Katja Reinecker, Patrick Adank, Carolin Spanier-Gillot und Anna Schöfmann können nicht nur Wein, sondern auch kochen

Vier Winzer*innen zeigen ihre Lieblingsgerichte in der VINUM-Weihnachtswerkstatt

Text: Harald Scholl und Nicole Harreisser, Fotos: Lukas Lienhard

  • Wohlverdient. Die Köche geniessen das Gericht von Carolin Spanier-Gillot.
  • Harald Scholl (Chefredakteur VINUM), Katja Reinecker, Anna Schöfmann, Patrick Adank, Nicole Harreisser (Redakteurin VINUM), Carolin Spanier-Gillot (v.l.n.r.)
  • Patrick Adank und Katja Reinecker beim philosophieren.
  • Anna Schöffmann konzentriert beim Abschöpfen der Gnocchi.
  • Patrick Adank brät den Fenchel in der scharfen asiatischen Sauce an.
  • Die gedeckte Tafel - so schmeckt das Essen besonders gut.

Auch in diesem Jahr haben wir vier Winzerinnen und Winzer gebeten, mit uns an die Töpfe zu gehen. Ein wenig Weihnachtsfeeling sollte auf die Teller kommen, abgestimmt auf die Weine der Protagonisten. Herausgekommen sind überraschende Gerichte, die zwar anspruchsvoll, aber dennoch einfach nachzukochen sind – und immer mit persönlicher Handschrift!

Sektkellerei Reinecker

Die Familie Reinecker ist seit mehreren Generationen im Markgräfler Land verwurzelt, der Weinbau spielte schon früh eine zentrale Rolle. Richtig fokussiert wurde es 1987, als Vater Herbert Reinecker damit begann, alle Weine zu Sekt weiterzuverarbeiten, und mit seiner Frau Christina konsequenterweise die Sektkellerei Reinecker gründete. Die Qualität der eigenen Sekte war so hoch, dass sich immer mehr Winzer fanden, die ihre Weine von Reinecker versekten liessen. Das ist bis heute die Kernkompetenz im Hause Reinecker, es werden für unzählige Weinbaubetriebe Weine zu Sekt gemacht, darunter auch die bekanntesten Namen des badischen Weinbaus. Daneben wurde aber auch das eigene Portfolio immer weiter ausgebaut, rund 40 000 Flaschen eigener Sekt entstehen heute in den modernen Produktionshallen. Seit 2017 arbeiten die Reineckers ökologisch, ungefähr zu der Zeit stiegen auch die Kinder Steffen und Katja in den elterlichen Betrieb ein. Heute arbeitet die ganze Familie gemeinsam im Betrieb, die Verantwortung geht sukzessive auf die Kinder über.

Eine wirkliche Besonderheit im Hause Reinecker ist die Typizität der Weine, vor allem bei den drei Lagen-Sekten ist das deutlich schmeckbar. Der Feuerbacher Steingässle Pinot Noir Extra Brut mit gekonnt dosiertem Holzeinsatz, vielschichtiger, komplexer Aromatik und feinperlendem, elegantem Mousseux ist dabei immer wieder der Primus inter Pares. Er zeigt auch, warum es sich lohnt, von diesen Sekten ein paar Flaschen mehr in den Keller zu legen. Aktuell ist der 2016er der wahrscheinlich ausgewogenste, der 2017er beginnt sich zu öffnen (und wurde gerade zum Sekt des Jahres im VINUM Weinguide gewählt), und der 2018er ist ein Ver- sprechen für die Zukunft.

Ofenlachs auf Linguine

Der Wein

Pinot Noir Feuerbach Steingässle Extra Brut 2018

Die Geschichte der Lage Feuerbacher Steingässle ist schnell erzählt: Dem Besitzer war sie zu kalt, der Pinot Noir wurde nie richtig reif. Herbert Reinecker griff zu, für Sekt ist dieser Nachteil perfekt, schliesslich braucht es Säure. Der Sekt ist glasklar und präzise, hat etwas Frucht, dann Brioche, perfekte Balance, sanft-cremige Textur und einen enormen Nachhall. Reift auch auf der Flasche exzellent, braucht jetzt etwas Luft.

www.sektkellerei-reinecker.de


Weingut Adank

Das Weingut der Familie Adank liegt in Fläsch, Kanton Graubünden, und wurde im Jahr 1984 gegründet. Heute sind Hansruedi und Rezia Adank für den Aussenbetrieb verantwortlich, das Sagen im Keller hat seit 2018 der Sohn Patrick. Rund neun Hektar Rebfläche werden bewirtschaftet, das reicht für etwa 60 000 Flaschen pro Jahr. Angebaut werden vorwiegend Pinot Noir, Chardonnay und Sauvignon Blanc, die wichtigsten Lagen sind Herrenacker und Spondis, ausgebaut werden sowohl Stillweine wie auch Sekte. Familie Adank arbeitet schon seit Jahren biologisch und befindet sich jetzt in Umstellung für die Zertifizierung.

Viele der Ideen hat Patrick während seiner Ausbildung aufgeschnappt. Nachdem er in Geisenheim, Dijon und Bordeaux studiert hatte, kam er voller Elan in den elterlichen Betrieb. Er arbeitete im Burgund, unter anderem bei Sylvain Cathiard in Vosne-Romanée und Etienne Sauzet in Puligny-Montrachet, bei Bérèche et Fils in der Champagne, einige Zeit in Rheinhessen bei Klaus Peter Keller und natürlich auch in Übersee, die Fromm Winery in Neuseeland war ebenfalls Station. Durch diese vielen Erfahrungen brachte er einige Inputs mit nach Hause. Vor allem die Idee für den Schaumwein Brut nach der «Méthode champenoise» entstand sozusagen unterwegs. Glücklicherweise haben Patricks Eltern immer ein offenes Ohr für seine Ideen und können durch ihre Erfahrung wertvolle Inputs bei der Umsetzung geben. Ein Familienverbund, der alle Entscheidungen im Team trifft.

Bündner-Tabouleh mit Fenchel

Der Wein

Fläscher Chardonnay 2021

In der Schweiz mindestens so gesucht wie die Weine des Fläscher Nachbarn Gantenbein. Zu Recht! In der Nase mit weisser Steinfrucht, frische Fassbutter, sehr zurückhaltend, fein, elegant. Auch im Mund mit zarter Frucht, Nashi-Birne, nicht aufdringlich, zarte, leicht salzige Würze. Ein Wein in nahezu vollkommener Balance, der vor allem bei eleganter Gemüseküche seine vornehme Klasse beweist.

www.adank-weine.ch


Kühling-Gillot

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Hans Oliver Spanier ist Carolin Spanier-Gillot für zwei der erfolgreichsten deutschen Weingüter verantwortlich: Kühling-Gillot und Battenfeld-Spanier. Beide Weingüter sind mit fünf Sternen ausgezeichnet, ihre besten Rieslinge stehen jedes Jahr an der Spitze sämtlicher Verkostungslisten. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass beide Weingüter biologisch bewirtschaftet werden. Aus Sicht des Ehepaares ist genau das aber kein Hinderungsgrund, sondern Voraussetzung, um grosse Weine zu produzieren. Wichtiger scheint beiden das Thema Reife zu sein, ein grosser Reifekeller stellt sicher, dass alle Weine dann auf den Markt kommen, wenn sie wirklich auf dem Höhepunkt sind. Denn die Reife macht den Unterschied von einem guten zu einem herausragenden Wein, so das Credo.

Auf 1800 Quadratmetern Fläche im unterirdischen, naturkühlen Keller reifen die Weine beider Häuser. Eine gewaltige Investition für die Zukunft, um Weine zum perfekten Zeitpunkt auf den weltweiten Markt bringen zu können. Diese dritte Dimension im Weinbau schliesst nahtlos an das Thema Kulinarik an, beide wollen ihre Weine auf den Karten der besten Restaurants der Welt sehen. Auch da scheinen Caro und HO, wie sie in der Weinwelt genannt werden, wieder einmal alles richtig gemacht zu haben.

Gebratener Zander auf Linsensalat

Der Wein

Riesling Nierstein 2016

Ein Beispiel für die gereiften Weine aus dem weingutseigenen Reifekeller. «Nur» ein Ortswein, der zeigt was alles drinstecken kann. Geradezu opulente Nase, helles Karamell, Zitrone, reife Birne, warme Gewürze. Im Mund mit salzigem Schliff, cremig am Gaumen. Absolut geradlinige Struktur, Präzision par excellence. Ein Komplexitätsmonster!

www.kuehlingandbattenfeld.com


Weingut Anton Schöfmann

Bodenständig und absolut naturverbunden, so sieht sich Anna Schöfmann selber. Daneben hat sie eine Schwäche für schöne Restaurants und umfangreiche Weinkarten, wie sie zugibt. Ideale Voraussetzungen also, um bei der VINUM-Kochwerkstatt mitzutun. Gerade mal ein halbes Jahr ist das eigene Weingut von Anna und Laurenz Schöfmann alt, ganze zwei Weine haben die Geschwister bisher gemacht. Die Weine stammen aus Haugsdorfer Weingärten, die beiden Erstlingswerke wurden auch im Presshaus in der Haugsdorfer Kellertrift produziert. Diesen Keller bekamen Laurenz und Anna vor zwei Jahren von ihrem Opa Anton geschenkt; hier setzten sie ihr Weinprojekt um. Die Idee war es, einen Wein von der Traube bis zur Abfüllung in dieser alten Kellergasse zu produzieren, ganz wie früher, mit so wenig externen Einflüssen wie möglich. Ausserdem gefiel es den beiden jungen Leuten, den Familien-Keller wieder zum Weinmachen zu nutzen. Der Name der Rotwein-Cuvée (Rebsorten: Blaufränkisch und Zweigelt) ist Trift 34, die Adresse des geerbten Kellers.

Laurenz und Anna sind beide noch am Anfang ihres Berufslebens. Laurenz absolviert gerade ein Praktikum bei der österreichischen Winzerlegende Ernst Triebaumer, Anna hat «International Wine Business» studiert und arbeitet hauptberuflich bei Vinea Wachau. Trotzdem wollten beide ein eigenes Weingut, mit Schöfmann & Schöfmann haben sie genau diesen Traum umgesetzt.

Kürbis Gnocchi mit Steinpilzen und Salbei

Der Wein

Cuvée Trift 34 Haugsdorf 2020

Ein Wein, dem man anmerkt, dass er kein Zufallsprodukt ist. Auch wenn er der erste gemeinsame Rotwein der Geschwister ist. Dunkles, fast schwarzes Rot. Duftet nach Kirsche, schwarzer Schokolade, zart ätherisch. Dasselbe Bild auf der Zunge, eher kühl und schlank als opulent, hohe Trinkanimation. Leicht gekühlt servieren!

www.schoefmann-schoefmann.at

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