Vom 15. bis 17. Mai 2022 öffnet die Weinmesse für die gesamte Weinbranche ihre Türen
Die ProWein 2022 steht in den Startlöchern
Text: Harald Scholl, Fotos: Messe Düsseldorf / ctillmann
Sie wurde schmerzlich vermisst, vor allem die internationalen Gäste weinten mehr als nur eine Träne über die ProWein-Absagen der vergangenen beiden Jahre. Mit frischem Schwung, einem schlüssigen Hygienekonzept und vielen neuen Ideen geht die ProWein 2022 vom 15. bis 17. Mai an den Start. Zum Glück für die gesamte Weinbranche.
Man darf es sich ruhig immer wieder mal vor Augen führen – an der ProWein Düsseldorf – der auch im internationalen Kontext wichtigsten Messe für Wein und Spirituosen – führt einfach kein Weg vorbei. Anfang des Jahres sah es wegen der Omikron-Variante noch schlecht aus für die ProWein 2022, aber mit der zweimonatigen Verschiebung von März auf Mai und einem angepassten Hygienekonzept kann man für die grundsätzliche gesundheitliche Sicherheit der Besucher sorgen. «Mittlerweile geben uns der aktuelle Verlauf der Pandemie wie auch der jetzt von der Politik entwickelte Fahrplan zur Öffnung des öffentlichen Lebens eine sehr gute Basis dafür, dass die Veranstaltung im Mai unter denkbar positiven Bedingungen stattfinden kann,» erläutert Michael Degen, Executive Director der Messe Düsseldorf. Ein weiterer Vorteil ist die deutlich bessere Planungssicherheit bei Ausstellern und Besuchern, der Termin im Mai darf als «safe» gelten, eine mögliche Absage scheint genau das nicht mehr zu sein: möglich. Das genaue Hygienekonzept wird erst wenige Wochen vor Messestart feststehen, die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern sich relativ schnell, hier will die Messegesellschaft auf Nummer sicher gehen und erst dann an die Öffentlichkeit gehen, wenn das Konzept definitiv feststeht.
Das ist vor allem für die internationalen Besucher und Aussteller wichtig, einfach weil deren Planungen sehr viel mehr Vorlauf brauchen. Die Verschiebung in den Mai hat in der Branche für ein überraschend positives Echo gesorgt, es scheint vielen Ausstellern – und hier insbesondere den Winzern – ganz recht zu sein, die Weine des letzten Jahrgangs mit ein wenig mehr Reife präsentieren zu können und nicht direkt nach dem Abfüllen. Dass der Messetermin im Mai kein Hindernis zu sein scheint, belegen ganz konkret die Anmeldezahlen. Mit rund 5500 Ausstellern aus mehr als 60 Ländern dürfte die ProWein dem eigenen Anspruch als Branchenprimus gerecht werden. Sie bietet nach eigener Aussage das weltweit grösste Angebot an Weinen, Spirituosen und Craftdrinks; einmal mehr scheint die Messe Düsseldorf mit ihrem Konzept neben den ausstellenden Weinbaubetrieben, Weinregionen, auch die internationalen Profis aus Fachhandel, Lebensmittelhandel, Hotels, Restaurants und dem Cateringbereich an den Rhein zu locken, zu punkten. Die ProWein ist unumstritten das wichtigste zentrale Branchenevent und die ideale Plattform zum Networking und Aufspüren neuer Trends und Produkte.
Auf 13 Messehallen werden sich die Aussteller verteilen
Wie erprobt und bewährt klar strukturiert nach Ländern und Regionen. Die internationalen Markenführer werden ebenso vertreten sein wie Im- und Exporteure, Handelsagenturen, Winzer und die einzelnen Anbauregionen der internationalen Weinnationen. Stark wie immer wird sich Italien in den Hallen 15, 16 und 17 mit allen Anbauregionen präsentieren, Veneto, Piemont, Toskana, Legenden wie Castello di Ama, Elena Walch oder Elio Altare sind selbstverständlich vertreten. Die Wein-Nation Österreich hat die Halle 5 in Beschlag benommen, Portugal trifft man in Halle 13, Spanien in den Hallen 13 und 14. Die Halle 12 ist den Produzenten aus Übersee vorbehalten, unter anderem mit dem California Wine Institute, Wines of Chile und Wines of Argentina. Die Hallen 9, 10 und 11 sind für die «Grande Nation» reserviert. Alle französischen Anbauregionen werden vertreten sein, mit rund 15 000 Quadratmetern Fläche ist das fast schon eine eigene Messe in der Messe. Kurzes Namedropping: Albert Bichot, Bernard Magrez, Dourthe, Paul Mas und Gérard Bertrand, dazu Ayala, Alexandre Bonnet, Collard Picard, Deutz oder Heidsieck. Und natürlich geht es auch nicht ohne Champagner: Bollinger, Charles Gosset, Nicolas Feuillatte, Lanson oder Bruno Paillard sind mit eigenen Ständen vertreten.
Überhaupt zeigen die Winzer der Champagner deutlich Flagge: Rund 120 Produzenten werden erwartet und dürften für einen echten Überblick über die edlen Schaumweine aus dem Nachbarland sorgen. Ihr Heimrecht nutzen die deutschen Anbieter in der im September 2019 eingeweihten neuen Halle 1. Zusätzlich stehen auch noch die Hallen 4 und 5 den rund 800 Ausstellern aus Deutschland zur Verfügung. Unter anderem Baden, die Mosel, die Nahe, das Rheingau und Württemberg sind prominent am Start, der VDP ist mit rund 70 Weingütern vertreten, einzelne Winzer wie Jochen Dreißigacker, Wilhelm Weil, Markus Schneider oder Martin Tesch werden auch vor Ort sein. Vor allem die Teilnahme von Martin Tesch ist bei den Besuchern heiss ersehnt. Traditionell stellt er zum Messefeierabend ein Fass Altbier an den Stand, ein überaus angesagter Tagesausklang mit Kultcharakter – auf den wir uns schon jetzt freuen.
Mehr Wein bietet weltweit niemand
Interview mit Bastian Mingers
Die ProWein 2022 wird Bastian Mingers erste und einzige real stattfindende Messe sein. Er übernahm die Projektleitung im April 2019, in den beiden Folgejahren fiel die ProWein wie bekannt aus. Michael Degen, Bereichsleiter der Messe Düsseldorf, übernimmt ab Juni kommissarisch die Leitung der ProWein bis zur Benennung eines Nachfolgers. Mingers wechselt auf die andere Rheinseite zur Koelnmesse und übernimmt dort den Geschäftsbereich Ernährung.
www.prowein.de
Herr Mingers, die ProWein musste pandemiebedingt zwei Jahre aussetzen. Wie schwer war es für Sie, sowohl Aussteller wie auch Besucher in diesem Jahr zu motivieren?
Messen für die Wein- und Spirituosenbranche sind unverzichtbar: Verkosten, Netzwerken, neue Produkte kennenlernen und direkt vor Ort ordern – all das geht nur auf Präsenzveranstaltungen wie Messen wie der ProWein. Produktinnovationen, aktuelle und gereifte Jahrgänge drängen auf den Markt, müssen ihre Abnehmer aus In- und Ausland finden. Hier hat die ProWein ein Alleinstellungsmerkmal: Keine andere Veranstaltung weltweit bietet ein solch weltumspannendes Angebot. Das ist auch auf der bevorstehenden ProWein mit rund 5500 Ausstellern aus mehr als 60 Ländern nicht anders. Für die Fachbesucher – national wie international – ist die ProWein damit die ideale Plattform, sich umfassend zu informieren. Übrigens: Der Ticketverkauf läuft sehr gut. Wenn das keine Bestätigung ist?
Zum ersten Mal findet die ProWein im Mai statt, auch hier war das Infektionsgeschehen verantwortlich, sonst öffneten sich die Türen schon im März. Welche Chancen sehen Sie im veränderten Messetermin?
Um es ganz klar zu sagen: Der März ist der optimale Termin für die ProWein und gesetzt. Aber in diesem Jahr blieb uns angesichts der Pandemie keine andere Wahl. Die grosse Chance, die damit verbunden ist? Aussteller und Besucher können das Düsseldorfer Flair im Frühlingsmonat Mai erleben.
Was erwartet die Besucher auf der ProWein 2022? Oder anders gefragt: Wurde die Zeit genutzt, um dem Besucher eine ‹neue› ProWein zu präsentieren?
In der Tat haben wir eine Premiere auf der ProWein 2022: die neue Sonderschau «urban gastronomy by #asktoni & ProWein» speziell für die Gastronomie. Dort organisiert Sommelier und Influencer Toni Askitis täglich Workshops mit Verkostungen, die sich speziell an die Bedürfnisse der Gastronomen richten. Das Entscheidende dabei: Die Workshops sind ausgerichtet am unterschiedlichen Wissensstand der Gastro-Mitarbeiter – denn diese sind die erste Anlaufstelle in den Restaurants für die Kunden, die Endverbraucher. Dementsprechend gibt es Workshops für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis. Darüber hinaus haben wir viele weitere Highlights, kaum möglich, alle aufzuzählen. Von daher hier die wichtigsten – allen voran die Trendshow «same but different». Rund 120 Unternehmen aus über 24 Ländern präsentieren ein top aktuelles und breit gefächertes Angebot von Craft Spirits, Craft Beer und Cider. Ein weiteres Highlight schon seit vielen Jahren ist die Champagne Lounge mit internationalen Marken und kleinen, familiären Champagnerhäusern. Immer wichtiger: das Segment Biowein mit den internationalen Verbänden Biodyvin, Bioland, Consorzio Vignaioli Del Trentino, Demeter, Ecovin und Vignerons de Nature sowie Individual-Ausstellern in Halle 5. Für die Sonderschau «Organic World» haben sich zusätzlich 45 Winzer aus Europa wie z.B. Italien, Griechenland, Frankreich, Spanien angemeldet.
Wie ist die Resonanz gerade der überseeischen Aussteller? Werden alle bekannten Weinländer wie gehabt vertreten sein?
Das Spektrum der Weinnationen aus Übersee ist nahezu unverändert im Vergleich zur letzten ProWein: Argentinien, Australien, Brasilien, Chile, Ecuador, Japan, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Peru, Südafrika, Uruguay und USA. Auch nahezu alle europäischen Weinnationen sind vertreten. Kurz und gut: Einer Weltreise durch die internationalen Anbaugebiete in 13 Hallen steht nichts im Weg.