Domaine des Molards, Russin GE, Chasselas Réserve du Domaine 2013
Schöne, expressive Aromatik mit frischen Kräutern und Zitrusfrüchten. Im Gaumen ausgewogen, vor allem aber sehr geradlinig komponiert, sorgt mit seiner knackig-frischen Art für viel Trinkfreude! 2014 bis 2016.
MÜLLER-THURGAU
Weingut Lindenhof, Osterfingen SH
Müller-Schaffhausen
Erst im Mai dieses Jahres wurde auf dem Weingut Lindenhof in Osterfingen das neu gebaute Degustations- und Besucherzentrum eröffnet, und jetzt kriegt der sympathische Klettgauer Betrieb gleich noch ein schmuckes Dekorationsobjekt dazu: den Pokal des Grand Prix du Vin Suisse 2014 für den ersten Platz in der Kategorie Müller-Thurgau. Für die Weine ist auf dem Weingut Lindenhof der junge, engagierte Weintechnologe Thomas Meier zuständig. Gemeinsam mit Mitarbeiter Adam Jendruszko und diversen saisonalen Aushilfen bringt er nicht weniger als 20 verschiedene Gewächse auf die Flasche. Meier und sein Team pflegen im Blauburgunderland nämlich nicht nur Pinot Noir oder Müller-Thurgau, sondern auch Sorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Solaris, Merlot oder Diolinoir. Der Betrieb steht exemplarisch für den neuen Qualitätsgeist der Region Schaffhausen und setzt auf eine ressourcenschonende und naturnahe Weinherstellung. Heidi Steiner Richli ist die Gastgeberin auf dem Lindenhof und um das Wohl der Gäste bemüht – auch kulinarisch. Wie in der Region üblich wird auf dem Lindenhof nämlich nicht nur Wein produziert, es können neben Degustationen auch ganze Weinmenüs gebucht werden, gekocht von Heidi Steiner Richli persönlich. Ein Glück, hat das Weingut eine grosse Auswahl kulinarischer Tropfen zu bieten, mehr als genug, um ein mehrgängiges Gourmetmenü zu begleiten. Dazu gehört sicher auch der Siegerwein, ein leicht restsüsses und für die Sorte Müller-Thurgau sehr kräftiges und strukturstarkes Gewächs.
PLATZ 1
Müller-Thurgau Auslese 2013
Verhaltene, aber edle Aromatik mit traubenwürzigen Noten, Gebäck, auch eine Spur Grapefruit. Im Gaumen erstaunlich kräftig und ausgewogen, mit präsentem Gerbstoff. Guter Essensbegleiter. 2014 bis 2016.
PLATZ 2
Rebbaugenossenschaft Spiez, Spiez BE, Riesling-Sylvaner 2013
Helles Grüngelb. Exotisch wirkende Aromatik mit Noten von Cassis, Agrumen, aber auch traubenwürzigen Komponenten. Im Gaumen klar, geradlinig und knackig. Gefällt mit seiner lebendigen Frische. 2014 bis 2015.
PLATZ 3
Lampert’s Weingut Heidelberg, Maienfeld GR, Lampert’s Riesling-Silvaner 2013
Verhaltene, aber sehr elegant wirkende Aromatik mit weissen Blüten und Zitrusfrucht. Im Gaumen ausgewogen und schön frisch. Ein finessenreicher Müller-Thurgau, getragen von einer saftigen Säure. 2014 bis 2016.
ROSÉ UND FEDERWEISSE
Dimitri Engel Vins, Saint-Blaise NE
Engelsgleicher Rosé
Dimitri Engel bewirtschaftet knapp fünf Hektar Reben an den Ausläufern des Jura. Engels Credo lautet «Qualität, Originalität und Innovationsgeist», und damit ist er ganz schön erfolgreich – in der Region und darüber hinaus. 2011 belegte er mit seinem Les Plantées 2009 den ersten Platz in der Kategorie Trockener Chasselas beim internationalen Gutedel-Cup im süddeutschen Badenweiler. Im darauffolgenden Jahr schaffte er es beim Mondial du Chasselas in der Kategorie Spezielle Vinifikation ganz nach vorne. Dafür verantwortlich war sein Chasselas-Schaumwein L’Espiègle, der mit traditioneller Flaschengärung neun Monate auf der Hefe reift. Und nun, 2014, haben sich zwar der Wettbewerb, die Rebsorte und die Kategorie geändert, die Klassifikation aber bleibt gleich. Dimitri Engel ist wieder Erster, diesmal mit einem Rosé. Engel ist nicht nur ein begnadeter Winzer, sondern auch ein guter Geschäftsmann. Seit dem 19. Jahrhundert ist seine Familie im Weingeschäft. Als er um die Jahrtausendwende das Gut übernahm, renovierte er den Gärkeller und baute gleichzeitig einen eleganten Empfangsbereich. Dieser neue, von Frau Andrea modern eingerichtete Teil des Weinguts spielt heute eine wichtige Rolle im Alltag des Betriebs. Hier ist zum Beispiel eine Spielecke für die Kinder, oft finden Kunstausstellungen statt, und jeden Freitag gibt es einen speziellen Feinschmeckerabend mit dem passenden Titel «Le Vin Autrement».
PLATZ 1
OEil-de-Perdrix 2013
Expressiver Rosé mit Aromen von Rosenblättern und roten Beeren, aber auch einer Spur Muskatwürze. Im Gaumen konzentriert, ja fast opulent, mit angepasster Säure. Edle Zartbitternoten im Abgang. 2014 bis 2015.
PLATZ 2
Gemeinde Wallisellen, Wallisellen ZH, Wall Bianco Wallisellen 2013
Intensive, leicht süsslich wirkende Aromatik mit roten Früchten, vor allem Himbeeren, aber auch herbale und würzige Noten. Im Gaumen geprägt von intensiver Fruchtfülle und einer moderaten Säure. 2014 bis 2015.
PLATZ 3
Aagne Familie Gysel, Hallau SH, Pinot Noir Rosé 2013
Klare, frisch wirkende Aromatik mit roten Beeren, dazu Noten von Geranien und Kräutern. Auch würzige Komponenten. Im Gaumen dicht strukturiert, kernig und ausgewogen. Ein Rosé mit viel Klasse. 2014 bis 2016.
SCHAUMWEINE
Uvavins – Cave de la Côte, Tolochenaz VD
Prickelnde Genossen
Die Genossenschaft Uvavins ist der beste Beweis dafür, dass Masse auch klasse sein kann. Sogar richtig grosse Klasse! Mit rund 320 angeschlossenen Genossenschaftern, die 415 Hektar Rebland bewirtschaften, gehört die Waadtländer Kooperative zu den grössten Weinproduzenten der Schweiz und beim Grand Prix du Vin Suisse 2014 auch zu den besten. Direktor Thierry Walz und Önologe Rodrigo Banto scheinen ganz genau zu wissen, wie sie ihre Mitglieder animieren können, Jahr für Jahr nur beste Trauben in den Keller zu bringen. Mit modernem, zeitgemässem und auch an die Lagen und Fähigkeiten der Winzer angepasstem Management schaffen sie es, immer wieder über sich hinauszuwachsen. Letztmals standen die beiden 2011 als Sieger auf der Bühne des Grand Prix du Vin Suisse. Damals gewannen sie in der Kategorie Rosé, diesmal haben sie es mit ihrem Schaumwein Auguste Chevalley ganz nach vorne geschafft. Beim Namen des Weins handelt es sich übrigens nicht um eine Fantasiekreation, sondern um eine lebende Waadtländer Weinlegende. Der einstige Familienbetrieb des ehemaligen Weinunternehmers Auguste Chevalley – die Caves Chevalley SA – gehört seit 2000 zur Uvavins-Gruppe und mit ihm auch die Rechte an allen Markennamen. Der Schaumwein ist eine Hommage an den einstigen Patron des Betriebes. Aus 100 Prozent Chardonnay gekeltert, besticht dieser Wein nicht nur mit seiner verführerischen Aromatik nach Früchten und Blumen, sondern auch mit seinem Preis.
PLATZ 1
Cuvée Auguste Chevalley
In der Nase diskret, aber vornehm mit Noten von Zitrusfrüchten, frischen Äpfeln aber auch blumigen Aspekten. Im Gaumen sehr frisch, saftig, mit cremigem Schmelz. Schönes Spiel zwischen knackiger Säure und einem Anflug von Fruchtsüsse. 2014 bis 2016.
PLATZ 2
Cave de la Combe, Mathod VD, Brut Marendaz Impérial Méthode Traditionnelle
Wirkt in der Nase sehr vornehm. Die Aromatik entspricht dem Profil eines Champagners. Dezente Zitrusfrucht, dazu Gebäcknoten und Blüten. Im Gaumen klar und dicht strukturiert, cremig und frisch. 2014 bis 2017.
PLATZ 3
Uvavins – Cave de la Côte, Tolochenaz VD, Bertrand de Mestral Brut
Innovative Assemblage aus Gamay, Muscat und Müller-Thurgau. Aromen von weissen Blüten, dazu Waldhonig und leicht traubenwürzige Aspekte. Wirkt im Gaumen kernig-temperamentvoll, aber doch sehr ausgewogen. 2014 bis 2016.
WEISSE ASSEMBLAGEN
Adrian und Diego Mathier Nouveau Salquenen SA, Salgesch VS
Auf ein Neues!
Diego Mathier hat schon einige Grand-Prix-Pokale bei sich stehen. Der Walliser Ausnahmewinzer gewann schon in diversen Kategorien und wurde 2007 und 2011 zum «Winzer des Jahres» gekürt. Beim diesjährigen Wettbewerb holt er den ersten Platz bei den weissen Assemblagen. Dies gelang ihm bereits 2011 – mit demselben Wein! Die Cuvée Rosmarie Mathier ist Diegos Mutter gewidmet und vereint die Sorten Petite Arvine, Pinot Blanc, Pinot Gris und Sylvaner. Diego Mathiers Karriere ist von aussen betrachtet vor allem von Höhepunkten geprägt: Auf der einen Seite ist da natürlich der Weinbetrieb, der bei diversen Prämierungen regelmässig oben ausschwingt, noch wichtiger ist Mathier aber natürlich seine Familie, seine Frau Nadia, mit der er den Betrieb in vierter Generation führt, und seine fünf Töchter. Doch 2014 war nicht nur wettertechnisch kein einfaches Jahr für den Überwinzer – wie er auch schon betitelt wurde. Diego Mathier wurde im Juni in der TV-Sendung «Rundschau» der illegalen Einkellerung und falschen Herkunftsbezeichnung bezichtigt. Besonnen und souverän – wie man Diego Mathier kennt – wehrte sich der Charakterkopf. Und kurze Zeit später bestätigten die Schweizerische Weinhandelskontrolle und die zuständige Amtsstelle des Kantons Wallis, dass Diego Mathier seinen Betrieb vorschriftsgemäss führt. Darüber sind nicht nur Diego Mathier und seine Familie froh, sondern auch die Weinliebhaber. Auf viele weitere Jahre an der Spitze des Schweizer Weins!
PLATZ 1
Cuvée Madame Rosmarie Mathier 2013
Klares, leuchtendes Gelb. Ausgereift wirkende komplexe Aromatik mit Noten von Pfirsich, Akazienhonig und Kräutern. Im Gaumen sehr vielschichtig, dicht und mächtig, aber trotzdem perfekt ausgewogen. Getragen von einer saftigen Säure. 2014 bis 2019.
PLATZ 2
Vins des Chevaliers, Salgesch VS, Chevalier Blanc 2012
Ausdrucksstarke Cuvée aus Viognier, Chardonnay und Pinot Gris. Noten von Zitrusfrüchten und Hefegebäck, auch würzige Noten. Im Gaumen sehr füllig und weich. Anflug von edlen Bitternoten im Abgang. 2014 bis 2017.
PLATZ 3
Domaine Grand’Cour, Satigny GE, Grand’Cour Blanc 2013
Sehr helles Grüngelb. Interessante Aromatik mit Litschi, Kiwi und anderen exotischen Früchten. Im Gaumen zeigt sich die Cuvée aus Kerner, Sauvignon Blanc und Riesling sehr ausgewogen, rund und fruchtbetont. 2014 bis 2018.
SORTENREINE WEISSWEINE
Cave Ardévaz SA, Chamoson VS
Schlichtweg gut
Dass schon die alten Römer gerne «Vinum humanum» aus Chamoson tranken, ist eine Legende. Sicher ist aber, dass Chamoson zu den Top-Terroirs im Wallis gehört. Dies beweist auch die Cave Ardévaz mit ihrem beeindruckenden Sortiment von hochkarätigen Crus. Der charismatische Michel Boven hat den stolzen 15-Hektar-Betrieb zum Vorzeigegut geformt. Als er 2010 im Alter von nur 53 Jahren starb, war dies ein Schock für die ganze Schweizer Weinszene. Seither führt seine Frau Rachel, unterstützt von ihren vier Kindern (von denen zwei eine Weinbauausbildung absolviert haben) und dem Önologen Rodolphe Roux, die Domäne mit dem gleichen hohen Qualitätsanspruch weiter. Ein auf moderne Weise schlicht gehaltener Kellerneubau, aber auch die aufs Wesentliche reduzierten Etiketten beweisen, dass der Fokus hier einzig und allein auf dem Wein liegt. In der Grand-Prix-Kategorie Sortenreine Weissweine ist die Konkurrenz mit heimischen Sorten wie Petite Arvine, Heida oder Räuschling, aber auch mit internationalen Gewächsen wie Chardonnay, Sauvignon Blanc oder Viognier besonders hoch. Dass die Cave Ardévaz ausgerechnet mit ihrem überaus eigenständigen Johannisberg das beste Resultat erzielte, ist auch ein Beweis für die Qualität der Jury. Der 2013er zeigt bei moderatem Alkoholgehalt von 13 Volumenprozent eine überaus vielfältige, reife Aromatik mit exotischen Früchten wie Ananas, Litschi und Melonen, aber auch traubenwürzige und erdige Komponenten. Im Gaumen vollmundig und dicht strukturiert, mit einem edlen Touch von Bittermandeln im Abgang. Ein perfekter Essensbegleiter, etwa zu Käse oder einem Steinpilzragout.
PLATZ 1
Johannisberg 2013
Vielschichtige, expressive Aromatik mit Kräutern, Melonen, Sommertrüffeln, aber auch traubenwürzige und buttrige Komponenten. Im Gaumen dicht strukturiert und opulent, mit zartbitteren Noten im Abgang. Sehr komplexer und voll ausgereifter Johannisberg. 2014 bis 2018.
PLATZ 2
Artisans Vignerons Ollon, Ollon VD, Les Solistes Pinot Gris Ollon 2013
Intensives, reifes Gelb. Aromen von Vanille, Crème brûlée und eine edle Spur Rauch, auch exotische Früchte. Im Gaumen sehr dicht gewoben und voll, langanhaltend. Im Abgang noch leicht adstringierend. 2014 bis 2018.
PLATZ 3
Albert Mathier & Söhne AG, Salgesch VS, Heida 2013
Aromen von weissen Blüten, dazu Vanille, Waldhonig, aber auch Zitrusfrüchte. Im Gaumen ausgesprochen stoffig, aber ausgewogen. Getragen von feinkörnigem Gerbstoff und einer saftigen, präsenten Säure. 2014 bis 2019.
GAMAY
Vin d’oeuvre, Isabella und Stéphane Kellenberger, Leuk Stadt VS
Schnelle Berner
Das Weingut Vin d’oeuvre wurde erst 2013 von Isabella und Stéphane Kellenberger gegründet. Das junge Berner Paar hat sich während der Ausbildung in Changins kennengelernt. Das Walliser Weingut ist wohl für viele Weinfans die Entdeckung des Jahres 2014 und hat sich innert kurzer Zeit auch einen festen Platz im Herzen der VINUM-Redaktion geschaffen. Im März 2014 stellten wir die beiden bereits in der französischsprachigen Ausgabe vor, sechs Monate später tauchten sie an der Seite von Electus, Tsampéhro, Histoire d’Enfer und Alexandre Delétraz im Deutschschweizer Heft auf. Darüber hinaus belegte ihr Syrah 2012 love never dies bei einer Neuheitenverkostung im französischen Heft den ersten Platz. Neben ihren regelmässigen Auftritten in VINUM haben Isabella und Stéphane die Zeit gefunden, Eltern zu werden, ihr Weingut in Leuk aufzubauen und schliesslich in der Kategorie Gamay des Grand Prix du Vin Suisse den ersten Platz zu belegen. Ihr Gamay to die for 2013 ist nicht nur Kategoriensieger, kein anderer Rotwein hatte von der Jury eine derart hohe Punktzahl erreicht. Der Prix «Vinissimo Rot» geht 2014 also ebenfalls an das junge Weingut Vin d’oeuvre.
PLATZ 1
to die for Gamay 2013
Voll ausgereifte, vielschichtige Aromatik mit schwarzen Kirschen, Sommerkräutern und Veilchen. Im Gaumen verblüffend voll und dicht, mit schöner Fruchtfülle, die von einer frischen, ja knackigen Säure aufgefangen wird. Toller Gamay! 2014 bis 2017.
PLATZ 2
Cave Saint-Georges, Sierre VS, Gamay Cave St-Georges 2013
Volles Rot mit violetten Reflexen. Interessante Aromatik mit roten Beeren, aber auch Pfeffer, Geranien und Veilchen. Wirkt im Gaumen dicht, voll und reif. Wird von einem präsenten Gerbstoff geprägt. 2014 bis 2015.
PLATZ 3
Cave du Chevalier Bayard, Varen VS, Gamay Cuvée Spéciale 2012
Wirkt in der Nase ausgereift, mit Sommerkräutern, roten Beeren, aber auch Veilchen und einer Spur Teer. Im Gaumen süsslicher, fruchtbetonter Extrakt. Ein Gamay mit guter Fülle, leicht adstringierend im Abgang. 2014 bis 2015.
PINOT NOIR
Pinot Rhein, Fläsch, Zizers, Maienfeld, Malans GR
Endlich – high five!
Es ist nicht der erste Anlauf für den Pinot Rhein beim Grand Prix du Vin Suisse: Beim Concours 2011 verpasste der Gemeinschaftswein von fünf Bündner Winzern nur knapp den Siegerthron, 2013 gab es zweimal Gold für den 2010er und den 2011er. Jetzt endlich kann die engagierte Winzergruppierung gemeinsam jubeln: Der Pinot Rhein 2011 ist der beste Pinot Noir des Grand Prix du Vin Suisse 2014. Die Winzer Hansruedi Adank, Marco Casanova von Cicero Weinbau, Hanspeter Lampert sowie Jürg und Ueli Liesch trafen sich vor einigen Jahren mit der Idee, gemeinsam zu degustieren, zu diskutieren, zu kritisieren und ihre Weine so weiterzubringen. Dabei kam die Frage auf, was für ein Wein entstehen würde, wenn sie ihre Kräfte bündeln würden. 2006 war es erstmals soweit: Jeder Betrieb stellte jeweils seine beste Barrique, und gemeinsam wurde der erste Pinot Rhein assembliert. Dafür setzten sich die Freunde selber strenge Richtlinien: Wie bei den besten Weinen des Burgund liegt der Ertrag bei nur 3,5 Dezilitern pro Quadratmeter. Der Pinot Rhein wird in ein Jahr alten Barriques zwölf Monate gelagert und enthält ausserdem nötigen Schwefel nichts als Pinot Noir. Der Siegerwein aus dem Jahr 2011 steht unter einem besonderen Stern: 2011 gilt nicht nur als Spitzenjahr im Bündner Rheintal, der Wein ist auch äusserst rar. Von diesem speziellen Bündner gibt es nur vier Barriques, das sind gerade mal 1200 Flaschen.
PLATZ 1
Pinot Rhein 2011
Helles, klassisches Rubinrot. Vornehme und vielschichtige Pinot-Aromatik mit roten Beeren, Waldkräutern, auch ein Anflug von Geranien. Im Gaumen sehr gut strukturiert, mit feinkörnigem Tannin und einer saftigen, präsenten Säure. 2014 bis 2024.
PLATZ 2 - EX AEQUO
Cave Fernand Cina SA, Salgesch VS, Pinot Noir Salquenen 2013
Jugendliches, mittleres Rot. Überaus sortentypische, sehr klar herausgearbeitete Aromen von roten und dunklen Beeren, unterlegt von edlen Würznoten. Im Gaumen samtige, aber doch vielschichtige Fülle. Sehr schöner, finessenreicher Pinot. 2014 bis 2019
Caves de Chambleau, Colombier NE, Pinot Noir Pur Sang 2011
Dunkles Kirschrot. Aromen von Sauerkirschen und anderen dunklen Beeren, dazu Würznoten, Garigue-Kräuter und ein Anflug von Krokant. Im Gaumen dicht strukturiert und vollmundig. Wuchtiger Pinot. 2014 bis 2020.
SORTENREINE ROTWEINE
Cave Gilbert Devayes, Leytron VS
Humagne-Manie
In der Westschweiz zeichnet sich eine Revolution ab: Schon letztes Jahr siegte in dieser Kategorie ein Humagne Rouge (aus dem Waadtland). Dieses Jahr nun hat ein Walliser Humagne die Nase vorn. Noch vor zehn Jahren hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass der schwierig zu bändigende Humagne Rouge an solch grossangelegten Verkostungen wie dem Grand Prix du Vin Suisse wiederholt nicht nur alle Syrahs und Cornalins hinter sich lässt, sondern auch alle Gamarets und Cabernets. Der Aufstieg des Humagne kommt aber nicht von ungefähr: Mit zunehmender Erfahrung hat inzwischen jeder Walliser Topwinzer seine eigene Philosophie entwickelt, um das Beste aus der Sorte herauszuholen. Gilbert Devayes ist ein Mann, dessen gross gewachsene und kräftige Statur mit seiner zurückhaltenden Art kontrastiert. In seinem stattlichen Haus aus dem 17. Jahrhundert mit dem eindrücklichen Gewölbekeller feilt er nun, seit er von seinem Vater im Jahr 1981 den Betrieb übernahm, an seinen Crus. Der Fokus des Doyens liegt weniger auf den Assemblagen, viel wichtiger ist es ihm, den Charakter der verschiedenen Sorten in die Flaschen zu bringen. Mit dem vermeintlich «einfacheren» Humagne Rouge de Leytron 2012 (er keltert daneben auch noch einen Humagne Rouge Vieille Vignes Élevé en Barrique) ist ihm dies perfekt gelungen. Das Temperament der Sorte ist immer noch zu erkennen, allerdings in einer perfekt geschliffenen, vornehmen Weise. Auch in der Nase begeistert der Cru mit seinen Noten von Sauerkirschen, Weihrauch und Kräutern.
PLATZ 1
Humagne Rouge de Leytron 2012
Wirkt schon in der Nase temperamentvoll und ausdrucksstark: Aromen von Sauerkirschen, süsser Melasse, Weihrauch, auch eine Spur Rauch. Zeigt auch im Gaumen viel Charakter. Dicht gewoben, mit guter Fülle und gutem, kernigem Tannin. Lang anhaltend. 2014 bis 2018.
PLATZ 2
Ville de Lausanne, Lausanne VD, Gamaret Barrique Château Rochefort Allaman Grand Cru 2011
In der Nase perfekt ausgereift: Noten von Sauerkirsche, Schokolade und Minze. Im Gaumen dicht strukturiert, mit weicher Fülle und reifem Schmelz. Saftige Säure. Jetzt in perfekter Trinkreife. 2014 bis 2016.
PLATZ 3
Cave Sainte-Anne Héritier-Favre SA, Sion VS, Cornalin de Sion 2012
Schöne Würze, Sauerkirsche, dazu auch Leder und balsamische Noten. Im Gaumen geprägt von kernigem Gerbstoff und einer präsenten Säure. 2014 bis 2016.
ROTE ASSEMBLAGEN
Domaine La Combaz, Emile Blum, Ollon VD
Ein-Mann-Orchester
Die Begriffe Assemblage oder Blend implizieren häufig, dass diese Weine aus einem grossen Unternehmen kommen. Einem Keller, der über Önologen verfügt, die auf tanninreiche und kraftvolle Rotweine spezialisiert sind und aus einem imposanten Barriquepark schöpfen können, um die Crème de la Crème auszuwählen. Kurz gesagt, es scheint für einen kleinen Handwerksbetrieb schwer zu sein, in dieser Kategorie zu gewinnen. Wenn man aber weiss, dass die Domaine La Combaz nur über 3,5 Hektar Rebfläche rund um das Haus der Familie verfügt, kann man die Leistung von Winzer Emile Blum nur bewundern. Um den Erzeuger und die beste rote Assemblage des Grand Prix 2014 besser kennenzulernen, ist ein Blick ins Internet von geringem Nutzen. Sie erfahren dort kaum mehr, als dass der Wein Puissance Cinq 2012 aus fünf verschiedenen Rebsorten hergestellt wurde – aber das konnte man am Namen ja sogar erahnen. Wenn Sie also Emile Blum in seinem Weinkeller besuchen, beginnt dieser Besuch ganz sicher auch nicht mit einem Glas dieser Assemblage aus Gamaret, Garanoir, Ancellotta, Cabernet Franc und Pinot Noir. Nein, nach einem kleinen Spaziergang durch die Reben werden Sie ein Glas Chasselas vorgesetzt bekommen, der wichtigsten Sorte in der Gemeinde Ollon im Waadtländer Chablais. Ist Ihr Gaumen dann für die Verkostung bereit, zeigt Ihnen dieser herzliche Weinmacher seine Spezialitäten, die auf halbem Weg zwischen dem Genfer See und den Alpen entstehen: Viognier, Pinot Noir und sicher irgendwann auch die Cuvée Puissance Cinq. Ein mineralischer, frischer Chasselas ist obligatorischer Einstieg und Abschluss der Verkostungen auf der Domaine La Combaz.
PLATZ 1
Puissance Cinq 2012
Verhaltene, aber sehr komplexe Aromatik mit roten Beeren, Lakritze, dazu auch eine Spur Schokolade und Zigarrenkiste. Im Gaumen dicht, voll und reif. Voluminöser Wein mit viel Charme und Charakter. 2014 bis 2019.
PLATZ 2
Fattoria Moncucchetto Sagl, Lugano TI, Collina d’Oro-Agra 2012
Dichtes Violettrot. Wirkt in der Nase temperamentvoll, mit Aromen von Garigue-Kräutern, Kerbel und schwarzem Pfeffer. Dahinter auch beerige Komponenten. Im Gaumen sehr dicht strukturiert und vollmundig. Lang anhaltend. 2014 bis 2020.
PLATZ 3
Domaine Jean-François Neyroud Fonjallaz, Chardonne VD, Chardonne Cardona 2012
Charaktervolle Cuvée aus den Sorten Gamaret, Garanoir, Gamay und Diolinoir. Aromen von dunklen Beeren, dazu viel Pfeffer, Veilchen und kräuterwürzige Noten. Wirkt im Gaumen noch etwas ungezähmt, hat aber Potenzial. 2014 bis 2018.
MERLOT
Frédéric Dumoulin SA, Uvrier VS
Merlot del Vallese
Nach dem Petite Arvine 2013, dem Or Rose 2013 und der Assemblage Or Noir 2012, einer Cuvée aus Merlot, Cabernet und Syrah, ist der Merlot 2013 der vierte Wein von Frédéric Dumoulin, der beim Grand Prix du Vin Suisse 2014 eine Goldmedaille einheimste. Eine grossartige Ausbeute für den Winzer, der sein Weingut bei der Gründung 1999 auf den Namen L’Orpailleur – der Goldgräber – getauft hat. Auch 15 Jahre später sieht sich Dumoulin noch immer als Goldgräber, als Suchender, auch wenn viele seiner Fans den mitteilsamen Winzer wohl eher als Schöpfer bezeichnen würden. Frédéric Dumoulin hat im Laufe der Jahre nicht nur eine beachtliche Palette sortenreiner Spezialitäten aufgebaut, sondern auch originelle Assemblagen entwickelt. 2014 brachte er gleich zwei neue Weine auf den Markt: den fassgereiften Clos de la Grandinaz Blanc aus Fendant, Johannisberg und einer Prise Petite Arvine und den Clos de la Grandinaz Rouge, einen Blend aus Pinot Noir, Syrah und Merlot, in 500-Liter-Fudern ausgebaut. Sein vielseitiges und hochstehendes Sortiment ergänzt er durch ein spezielles Projekt namens La Sellerie du Vin, bei dem er Qualitätsweine in gepflegt aussehenden Bag-in-Box-Verpackungen anbietet. Frédéric Dumoulin liebt Herausforderungen, die Gratwanderung zwischen aufwändigen Flaschengestaltungen für die Premiumweine und ansprechenden Bag-in-Box-Verpackungen für die Einstiegsklasse. Das verbindende Glied zwischen den Produkten ist die Typizität, Dumoulins Weine sind eindeutig Walliser Ursprungs. Und während er auf neue Abenteuer wartet, kann er nun auch mal ausruhen und auf einen wahren Klassiker aus seinem Sortiment setzen. Den diesjährigen Gewinner der Kategorie Merlot, einen reinsortigen Bestseller.
PLATZ 1
Merlot L’Orpailleur 2013
Voll ausgereifter, aber doch jugendlich temperamentvoll wirkender Merlot. Aromen von eingemachten roten und dunklen Beeren, dazu Holunder, aber auch balsamische und mineralische Noten. Im Gaumen klar strukturiert, mit kernigem Tannin und präsenter Säure. Bereitet viel Trinkfreude! 2014 bis 2018.
PLATZ 2
Enoteca della Salute, Massagno TI, ’na tronadariserva 2011
Aromen von reifen Beeren, dazu präsente Würznoten und kräuterwürzige Komponenten. Im Gaumen sehr klar strukturiert, geprägt von einem kernigen Gerbstoff. Auch im Gaumen klar vom Holzausbau geprägt. 2014 bis 2019.
PLATZ 3
Fratelli Corti SA, Balerna TI, Lenéo Riserva 2011
Wirkt in der Nase komplex und verführerisch. Aromen von dunklen Beeren, Minze und Unterholz, unterlegt von edlen Würznoten. Im Gaumen vielschichtig, getragen von einem feinkörnigen Gerbstoff. Edler Merlot. 2014 bis 2020.
WEINE MIT RESTZUCKER
Les Celliers de Vétroz, Vétroz VS
Der trockene Süsse
Wie und in welcher Form können die vielen Klein- und Kleinstbetriebe erhalten werden? Von dieser Frage hängt die Zukunft der Walliser Weinbauszene ab. Die Familie Fontannaz in Vétroz hat eine gute Antwort gefunden. Jahrzehntelang haben Jean und Yvette Fontannaz das knapp drei Hektar umfassende Weingut geführt. Als sie 2003 das Pensionsalter erreichten, hatten sie zwar fünf weininteressierte Kinder, doch keines von ihnen wollte seinen Beruf aufgeben. So gründeten sie gemeinsam die Aktiengesellschaft Les Celliers de Vétroz. In dieser sind alle fünf Kinder operativ tätig, für die Betreuung der Rebberge aber wurde ein Winzer eingestellt, auch die ganze Vinifizierung wird mittels Outsourcing sichergestellt. Dass dieses Modell funktioniert, beweist der Erfolg der Weine bei Prämierungen. Der Siegerwein beim diesjährigen Grand Prix du Vin Suisse ist ein klassischer Amigne Grand Cru de Vétroz. Wie der Riesling in Deutschland oder der Chenin Blanc an der Loire zeigt auch die spät reifende Spezialität Amigne ihr Qualitätspotenzial immer dann sehr gut, wenn sie mit Restsüsse ausgebaut wird. Der 2013er Amigne Grand Cru de Vétroz von Les Celliers de Vétroz besticht mit Aromen von Grapefruit, Kräutern und weissen Blüten. Im Gaumen zeigt sich der Cru vielschichtig und ausgewogen, wirkt dabei aber sensorisch erstaunlich trocken, die verhaltene Süsse schwingt eher im Hintergrund mit. Das macht den Wein zu einem vorzüglichen Essensbegleiter, beispielsweise zu asiatischen Gerichten.
PLATZ 2
Charles Bonvin SA, Sion VS, Amigne Nobles Cépages 2013
Frisch wirkende Aromatik mit Zitrusfrüchten und Aprikosen, auch ein Anflug von kandierten Früchten. Im Gaumen sehr ausgewogen, mit belebendem Spiel zwischen verhaltener Süsse und einer frischen Säure. 2014 bis 2016.
PLATZ 3
Cave de Bretton, Corin-de-la-Crête VS, Viognier de Corin 2013
In der Nase eine edle, aber verhaltene Süsse mit Noten von Zitrusfrüchten, Aprikosen und kräuterwürzigen Komponenten. Im Gaumen kräftig, mit angepasster Säure. Edle Bitternoten im Abgang. 2014 bis 2018.