Verkostungs-Duell zwischen Deutschland und Österreich
Riesling-Länderspiel auf der VieVinum
Text: Rudolf Knoll, Fotos: Wolfgang Schmid, www.pov.at
2018 fand sie letztmals statt, die VieVinum in der Wiener Hofburg – vielleicht der schönste und stilvollste Rahmen der Welt für eine Weinmesse. Dann folgte, bedingt durch Corona, eine Zwangspause für die im zweijährigen Rhythmus durchgeführte Veranstaltung. Jetzt konnte sie ein glanzvolles Comeback feiern, auch mit einer Neuauflage des schon zur Tradition gewordenen Wein-Länderspiels zwischen Österreich und Deutschland, das VINUM bereits vor Jahrzehnten ins Leben rief. Vor vier Jahren hatte Austria beim Thema Sekt knapp die Nase vorn. Diesmal trennten sich die beiden ungewöhnlichen Nationalmannschaften freundschaftlich unentschieden.
Österreich bot elfmal Riesling aus dem Jahrgang 2019 auf, alles Weine aus einer Ersten Lage der Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW). Ausgewählt wurden die Weine aus einem Sortiment von 140 Anstellungen von Obmann Michael Moosbrugger und dem Austria-Teamchef Dr. Walter Kutscher. Einzige Einschränkung: Von jedem Betrieb durfte nur ein Wein dabei sein. Elf Grosse Gewächse Riesling 2019 aus den Reihen des Verbandes der Prädikatsweingüter (VDP) bildeten das deutsche Aufgebot, ausgesucht von VDP-Geschäftsführerin Theresa Olkus und VINUM-Redakteur Rudolf Knoll. Dabei wurde nicht aus dem Vollen geschöpft.
Einige Betriebe, die Aussteller auf der VieVinum waren, wurden von Anfang an in die engere Wahl einbezogen, mussten sich dann aber gegenüber einem regionalen Konkurrenten behaupten. So konnte zum Beispiel bei zwei Badenern und zwei Pfälzern nur jeweils einer für das Team berücksichtigt werden. Und dann wollte der VDP möglichst elf Anbaugebiete dabei haben. Die rote Ahr war hier kein Thema, die beiden ostdeutschen Betriebe hatten nur ein Weingut mit Grossen Gewächsen zu bieten. So ergab sich die Aufstellung fast automatisch.
Mag vielleicht alles etwas kompliziert klingen. Aber für die Besucher spielte das keine Rolle, für sie hatte die Paarung Österreich – Deutschland einfach viel Reiz (der Fussball lässt grüssen). Die Kapazität des Rittersaales mit rund 60 Plätzen reichte nicht für die Nachfrage. Schon Tage vorher musste «ausgebucht» vermeldet werden. Bei der Verkostung war die Spannung greifbar. Unterschiede bei der Herkunft waren schwer auszumachen. Aus welchem Land die Weine kamen, war durch eine gründliche Durchmischung der Reihenfolge nicht ersichtlich. So kam es vor, dass das österreichische Trio einen deutschen Wein besonders hoch bewertete, ebenso dass sich die drei Deutschen bei einem Österreicher nahe an die 20 Punkte heranwagten.
Für das Resultat war ein Begriff angebracht, der im Sport vor allem in Österreich gern angewandt wird: ex aequo – Gleichstand. Im Notenschnitt hatten beide Länder knapp 18 Punkte, was allein schon das hohe Niveau deutlich machte. Und Österreich konnte sich darüber freuen, dass zwei Frauen aus dem Kamptal den höchstbewerteten aller Weine aufgeboten hatten, nämlich Birgit Eichinger mit Tochter Gloria aus Strass im Strassertale. Der Erfolg passte zu einem kleinen Jubiläum: Vor 30 Jahren kelterte die temperamentvolle Winzerin ihren ersten Jahrgang, damals noch im Umfeld einer Baustelle. Inzwischen steht ihr die 25-jährige Gloria nach einer gründlichen Ausbildung zur Seite.
Der Berichterstatter bekennt sich schuldig. Er attestierte dem Wein zwar tolle Mineralität, Spiel und Feingliedrigkeit, war aber der einzige im Sextett, der mit 18 Punkten bei diesem Riesling aus dem Heiligenstein aus der Reihe tanzte; ansonsten wurden auf dem Podium nur 19 und 19.5 Punkte vergeben. Hinter dem Eichinger-Gewächs landete aus der offenbar gesegneten Heiligenstein-Flur ein Riesling der Familie Brandl aus Zöbing. Danach folgten zwei deutsche Weine von Van Volxem aus Wiltingen an der Saar vor Gut Hermannsberg aus Niederhausen (Nahe) aus der Lage Steinberg.
Hier die Weine nach der Reihenfolge in der Bewertung
Ried Heiligenstein Kamptal
Weingut Eichinger, Strass im Strassertale
Ried Heiligenstein Kamptal
Weingut Brandl, Zöbing
Saarburger Schönfels Mosel
Weingut Van Volxem, Wiltingen
Niederhauser Steinberg Nahe
Gut Hermannsberg, Niederhausen
Ried Gaisberg Kamptal
Schloss Gobelsburg, Langenlois
Ried Heiligenstein Kamptal
Weingut Leindl, Senftenberg
Steingrüben Württemberg
Weingut Dautel, Bönnigheim
Wolfshöhle Mittelrhein
Weingut Ratzenberger, Bacharach
Ried Heiligenstein Kamptal
Weingut Allram, Strass im Strassertale
Würzburger Stein-Berg Franken
Juliusspital, Würzburg
Ried Ehrenfels Kremstal
Weingut Proidl, Senftenberg
Niersteiner Ölberg Rheinhessen
Weingut Kühling-Gillot, Bodenheim
Ried Gaisberg Kremstal
Weingut Petra Unger, Furth
Ried Loiserberg Kamptal
Weingut Jurtschitsch, Langenlois
Ried Pletzengraben Traisental
Weingut Tom Dockner, Theyern
Erbacher Hohenrain Rheingau
Weingut Baron zu Knyphausen, Erbach
Rauenthaler Baikenkopf Rheingau (anstelle Hessische Bergstraße)
Staatsweingut Kloster Eberbach, Eltville (Flächen an der Bergstraße)
Sulzfelder Husarenkappe Baden
Weingut Burg Ravensburg, Sulzfeld
Forster Pechstein Pfalz
Weingut von Winning, Deidesheim
Ried Goldberg Wagram
Weingut Diwald, Großriedenthal
Steinmeister Saale-Unstrut
Weingut Hey, Naumburg
Ried Kirschensteig Kremstal
Weingut Geyerhof, Oberfucha