9. Grand Prix du Vin Suisse

Auf dem Gipfel

Text: Thomas Vaterlaus, Alexandre Truffer, Ursula Geiger und Joël Gernet

2900 Weine in zwölf Kategorien sind beim Grand Prix du Vin Suisse 2015 verkostet und bewertet worden. Unter den Siegern in den zwölf verschiedenen Kategorien finden sich sowohl bestens bekannte Namen als auch Newcomer. Sehr erfreulich: Zum Weingut des Jahres wurde erstmals eine Waadtländer Domäne gekürt.

Neu: Zweistufiges Selektionsverfahren

Über 2900 Weine wurden dieses Jahrz um Grand Prix du Vin Suisse (GPVS) eingereicht. Um die Sieger in den zwölf Kategorien zu ermitteln, wurde erstmals ein zweistufiges Selektionsverfahren eingesetzt. Die Hauptjury, bestehend aus 170 Weinfachleuten, die Ende Juni 2015 während sechs Tagen sämtliche 2900 Weine verkostete, vergab nicht nur die begehrten Gold- und Silber auszeichnungen, sondern nominierte für alle der zwölf Kategorien jene sechs Weine, aus denen im Rahmen einer zweiten Finalverkostung die Kategoriensieger ermittelt wurden.

Die 72 für den Final selektionierten Weine (zwölf Kategorien mit jeweils sechs Weinen) wurden am 18. und 19. August von einer zweiten, international besetzten Jury verkostet. Zu der Jury gehörten: Sue Style (im Elsass lebende, englische Weinjournalistin, unter anderem für «Decanter»), John Chua (in Singapur lebender Wine-Consultant, unter anderem für Singapore Airlines), Sigi Hiss (deutscher Weinjournalist und Berater, unter anderem für «GastroJournal» und VINUM), Pierre Thomas (Weinjournalist, Lausanne), Emeline Zufferey (Önologin bei Vinea, Sierre), François Murisier (Präsident der Vereinigung Vinea), Alexandre Truffer (Weinjournalist, Chefredaktor der französischen Ausgabe von VINUM) und Thomas Vaterlaus (Chefredaktor VINUM). Ziel dieser zweiten Verkostung war es,die Resultate der Hauptjury – bei der die für den Final selektionierten Weine von verschiedenen Verkostungs-Kommissionen an verschiedenen Tagen degustiert worden waren – zu harmonisieren. Noch wichtiger: Dank den renommierten Verkostern aus verschiedenen Ländern sollen die besten Weine des Grand Prix du Vin Suisse neu eine zusätzliche, internationale Plattform erhalten!

KELLEREI DES JAHRES

Domaine de la Ville de Morges

Morges VD

Morges gelingt der Grand Slam

Frühjahr 2015: Marc Vicari, der Direktor der Domaine de la Ville de Morges, meldet fünf Weine zum Grand Prix du Vin Suisse an. Ergebnis: zwei Goldmedaillen (Guérites, Rot 2013 und Servagnin 2013) und drei Silbermedaillen (La Grand’Rue 2014, Les Guérites, Weiss 2013 und der Gamay Réserve 2013). Die Assemblage Les Guérites Rouge, gekeltert aus den Sorten Garanoir und Gamaret, schafft es bei den roten Assemblagen sogar in den exklusiven Kreis der Nominierten, der sechs höchstbewerteten Weinen dieser Kategorie. Es ist aussergewöhnlich und bis heute einzigartig in der Geschichte des Grand Prix, dass ein Weingut gleich für alle eingereichten Weine eine Auszeichnung erhält. Damit hat das Team von Marc Vicari in eindrücklicher Manier bewiesen, wie hoch das Qualitätsniveau in dieser Domäne ist. Die Auszeichnung zum Weingut des Jahres ist der gerechte Lohn für diese Leistung. Es ist übrigens das erste Mal, dass ein Betrieb aus dem Waadtland diesen prestigeträchtigen Titel entgegennehmen darf. Selbst Insider hätten nie vermutet, dass das Weingut der Stadt Morges in diesem Jahr sowohl den Mondial du Chasselas als auch den Grand Prix du Vin Suisse gewinnen würde. Natürlich ist die Gemeinde Morges kein Neuling in der Weinwelt. Die Archive zeigen, dass die Gemeinde bereits 1547 erste Rebberge kaufte. Heute bewirtschaftet die Domaine de la Ville de Morges rund 15 Hektar Reben, im Eigenbesitz oder gepachtet. Daraus werden 13 verschiedene Weine gekeltert. Trotzdem stellt sich die Frage, wie es diesem «Beamtenweingut» von der Côte gelingen konnte, im Jahr 2015 die beiden wohl begehrtesten Titel im Schweizer Weinbau zu erringen.

Talentiertes Team

In den letzten Jahren hat es die Gemeinde Morges geschafft, sich zum vielleicht interessantesten Weinbaudorf im Waadtland zu entwickeln. Das Anbaugebiet und die Stilistik der Weine sind vielseitiger als jene von Yvorne und doch nicht so heterogen wie die Palette an Weinen, die die Winzer in Epesses oder Féchy hervorbringen. Mit der innovativen Domaine Henri Cruchon hat Morges seit rund 20 Jahren eine Lokomotive, die auch die anderen Winzer in qualitativer Hinsicht angespornt hat. Zudem ist die Renaissance des Servagnin, dieses alteingesessenen Pinot-Noir-Klons, zum Sinnbild des Aufschwungs in Morges geworden. Hinter dem Erfolg der Domaine de la Ville steht Marc Vicari. Dem Direktor, der seinen Job im Jahr 2013 übernahm, als die Gemeinde das Weingut in eine Aktiengesellschaft umwandelte, ist es gelungen, den Übergang vom vorangehenden Team mit Luc Tétaz und Frédéric Hostettler – welche die jetzt ausgezeichneten Weine geschaffen haben – zum jetzigen Duo perfekt zu meistern: Fabio Penta ist seit Sommer 2014 der beratende Önologe, unterstützt von Corentin Houillon, dem neuen Weinbau-Chef seit dem Frühjahr 2015.

www.domainedelaville.ch

Die Kriterien für den Sieg

Da in der Vergangenheit wiederholt grössere Betriebe die höchsten Durchschnittsnoten beim Grand Prix du Vin Suisse erzielten, wurde der Titel 2014 von Winzer des Jahres in Kellerei des Jahres umbenannt. Geändert wurden auch die Kriterien für diese Auszeichnung: Betriebe, die sich um den Titel bewerben wollen, müssen mindestens fünf Weine in drei Kategorien einreichen. Massgebend zum Gewinn des Titels ist das Verhältnis von eingereichten zu prämierten Weinen (Gold- und Silbermedaillen), das Verhältnis von eingereichten zu nominierten Weinen (die ersten sechs Weine jeder Kategorie), sowie das Verhältnis von eingereichten zu ausgezeichneten Weinen (Plätze 1 bis 3).

SCHAUMWEINE

Artisans Vignerons d’Yvorne, Yvorne VD

Perlenkünstler

Die 1902 gegründete Genossenschaft Artisans Vignerons d’Yvorne besteht aus rund 120 Winzern und bewirtschaftet beachtliche 55 Hektar des insgesamt 160 Hektar umfassenden Anbaugebiets. Das Weingut spielt eine zentrale Rolle im Dorf Yvorne im Chablais, das untrennbar mit dem Chasselas verbunden ist. Die Rebsorte macht denn auch rund 80 Prozent des Volumens aus, das hier jährlich vinifiziert wird. Ein hoher Anteil, den die Winzer aber nicht als Nachteil ansehen. In einer speziellen Qualitäts-Charta verpflichten sie sich, dieses historische Rebsorten-Erbe weiter zu pflegen und weiter zu entwickeln. Streng selektioniert aus den besten Parzellen ihrer Winzer entsteht so beispielsweise der Chant des Resses, ein fast schon legendärer Chasselas, der seit der Lancierung im Jahr 1962 fortwährend Auszeichnungen sammelt. So hat der 2008er die sehr begehrte Platin-Auszeichnung des Labels Terravin gewonnen. Unter der Leitung von Patrick Ansermoz wollen die Artisans d’Yvorne aber auch beweisen, dass ihr Knowhow in Sachen Chasselas nicht auf die Herstellung von klassischen Cuvées beschränkt ist. So hat man etwa vor einigen Jahren mit dem Ange et Démon einen edelsüssen Chasselas auf den Markt gebracht, der aus getrockneten Trauben gekeltert wird. Eine besondere Innovation ist der Blanc de Blancs, ein Schaumwein, ebenfalls aus Chasselas-Trauben vinifiziert, dessen zweite Gärung nach der klassischen Methode – wie beim Champagner oder dem Cava auch – in der Flasche stattfindet. Der Wein wurde schon verschiedentlich ausgezeichnet, der Sieg in der Kategorie Schaumwein am diesjährigen Grand Prix ist aber der bisher prestigeträchtigste Titel für diesen echten Schweizer Schäumer.

www.avy.ch

PLATZ 1

Blanc de Blanc Yvorne

Subtiler, sehr frischer Schäumer mit Aromen von Zitrusfrüchten, Wiesenkräutern und einem Anflug von frischen Äpfeln. Im Gaumen klar, geradlinig und filigran gebaut, erinnert an einen Champagner. 2015 bis 2017.

PLATZ 2

Caves Châtenay-Bouvier, Boudry NE, Bouvier Brut 2012

Intensives, klares Gelb. Verhaltene Aromen von Quitten und anderen gelben Früchten, auch Agrumen. Im Gaumen sehr ausgewogen, mit angepasstem Gerbstoff und einer präsenten Perlage. Edle Bitternote im Abgang. 2015 bis 2017.

www.chatenay.ch

PLATZ 3

Angelo Delea, Losone TI, Noir Brut 2013

Knackiger, sehr erfrischender Schaumwein mit Aromen von Wiesenkräutern und grünen Äpfeln. Im Gaumen klar und schlank gebaut, aber ausgewogen, mit einer präsenten Säure. 2015 bis 2017.

www.delea.ch

CHASSELAS

Nouveau Salquenen Adrian & Diego Mathier, Salgesch VS

Fendantastisch

Es ist schon nicht mehr erstaunlich, aber ganz sicher einzigartig, mit welcher Selbstverständlichkeit dieser Tausendsassa Diego Mathier seit Jahren reihenweise Preise einheimst. Beim letztjährigen Grand Prix wurde seine Cuvée Madame Rosmarie Mathier 2013 als beste weisse Assemblage ausgezeichnet. Und dieses Jahr hat er nun also mit seinem Fendant zugeschlagen! Aus Trauben von verschiedenen Walliser Lagen gekeltert und klassisch vinifiziert, zeigt sich der Fendant du Ravin 2014 zwar weich und ausgewogen, widerlegt aber mit seiner angepassten Säure das immer noch verbreitete Vorurteil, der Fendant sei die trägste Interpretation des Schweizer Chasselas! Und dies obwohl dieser Fendant den biologischen Säureabbau durchlaufen hat. Dass das Team von Diego Mathier nicht nur bei den Prestigeweinen Ausserordentliches leistet, sondern auch bei Alltagsweinen, spricht für den hohen Anspruch dieses Gutes, das jährlich die immense Zahl von an die 50 verschiedenen Weinen in die Flaschen bringt.

Verantwortlich für dieses ausserordentliche Niveau ist auch Kellermeister Cédric Leyat, ein ruhiger, präziser Schaffer. Seit bald 25 Jahren arbeitet er nun schon bei der Familie Mathier. Der Höhenflug dieses Gutes setzte nicht über Nacht ein, er ist das Resultat einer jahrzehntelangen, minuziösen Aufbauarbeit. Und mit der «weiblichen Dynamik», die in diesem Weingut zwangsläufig mittelfristig an Bedeutung gewinnen wird, könnte sich der qualitative Höhenflug durchaus akzentuieren: Diego Mathier und seine Frau Nadia haben nämlich vier Töchter.

www.mathier.com

PLATZ 1

Fendant du Ravin 2014

Intensive Aromatik mit einem Hauch von exotischer Frucht, auch traubenwürzige Komponenten, dazu eine Spur Wiesenkräuter. Im Gaumen füllig, weich und ausgewogen. Eleganter, schmeichlerischer Fendant. 2015 bis 2017.

PLATZ 2

Domaine du Scex du Châtelard, Villeneuve VD, Terroir du Scex Villeneuve 2014

Verhaltene Aromatik mit Noten von Kräutern und einer Spur Tee. Im Gaumen zunächst fruchtbetont. Zeigt eine gute Fülle und eine klare, fast kernig anmutende Struktur. Schöne Frische im Abgang. 2015 bis 2019.

www.scexduchatelard.ch

PLATZ 3

Cave des 13 Coteaux, Arnex-sur-Orbe VD, Chasselas Treize Coteaux 2014

Frisch wirkende, florale Aromen mit Lindenblüten und Wiesenkräutern. Im Gaumen geradlinig und belebend, auch dank einem gut eingebundenen Hauch von Kohlensäure. Schön und frisch wirkend im Abgang. 2015 bis 2017.

www.13coteaux.ch

MÜLLER-THURGAU

Weingut Nadine Saxer, Neftenbach ZH

Kecke Sylvie

«Saxer Neftenbach», das ist ein Synonym für eine Erfolgsstory, wie man sie aus Kalifornien oder Neuseeland kennt, nicht aber aus dem beschaulichen Zürcher Weinland. Kein Wunder: Sowohl Nadine Saxer als auch ihr Ehemann Stefan Gysel waren im Ausland tätig, und einiges vom dem, was sie dort gesehen haben, adaptierten sie zu Hause. Etwa beim diesen Herbst fertiggestellten Kellerneubau in Neftenbach, der bis auf einige futuristische Fensteröffnungen völlig in den Hang versenkt wurde. Hier trifft der Besucher auf subtil inszenierte Funktionalität, etwa im Barriquekeller, dessen Sichtbetonwände in Bronze schimmern, oder an der Verkostungsbar, einem Paradebeispiel für moderne, aber doch warm wirkende Schlichtheit. Die «gute Form» zeichnet auch die Weine von Nadine Saxer aus. Etwa den Sylvie. Allein schon die kecke Verkürzung des Namens Riesling x Sylvaner zeigt, dass wir es hier mit einer zeitgenössischen Interpretation dieser Sorte zu tun haben. Nämlich eine mit verführerischer Primärfrucht in der Nase und einer Frische, die von einem Hauch von Kohlensäure geschickt betont wird. Es sind genau solche trinkigen Weine, die der Sorte gegenwärtig eine Renaissance bescheren. Wer das beeindruckende Weingut besucht, würde kaum glauben, dass es erst in den 90er Jahren von Jürg Saxer gegründet worden ist. Mit der Betriebsübergabe an seine Tochter wurde das Weingut nun kürzlich in Nadine Saxer umbenannt. Der Schritt wurde mit einem neuen Namenszug, neuen Labels und eben einem Kellerneubau unterstützt. Wenn die Saxers was machen, dann richtig!

www.nadinesaxer.ch

PLATZ 1

Sylvie 2014

In der Nase dezent, mit Noten von Agrumen, dazu etwas exotische Frucht und traubenwürzige Komponenten. Im Gaumen ausgewogen und fruchtbetont. Ein angepasster Gerbstoff und eine saftige Säure sorgen für die nötige Frische. 2015 bis 2017.

PLATZ 2

Aagne Familie Gysel, Hallau SH, Riesling-Silvaner 2014

Klare, fruchtbetonte Aromatik mit Noten von Blüten, gelben Früchten und einer Spur Muskat. Auch im Gaumen fruchtbetont, mit gutem Spiel zwischen Fruchtsüsse und Säure. 2015 bis 2017.

www.aagne.ch

PLATZ 3

Weingut Kilchsperger, Flach ZH, Riesling-Sylvaner 2014

Noten von Wiesenkräutern, gelben Früchten und Agrumen. Zeigt sich auch im Gaumen sehr klar, fruchtbetont und ausgewogen. Sehr schöner Riesling-Sylvaner, getragen von einer saftigen Säure. 2015 bis 2017.

www.kilchsperger.ch

SORTENREINE WEISSWEINE

Cave Dubuis & Rudaz, Sion VS

Mit Rasse und Klasse

Dieser kraftvolle, rassige und durch eine edle Bitternote im Abgang geprägte Johannisberg ist alles andere als ein auf Primärfrucht getrimmter Trendwein. Es ist der international besetzten Grand Jury des diesjährigen Grand Prix mit Verkostern aus dem deutschsprachigen, angelsächsischen und asiatischen Raum hoch anzurechnen, dass sie das Potenzial dieses typischen Johannisbergs aus dem Wallis erkannt hat. Immerhin waren auch zwei hochkarätige Heida und drei fruchtbetonte Sauvignon Blanc aus der deutschen Schweiz mit im Rennen. Doch am Ende setzte sich der eigenständige Walliser Cru von Philippe und Caroline Dubuis mit seiner Rasse und Tiefgründigkeit klar durch. Vater und Tochter bewirtschaften ein Weingut, das sich dem biodynamischen Anbau verschrieben hatte, lange bevor diese Art des Anbaus populär wurde. «Unzufrieden mit den gesetzlichen Bestimmungen hat die Cave Dubuis & Rudaz ab 2000 mit der Umstellung von zehn Hektaren auf biodynamischen Anbau begonnen», heisst es auf der Internetseite. Dort wird auch dieser oft missverstandene Begriff erklärt: «Die Biodynamie basiert auf einem tiefen Verständnis der Gesetze des Lebens, erreicht durch eine ganzheitliche Sichtweise der Natur. Sie vertritt die Ansicht, dass die Natur aktuell derart zerstört ist, dass sie nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu heilen, und es darum notwendig ist, dem Boden mit therapeutischen Verfahren seine fruchtbare Vitalität zurückzugeben, die für die Pflanzen, Tiere und Menschen unverzichtbar ist.» Eine nach den Mondrhythmen orientierte Arbeit und der Einsatz spezieller Präparate im Rebberg gehören zum Konzept dieses 1985 gegründeten Weinguts, das zu seinem 30-jährigen Jubiläum fünf Medaillen und die Kategorie der sortenreinen Weissweine gewonnen hat.

www.dubuis-rudaz.ch

PLATZ 1

Johannisberg 2014

Vielschichtige Aromen von Kräutern und Nüssen, dazu traubenwürzige und brotige Noten. Im Gaumen sehr reichhaltig, ja mächtig, vielschichtig und gut strukturiert. Kräftiger Johannisberg mit viel Sortentypizität. Zarte Edelbitternote im Abgang. 2015 bis 2018.

PLATZ 2

Cave du Vieux-Moulin, Vétroz VS, Païen 2014

Komplexer und sehr ausdrucksstarker Païen mit Aromen von weissen Blüten, aber auch gelben Früchten, vor allem Quitten. Auch im Gaumen sehr fruchtbetont, dicht gewoben und langanhaltend. Getragen von einer saftigen Säure. 2015 bis 2019.

www.papilloud.com

PLATZ 3

Renaissance Vins, Charrat VS, Heida 2013

Schön ausgereifte Aromatik mit Noten von Zitrusfrüchten, dazu auch eine Spur von Äpfeln und Melonen. Im Gaumen sehr dicht gewoben, mit viel Fruchtfülle und Schmelz. Angepasste Säure und präsenter Gerbstoff. 2015 bis 2020.

www.renaissance.ch

WEISSE ASSEMBLAGEN

Cave de la Rose d’Or, Luins VD

Herrlich kurios

Im Finale der Kategorie Weisse Assemblagen trafen sich fünf Cuvées aus dem Wallis, darunter zwei Gewächse, die von ehemaligen Weingütern des Jahres ins Rennen geschickt worden waren. Als einziger Nichtwalliser konnte sich ein Vertreter aus der La Côte, nämlich der Curieux von Jean-Michel Walther, qualifizieren. Und genau dieser Assemblage aus Chardonnay, Pinot Gris und Aligoté ist es gelungen, die Grand Jury des Grand Prix zu überzeugen und sich in der Kategorie durchzusetzen. Und nicht nur das: Die Assemblage aus Luins erzielte gar die höchste Benotung aller nominierten Weissweine und wurde darum zusätzlich mit dem Prix Vinissimo Blanc ausgezeichnet. Wer den Namen dieses Weins ungewöhnlich, ja «kurios» findet, muss wissen, dass es dessen charismatischer Winzer liebt, seinen Weinen ungewöhnliche Namen zu geben, die den Weinliebhabern nicht selten Rätsel aufgeben. Neben dem 1903, einer im Holz ausgebauten Assemblage, die an das Gründungsjahr des Weinguts erinnert, gibt es auch eine rote Cuvée namens Emotion Intense. Schon fast poetisch mutet der Name des Merlot an. Er heisst: Ma Mère M’a Dit, weil seine Mutter Jean-Michel Walther eines Tages sagte: «Mach doch mal einen Merlot.»

Viel wichtiger ist aber, dass Jean-Michel nicht nur bei der Namensgebung seiner Weine äusserst kreativ ist, sondern auch im An- und Ausbau. Obwohl er nur vier Hektar Reben bewirtschaftet, bringt er jedes Jahr bis zu 26 verschiedene Weine in die Flaschen. Païen, Diolinoir, Aligoté, Marsanne Blanche oder Syrah wachsen hier Seite an Seite mit traditionelleren Rebsorten. Eine besondere Spezialität dieses Winzers sind aber die sorgfältig komponierten Assemblagen. So erstaunt es nicht, dass es der weisse Curieux schon am Grand Prix du Vin Suisse 2011 in den Final geschafft hat. So kurios, wie es sein Name verheisst, ist dieser Cru nun also wahrlich nicht!

www.caverosedor.ch

PLATZ 1

Le Curieux Luins 2013

Die Cuvée aus Chardonnay, Pinot Gris und Aligoté offenbart intensive Aromen von weissen Blüten, Pfirsich und Zitrusfrüchten. Im Gaumen gehaltvoll und dicht gewoben. Getragen von einem kernigen Gerbstoff und einer saftigen Säure. 2015 bis 2018.

PLATZ 2

Nouveau Salquenen Adrian & Diego Mathier, Salgesch VS, Ambassadeur Blanc 2013

Die typische Walliser Cuvée aus Heida, Ermitage und Petite Arvine reift 16 Monate in französischer Eiche. Vielschichtige und edle Aromatik mit Noten von reifen Früchten, Vanille, aufgeschlagenen Eiern und Rauch. Im Gaumen komplex und elegant. Die präsente, reife Säure sorgt für die nötige Frische. 2015 bis 2020.

www.mathier.com

PLATZ 3

Provins Valais, Sion VS, Apologia Bianco Grand Métral 2013

Komplex komponierte Cuvée aus Pinot Gris, Pinot Blanc, Sauvignon Blanc und Humagne Blanche. Intensive Aromatik mit Noten von Pfirsich und Äpfeln, dazu traubenwürzige Komponenten und Muskatnuss. Im Gaumen überraschend kernig und gut strukturiert. 2015 bis 2019.

www.provins.ch

ROSÉ UND FEDERWEISSE

Parfum de Vigne, Dully VD

Welch ein Talent

Jean-Jacques Steiner gehört zu jenen diskreten Schaffern, an denen das Scheinwerferlicht gerne einmal vorüberhuscht. Und doch: Welch ein Talent und welche Erfolgsbilanz kann dieser Winzer vorweisen! 2011 schafft der 2010er Jahrgang seines OEil-de-Perdrix mit dem Gewinn der Grossen Goldmedaille eine echte Sensation beim Mondial du Pinot, eine Meisterleistung für einen Rosé. Dieser Triumph ist auch ein Beweis dafür, dass ein OEil-de-Perdrix durchaus ein Spitzenwein sein kann, wenn er vom Winzer entsprechend an- und ausgebaut wird. Und genau das macht Jean-Jacques Steiner. Kein Wunder, dass er schon bei den Grand-Prix-Austragungen 2007 und 2012 jeweils den dritten Platz in der Kategorie Rosé und Federweisse erreichte. 2015 war der Winzer aus Dully erneut in der Endausscheidung vertreten und gewann die Kategorie vor zwei weiteren Westschweizer OEil-de-Perdrix. Diese Auszeichnungen zeigen, dass Jean-Jacques Steiner ein wahrer Meister der Rosébereitung ist. Er versteht es aber auch, aus dem Pinot Noir erstklassige Rotweine zu keltern. Ein Beleg dafür ist der Titel des Gran Maestro du Pinot Noir –für die beste Durchschnittsnote von drei aufeinanderfolgenden Jahrgängen –, den er beim Mondial des Pinots 2014 gewann.

Die Kellerei Parfum de Vigne, die in ihrer jetzigen Form seit 1980 besteht, ist bis heute das einzige Weingut aus der Westschweiz, das diesen prestigeträchtigen Titel gewinnen konnte. Trotz all dieser Erfolge ist Jean-Jacques Steiner bescheiden geblieben. Dieser Meister des Pinots, der jährlich eine Palette von rund 20 sorgfältig hergestellten Cuvées auf den Markt bringt, hat sich auch für eine Beibehaltung von moderaten Preisen für seine qualitativ durchwegs hochstehenden Weine entschieden, die er regelmässig an verschiedenen Messen in der ganzen Schweiz vorstellt.

www.parfumdevigne.ch

PLATZ 1

Oeil de Perdrix Rosé de Pinot Noir 2014

Ein rundum gelungener Rosé mit Aromen von roten Beeren, dazu florale Noten, die schon in der Nase viel Frische verheissen. Im Gaumen sehr ausgewogen. Ein fruchtbetonter, aber doch geradliniger Rosé. 2015 bis 2017.

PLATZ 2

Cave du Cep, Cortaillod NE, Oeil de Perdrix 2014

Intensive Aromatik von roten Früchten und Fruchtbonbon, aber auch von Kräutern. Im Auftakt sehr fruchtig, aber der präsente Gerbstoff und die angepasste Säure sorgen für die nötige Frische. 2015 bis 2017.

www.caveducep.ch

PLATZ 3

Hammel – Terres de Vins, Rolle VD, Val d’Eve Oeil-de-Perdrix 2014

Diskrete Aromen von Erdbeeren und Himbeeren. Auch florale Noten. Im Gaumen sehr klar strukturiert, mit einem kernigen, präsenten Gerbstoff. Edle Zartbitternoten im Abgang. 2015 bis 2017.

www.hammel.ch

GAMAY

Cave du Crêtacombe, Chamoson VS

Strukturierte Frische

Michel und Fabienne Constantin-Comby erlebten schon einmal einen Höhepunkt ihrer Winzerkarriere im Rahmen des Grand Prix du Vin Suisse. Im Jahr 2012 gewann nämlich ihr Johannisberg des Jahrgangs 2011 nicht nur die Kategorie der sortenreinen Weissweine, sondern erreichte darüber hinaus auch die höchste Punktzahl aller zu diesem Wettbewerb eingereichten Weine. Ausserdem hatte dieser Wein mit der Bezeichnung «in Amphoren ausgebaut» grosses Interesse an den Betonbehältern ausgelöst. Das Paar hatte die eiförmige Innovation – die heute in vielen qualitätsorientierten Betrieben eingesetzt wird – bei Bernard Cavé im Chablais entdeckt. Sie hatten sie trotz der Skepsis vieler Winzerkollegen ins Wallis mitgenommen. Das Duo, das permanent an der Verbesserung seiner eh schon vorzüglichen Crus feilt, liebt den Johannisberg besonders. Aus dieser symbolträchtigen Rebsorte aus Chamoson keltern sie einen Wein, der mindestens fünf Jahre Lagerung benötigt, um sein Potenzial voll zu entfalten. Inzwischen bauen sie auch ihren Humagne Blanche und den Fendant in Beton aus. Ihr Gamay stand bisher nicht unbedingt im Rampenlicht, doch dies dürfte sich nach dem jetzigen Sieg in dieser Kategorie ändern. Die Sorte Gamay steht für subtile, frischfruchtige Weine. Um diese zarte Balance zu finden, muss der Winzer mit viel Fingerspitzengefühl agieren. Das Winzerpaar hat diese Aufgabe bravourös gemeistert und gehört jetzt zum exklusiven Kreis jener, die im Rahmen des Grand Prix zwei Kategoriensiege errungen haben – in Weiss und in Rot.

www.cretacombe.ch

PLATZ 1

Gamay 2014

Bilderbuch-Gamay mit Aromen von Waldbeeren, Lakritze, Geranien, Pfeffer und Wiesenkräutern. Im Gaumen fest strukturiert, mit charmanter Fruchtfülle. Interessant, vielfältig und vor allem trinkig. 2015 bis 2017.

PLATZ 2

Cave Philippe et Véronyc Mettaz, Fully VS, Gamay Les Mûres 2014

Aromen von roten Beeren, aber auch Tabak, eine Spur Rauch und herbale Noten. Im Gaumen sehr gut strukturiert, mit präsentem, kernigem Gerbstoff und einer saftigen, erfrischenden Säure. 2015 bis 2018.

www.mettaz.ch

PLATZ 3

Château de Valeyres, Valeyres-sous-Rances VD, Gamay Confidentiel 2013

Verhaltene, aber reife und edle Aromatik mit Waldbeeren, Veilchen und Wiesenkräutern. Im Gaumen dicht gewoben bei mittlerer Fülle. Sehr ausgewogener Gamay, der zum Trinken animiert. 2015 bis 2018.

www.chateauvaleyres.com

PINOT NOIR

Volg Weinkellereien, Winterthur ZH

Heimspiel

300 Winzer, 25 Rebsorten, 78 Terroirs – die Volg-Kellereien sind eine Grossmacht im Ostschweizer Weinbau. Eines der absoluten Top-Terroirs ist die 44 Are grosse Parzelle Rychenberg mit ihrem verwitterten Mergelsandsteinboden, die zur Reblage Goldenberg gehört und mitten in der Stadt Winterthur liegt. Die eindrucksvolle steile Südlage gehört Volgund wird von der eigenen Rebstation bewirtschaftet. Damit das Kraut in den begrünten Terrassen nicht allzu wild spriesst, weiden hier regelmässig Dorperschafe. Die Winterthurer sind mit ihrem Hausrebberg bestens vertraut, führt doch einer der beliebtesten Spazierwege von der Stadt durch die Reben zum Restaurant «Goldenberg», das auf der Hügelkuppe thront. Nachdem nun der Rychenberg Barrique 2013 die prestigeträchtige Kategorie Pinot Noir im Rahmen des Grand Prix du Vin Suisse 2015 gewonnen hat, dürfte man endlich auch in der restlichen Schweiz realisieren, dass Winterthur ein führender Weinort in der Ostschweiz ist. Der Erfolg dieses Volg-Crus ist das Resultat einer perfekten Teamarbeit: Jürg Schönenberger, der Betriebsleiter der Rebstation Winterthur, kennt sein Terroir besserals seine Westentasche, Kellermeister Hans Schwarz weiss, wie man einen Ostschweizer Top-Pinot in die Flasche bringt, und Hermann Steitz, Leiter der Kulturen und Kellereien bei Volg, hat das ehrgeizige Ziel formuliert, dass die in Barriques ausgebauten Volg-Selektionen zur Topliga der Ostschweizer Pinots gehören müssen. Und das tun sie, wie dieser Kategoriensieg eindrücklich beweist.

www.volgweine.ch

PLATZ 1

Winterthur Rychenberg Barrique 2013

Intensive, offene Aromatik mit Noten von Waldbeeren, Pflaumen und frischen Kräutern, dazu gut integrierte Würznoten. Im Gaumen dicht gewoben, mit schöner Fruchtfülle. Komplexer, aber doch trinkiger und sehr gebietstypischer Pinot, getragen von einer saftigen Säure. 2015 bis 2020.

PLATZ 2

Cave Les Sentes, Sierre VS, Pinot Noir Coteaux de Sierre 2014

Sehr frisch wirkender Pinot mit Aromen von roten und dunklen Beeren, aber auch herbalen und floralen Noten. Im Gaumen temperamentvoll, mit präsentem jugendlichem Gerbstoff und einer angepassten Säure. Hat viel Charme. 2015 bis 2018.

www.heymozvins.ch

PLATZ 3

Weingut Nadine Saxer, Neftenbach ZH, Tête de Cuvée 2012

Typische, schön ausgereifte Pinot-Frucht mit Noten von Waldbeeren, Kräutern und einer Spur Rumtopf. Auch würzige Komponenten. Im Gaumen sehr ausgewogen, mit verführerischem Süssteil und Schmelz. 2015 bis 2020.

www.nadinesaxer.com

MERLOT

Tamborini Carlo, Lamone TI

Meister des Merlot

Alles begann 1983 mit dem Weinberg ai Brughi in Comano zwischen Lugano und Lamone – der ersten eigenen Lage des jungen Claudio Tamborini. Der Premiere-Merlot 1986 wurde als Lagenwein Vigneto ai Brughi gekeltert. Über die Jahre wuchs nicht nur das Unternehmen Tamborini, sondern auch dessen Rebfläche bei Comano, so dass der entsprechende Wein nach der Gemeinde umbenannt wurde. Ausschliesslich in guten Jahren ausgebaut, wurde der Wein zu einem Flaggschiff für den Tessiner Merlot. Der Comano vereint Charakter, Komplexität und Eleganz, immer auf der seriösen Suche nach Identität und Terroir. «Kürzlich habe ich die Jahrgänge 1991 und 1993 getrunken – die waren wirklich perfekt», schwärmt Claudio Tamborini über seinen Comano. Er hatte Ende der 70er Jahre nach dem frühen Tod seines Vaters den Familienbetrieb übernommen – zusammen mit Mutter Brice. Die Unternehmensgeschichte begann aber bereits 1911 mit dem berühmten Restaurant «Tamborini» in Lugano, gegründet von Claudios Grossmutter Angiolina. Über Jahrzehnte mauserte sich Tamborini zu einem Weinimport-Unternehmen. In den 70er Jahren kam unter Claudio Tamborini schliesslich die Weinproduktion dazu. Mit grossem Erfolg: 2012 wurde Claudio Tamborini am Grand Prix du Vin Suisse zum Winzer des Jahres gekürt, die Weine werden regelmässig an Wettbewerben ausgezeichnet. Inzwischen hat die dritte Generation im Unternehmen Verantwortung übernommen. Claudios Tochter stiess vor zwei Jahren dazu, ihr Cousin Mattia Bernardoni ist seit 2002 dabei und hat inzwischen die Betriebsleitung übernommen. Die Familien- und Erfolgsgeschichte kann also weitergeschrieben werden.

www.tamborinivini.ch

PLATZ 1

Comano 2013

Reife Brombeerfrucht, ein Anflug von Pflaumen, dazu präsente, aber gut integrierte verführerische Würznoten. Im Gaumen vielschichtig und elegant, mit einem feinkörnigen Gerbstoff. Eine saftige Säure sorgt für die nötige Frische. 2015 bis 2022.

PLATZ 2

Cantina Monti, Cademario TI, Rovere 2012

Sehr edle und reife Aromatik mit einem Anflug von getrockneten Beeren, dazu Pflaumen, herbale Noten und würzige Aspekte. Im Gaumen konzentriert, aber elegant, mit einer saftigen Säure und kernigem Tannin. 2015 bis 2019.

www.cantinamonti.ch

PLATZ 3

Cave du Vidomne, St-Pierre-de-Clages VS, Merlot de Chamoson 2014

Noch jugendlich wirkende, fast likörig konzentrierte Frucht mit dunklen Beeren, dazu Kräuter, Unterholz und eine Spur von schwarzem Pfeffer. Im Gaumen klar strukturiert, fruchtbetont und sehr ausgewogen. 2015 bis 2019.

www.levidomne.ch

SORTENREINE ROTWEINE

Cave Jean-Marie Pont, Sierre VS

Ein goldiger Syrah

In der Oktoberausgabe 2014 der französischsprachigen Ausgabe von VINUM wurde dieses diskrete kleine Weingut als Aufsteiger vorgestellt. Inzwischen entdecken auch immer mehr Gastronomen den besonderen Charakter der Weine, die das engagierte Winzerehepaar aus seinen drei Hektar umfassenden Rebbergen in den Anhöhen bei Siders keltert. Jean-Marie Pont, der 1997 seinen Abschluss in Changins machte, hat lange für die Rouvinez-Gruppe gearbeitet, bevor er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Auf der Terrasse seines Hauses in Muraz, einem kleinen Dorf zwischen Siders und Montana, gesteht Jean-Marie, dass es für ihn damals im Jahr 2006 durchaus auch ein Risiko war, seine sehr gute Stelle zu verlassen, um sich selbstständig zu machen. «Wir hatten keinen Keller und keine Reben. Im ersten Jahr mussten wir uns alle Geräte ausleihen. Viele Leute hielten uns wohl für ziemlich verrückt», erinnert sich Jean-Marie Pont. Allerdings hätte das Abenteuer ohne die tatkräftige Mithilfe von Geneviève auch sehr abrupt enden können. Bis 2013 arbeitete Jean-Marie nämlich nebenbei auch für die Vereinigung Vinea, bis die verkauften Volumen ausreichten, um komplett unabhängig zu werden. Der jetzige Sieg in der Kategorie Andere sortenreine Rotweine, einer der am härtesten umkämpften Disziplinen im Rahmen des Grand Prix du Vin Suisse, belohnt die Aufbauarbeit der letzten zehn Jahre. Jedes Jahr ersetzt das Paar rund 1000 bis 1500 Quadratmeter Reben, um bis in zehn Jahren eine perfekte Übereinstimmung zwischen Boden und Reben zu erreichen. Der in gebrauchten Barriques ausgebaute Siegerwein zeigt freilich jetzt schon alle Eigenschaften eines hochstehenden Walliser Syrah.

www.jmpont.ch

PLATZ 1

Syrah 2014

In der Nase süssliche, dunkelbeerige Frucht, dazu ausgeprägt erdige Komponenten und eine deutliche Spur Pfeffer. Sehr temperamentvoller und noch jugendlich wirkender Wein. Im Gaumen sehr dicht gewoben und stoffig. Belebender Syrah mit viel Charakter! 2015 bis 2019.

PLATZ 2

Cave Petite Vertu, Chamoson VS, Humagne Rouge 2013

Komplexe, vielschichtige Aromatik mit dunklen Beeren und Kräutern, besonders Minze, aber auch mineralischen Komponenten. Im Gaumen sehr komplex, dicht gewoben und edel. Wein mit viel Finesse, getragen von einer erfrischenden, straffen Säure. 2015 bis 2020.

www.petite-vertu.ch

PLATZ 3

Cave des Rois, La Tour-de-Peilz VD, Syrah St-Saphorin 2013

Schön ausgereifte, intensive Aromen von Sauerkirschen, Brombeeren und würzigen Komponenten. Im Gaumen noch immer jugendlich temperamentvoll, mit präsentem kernigem Gerbstoff. 2015 bis 2020.

www.cavedesrois.ch

ROTE ASSEMBLAGEN

Cantina Monti, Cademario TI

Präzise Handarbeit

Der Malcantone Rosso del Ronchi ist das erfolgreiche Resultat jahrelanger Experimentierfreude. Trotzdem beschert die ausgeklügelte Assemblage ihren Machern noch immer schlaflose Nächte: Während der Gärung wird die Maische alle vier Stunden schonend von Hand bewegt – auch nachts. Die Trauben wachsen in den Ronchi, den Steilhängen, über Cademario, wo Sergio Monti in den 70er Jahren das kleine, aber feine Familienunternehmen wiederbelebt hat. Heute leitet Sohn Ivo den Betrieb. Zum siegreichen Malcantone Rosso del Ronchi 2012 sagt er mit Blick auf die Dominanz sortenreiner Tessiner Merlots: «Ein Solist kann grosse Emotionen wecken, aber ein Orchester hat noch mehr Volumen – jede Sorte steuert eine andere Würze oder Frucht bei.» Der Jahrgang 2012 habe dank der grossen Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht eine optimale Tanninreife entwickelt. «Ein Wein mit viel Finesse.» Die Trauben dieser Cuvée wachsen auf einer Höhe von 300 bis 600 Metern. Jede Parzelle wird einzeln geerntet und vinifiziert. Ebenso verwinkelt wie die Weinberge ist der topmoderne Keller, der sich über vier Höhenniveaus erstreckt. Pumpen kommen keine zum Einsatz, Gravitation und Schwerkraft sind die Devise. Das rote Orchester reift 15 Monate in neuen Barriques und wird unfiltriert abgefüllt. Weinautor René Gabriel hat über die Experimentierfreude der Cantina Monti einmal gesagt: «Wenn etwas misslingt, dann auf höchstem Niveau.» Beim Malcantone Rosso del Ronchi ist rein gar nichts schiefgelaufen – im Gegenteil: Die Assemblage zeigt, was für ein grosser Wein entsteht, wenn präzise Handarbeit im Rebberg, ideales Wetter und schonende Kelterung aufeinandertreffen – kombiniert nach einem lange erprobten Rezept.

www.cantinamonti.ch

PLATZ 1

Malcantone Rosso del Ronchi 2012

Eine wegweisende, subtil komponierte Cuvée aus Merlot, Diolinoir, Cabernet Sauvignon und Carminoir. Aromen von reifen Beeren, Würznoten, aber auch mineralisch anmutenden Komponenten. Im Gaumen voll konzentriert und vielschichtig, getragen von einer saftigen Säure. Toller, schön ausgereifter Wein! 2015 bis 2022.

PLATZ 2

Tenuta Pian Marnino, Gudo TI, Tre Ori di Gudo Pian Marnino 2009

Perfekt ausgereifte Cuvée aus Carminoir, Gamaret und Merlot, mit Aromen von reifen eingelegten Beeren und auch getrockneten Früchten. Im Gaumen komplex gewoben und langanhaltend. Die saftige Säure sorgt für das nötige Spiel. 2015 bis 2018.

Tel. 091 859 09 60

PLATZ 3

Domaine de la Ville de Morges, Morges VD, Les Guérites Rouge Grand Cru 2013

Assemblage aus den Schweizer Züchtungen Garanoir und Gamaret. Ausgeprägte Beerenfrucht mit Himbeeren und Waldbeeren, aber auch Zwetschgen und würzigen Aspekten. Im Gaumen ausgewogen und erstaunlich frisch, mit kernigem Tannin und präsenter Säure. 2015 bis 2019.

www.domainedelaville.ch

WEINE MIT RESTZUCKER

Philippe Varone Vins, Sion VS

König des Ermitage

Vor drei Jahren hatte der Barrique Liquoreuse dieses Gutes das Podium beim Grand Prix du Vin Suisse noch knapp verpasst. In diesem Jahr hat die edelsüsse Spezialität von Philippe Varonenun den Sprung von der Nominierung zum Sieger dieser Kategorie souverän geschafft. Das Haus Varone gehört zu den Pionieren bei der Entwicklung der Charta Grain Noble ConfidenCiel. Schon ab 1997 wurden erste Versuche mit an den Rebstöcken getrockneten Ermitage-Trauben gemacht. Nachdem in einer ersten Phase verschiedene Parzellen getestet wurden, hat sich das im Jahr 1900 gegründete Unternehmen aus Sitten schliesslich entschieden, das edelsüsse Projekt im Clos de Châteauneuf durchzuführen. Auf den steinigen und schieferhaltigen Böden sind seit zwei Jahrzehnten rund 3000 Quadratmeter Terrassen für die Herstellung dieses Süssweins reserviert. Dort wurde zunächst der Valorine erzeugt, der 2009 den Namen wechselte und nun Barrique Liquoreuse heisst. Es handelt sich um einen reinsortigen Marsanne Blanche. Das Weingut, das mit diesem Süsswein mehr auf Ausgewogenheit als auf Kraft baut, hat sich eine Reife von 160 bis 170 Grad Öchsle zum Ziel gesetzt, die meistens im Dezember erreicht werden, wenn rund ein Drittel der Beeren von der Edelfäule befallen sind. Vergoren und vinifiziert wird das Elixier in kleinen Eichenfässern. Philippe Varone ist ein eingefleischter Anhänger der Sorte Marsanne Blanche. Er produziert auch einen trockenen Ermitage, den Grand Glarier, der ebenso wie sein süsser Verwandter mit Intensität, Struktur und Nachhaltigkeit überzeugt. Vor allem nach einigen Jahren im Keller, wenn sich das jugendliche Temperament dieser Weine in edle Eleganz verwandelt hat.

www.varone.ch

PLATZ 1

Clos de Châteauneuf Barrique Licquoreuse 2012

Verschwenderischer edelsüsser Marsanne mit Noten von Trockenfrüchten, Crème Brûlée, Kaffee und Karamell. Im Gaumen mächtig mit viel Süsse, die aber von der präsenten Säure sehr schön ausbalanciert wird. 2015 bis 2025.

PLATZ 2

Les Celliers de Vétroz, Vétroz VS, Rhapsodie Amigne Flétrie sur Souche 2012

Reif anmutende, extrovertierte Fruchtfülle mit exotischen Früchten, besonders Ananas, aber auch Karamell und einer Spur von frischen Kräutern. Im Gaumen voluminös und süss. Im Abgang sorgt die angepasste Säure für die nötige Frische. 2015 bis 2025.

www.amigne.ch

PLATZ 3

Rouvinez Vins, Sierre VS, Grains Nobles 2008

Sehr schön ausgereifte Assemblage aus Marsanne, Pinot Gris und Petite Arvine. Noten von getrockneten Beeren, dazu herbale Noten und Tee sowie ein Anflug von Erde und Pilzen. Im Gaumen süss, aber auch geprägt von einer pikanten, frisch wirkenden Paprikanote. 2015 bis 2019.

www.rouvinez.com

SONDERPREIS PRIX BIO

Domaine de La Croix, Yvan et Véronica Parmelin, Bursins VD

Wein und Blüten

Jeden Pfingstmontag frittiert das Café-Restaurant «L’Union» in Bursins Malakoffs, dann wird auf der Domaine de La Croix Wein getrunken, es werden Käsekugeln geschlemmt, und es wird gelacht. Die Blicke der Gäste schweifen über den Léman, und vielleicht küsst am Abend die untergehende Sonne die schneebedeckten Gipfel des Montblanc-Massivs. Die Strahlen reflektieren dann das ewige Weiss, was eine beinah epische Stimmung schafft. Ja, wer auf der Domaine de La Croix lebt und arbeitet, kann nur glücklich sein. So wie Patron Yvan Parmelin, ein unermüdlicher Schaffer, der dabei weltoffen, lebensfroh und mit einer gesunden Portion Humor gesegnet ist. Er bewirtschaftet 13 Hektar Reben, 7,5 Hektar davon gehören zur eigenen Domaine, die restliche Fläche bearbeitet er im Auftrag. Erfahrungen sammelte Parmelin in verschiedenen Schweizer Betrieben und im Beaujolais. In Südamerika war er mit Unterbrüchen insgesamt zwei Jahre unterwegs, besuchte Weingüter wie Concha y Toro in Chile und Trapiche in Argentinien. Dort faszinierte ihn das Assemblieren verschiedener Sorten zu einem harmonischen Ganzen. Heute ist Parmelin ein Meister der Assemblage. Kein Bouquet dominiert, alle Komponenten sind in perfekter Balance. Das wünscht er sich auch für die Natur, mit der er arbeitet. Darum sind seine Rebflächen seit 2012 biozertif ziert. Nun geht Parmelin einen Schritt weiter: Er baut Blumensamen an, um in den Rebbergen die Begrünungen vielfältiger (und bunter) zu gestalten. Während die Samen Winterruhe halten, wird auf der Domaine wieder gefeiert. Immer im November bereitet das Team des Café-Restaurants «L’Union» Saucisse und Kohl vor. Wärmendes für die kalten Tage, wenn der Wind eisig über den Léman fegt.

Tel. 021 824 20 55

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