Weinadel
Tradition verpflichtet
Text: Rudolf Knoll, Fotos: Armin Faber, Jonas Werner, Jochem Hueskes, z.V.g.
Sie haben kein blaues Blut in den Adern, allenfalls Riesling, Silvaner oder Weiss- und Spätburgunder. Der deutsche Weinadel hat viel Tradition, kann teilweise eine ruhmreiche Geschichte bis ins 12. Jahrhundert vorweisen, muss sich aber auch Schwierigkeiten stellen. Diese meistern die innovativen Grafen, Barone, Fürsten, Herzoge, Prinzessinnen und Prinzen mit überzeugenden Weinen.
Der letzte Kilometer zum Weinadel am Stadtrand von Bad Kreuznach ist von Schlaglöchern übersät. Dann sieht man gepflegt zurückgeschnittene Reben und schliesslich hinter dem Wegweiser «Im Wingert» ein langgezogenes, schlichtes Gebäude mit ein paar Dellen in der Fassade, aber einer riesigen Schrift an einer Seitenwand: «Weingut Reichsgraf von Plettenberg». Falk Albrecht Graf von Plettenberg begrüsst den Besucher freundlich und nimmt die Anmerkung, dass es hier nicht unbedingt nach Adel ausschaut, gelassen hin. Denn der 36-Jährige ist sich bewusst, dass das Gut der Familie lange vernachlässigt wurde. Dabei war Plettenberg einst ein Musterbetrieb an der Nahe und ein Vorfahre, Friedrich Christian Reichsgraf von Plettenberg (1882 bis 1972), ein angesehener Weingutsbesitzer und Weinbauverbandspolitiker. Eine Generation später, unter Graf Egbert, kam es zu einer Zäsur, die deutlich machte, dass es deutscher Weinadel nicht leicht hat, zu bestehen.
Der heute 66-Jährige bandelte in den 80er Jahren mit dem Pieroth-Konzern an und überliess diesem den Vertrieb seiner Weine. Das führte teilweise sogar dazu, dass – aus irgendwelchen taktischen Gründen – der Firmensitz ins badische Oberrotweil wechselte. Die Mitgliedschaft beim VDP war für Egbert nach dem Deal mit Pieroth vorbei. Aber er hatte für seine Weine einen sicheren Abnehmer. Der Imageverlust in der Szene störte ihn offenbar nicht. Doch der Sohn, der in Geisenheim Weinbau studiert hatte, wollte zurück zu den Wurzeln und den Namen Plettenberg aufpolieren. Vor drei Jahren lief der Vertrag mit Direktvermarkter Pieroth aus. Reichsgraf Falk Albrecht konnte 2013 erstmals eigenständig Wein vinifizieren. «Ich bin der Erste in der Familie, der das richtig gelernt hat», lacht er. «Ich habe einiges anders gemacht als die vorherigen Kellermeister und vieles von der Technik rausgeworfen.»
Weil er einige Jahre beim norddeutschen Händler Rindchen tätig war, ist ihm Vertriebsmarketing nicht fremd. Er hat sich schon einen gewissen Kundenstamm erworben, will mit Veranstaltungen auf sich aufmerksam machen – und mit guter Qualität. Die ist ihm vor allem bei Riesling und Grauburgunder zu bescheinigen. Aber längst nicht alles, was auf 30 Hektar wächst, kann er in Flaschen verkaufen. Dass die Weine gut geraten, wird durch Fasswein-Abnehmer aus den Reihen des regionalen VDP deutlich.
Verkauf oder Totalaufgabe des Betriebes sind hier vom Tisch. Andernorts wurde deutscher Weinadel freilich in den letzten Jahrzehnten gewissermassen ausgedünnt, die Fürsten, Herzöge, Prinzen und Grafen sind weniger geworden. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
Was Weinadelige in der Regel haben, ist Besitz, nicht immer nur Rebland, sondern viel häufiger noch reichlich Wald und sonstige Landwirtschaft. Mit solchem Eigentum ist viel Verantwortung verbunden. Und beim Wein wird die Erwartung geweckt, dass dieses Haus besondere Qualitäten zu bieten hat und sich deshalb keinen Schlendrian leisten kann. Aber manchmal steht der Kostenfaktor dagegen, wenn stattliche Bauten zu unterhalten sind und der Weinumsatz dafür nicht ausreicht. Am spektakulärsten war hier der traurige Abgang von Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau, dem Hausherren von Schloss Vollrads im Rheingau, der sich 1997 das Leben nahm, als seine Hausbank einen Insolvenzantrag gestellt hatte.
Vor ihm hatten sich schon andere populäre Adelige aus dem Weinbau verabschiedet. Längst Geschichte sind die Exadelsgüter Schloss Johannisberg (einst Fürst Metternich), Schloss Reinhartshausen, Reichsgraf von Kesselstatt und Reichsrat von Buhl, heute allesamt im Privatbesitz. Zu nennen ist auch Johann Jakob Graf zu Eltz aus Eltville, der sich 1976 nach einem Fehlinvestment in eine Warenhausgruppe gezwungen sah, seine Rebfläche zu verkaufen. Bald darauf durfte er eine nicht allgemein willkommene Wiedergeburt feiern, als sich Direktvermarkter Pieroth den Namen sicherte und plötzlich Weine aus etlichen Regionen von Bacchus Graf zu Eltz auf den Markt kamen. 1995 gab Heinrich Ritter zu Groenesteyn sein Weingut in Kiedrich/Rüdesheim (seit 1640 im Familienbesitz) auf. Carl Freiherr von Lerchenfeld wollte vor 20 Jahren den Dornröschenschlaf des Familiengutes Schloss Frankenberg im Steigerwald beenden, musste aber nach einer Fehlspekulation in ostdeutsche Immobilien 2006 Insolvenz anmelden. Jetzt ist ein neuer Eigentümer bemüht, das Weingut wieder auf Vordermann zu bringen.
Erst vor wenigen Jahren strich das Eltviller Traditionshaus Langwerth von Simmern überraschend die Segel. Rüdiger Reichsgraf zu Hoensbroech aus dem badischen Angelbachtal-Michelfeld, der früher dank seines Weissburgunders einen grossartigen Ruf hatte, liess aus Altersgründen den Jahrgang 2019 von einem Pächter einbringen. Wie es längerfristig weitergeht, steht in den Sternen. Vor einigen Jahren übergab Dajo Baron von Gemmingen-Hornberg sein Weingut Burg Hornberg am Neckar, das im 16. Jahrhundert im Besitz von Reichsritter Götz von Berlichingen war, an Jungwinzer Martin Ruckdäschl. Er ist ebenso bürgerlich wie das zum Pieroth-Konzern gehörende Haus Reichsgraf von Ingelheim in Nackenheim und Winzer, die ihren Nachnamen «Graf» geschickt nutzen, nämlich Otmar Graf aus der Pfalz, der seinen Betrieb nach dem Ortsnamen Graf von Weyher nennt, und das Weingut Graf-Binzel in Langenlonsheim, in dem Helga Binzel geb. Graf ihren Namen in die Gutsbezeichnung einbrachte.
Der noch bestehende echte Weinadel heute hat durchaus Leuchtturm-Funktion in der deutschen Weinszene. Die Betriebe sind Quelle guter bis herausragender Weine. Eine Reihe von ihnen ist Mitglied im Nobelclub VDP. Einer hat diesen Verein sogar entscheidend mit geprägt, nämlich Michael Prinz zu Salm-Salm von der Nahe als langjähriger Präsident. Er ist auch nach der Übergabe des Weingutes an Sohn Felix gut ausgelastet mit Wald, Wandelanleihen, Politik, Verbandsarbeit und der Familie.
Bei Salm reicht die Geschichte zurück bis ins Jahr 1200, ein älteres Weingut gibt es in Deutschland nicht. Beim fränkischen Fürstenhaus Castell wurde 1224 erstmals Wein angebaut. Seit 1253 ist das Haus Fürst zu Hohenlohe Eigentümer eines Weinbaubetriebes; es bekam das Öhringer Lehen von Kaiser Konrad IV. (1228 bis 1254) verliehen. Auch die Markgrafen von Baden, 1112 erstmals dokumentiert, sind schon etliche Jahrhunderte Winzer. Tradition schliesst guten Geschäftssinn nicht aus. Bernhard Prinz von Baden überraschte 2017 die Weinszene mit einem Vertriebs-Joint-Venture mit dem Riesen Rotkäppchen-Mumm, das ihm neue Absatzwege eröffnete, aber die Eigenständigkeit behalten liess.
Frauen sind in der langen Geschichte des deutschen Adels meist im Hintergrund, mit einer aktuellen Ausnahme. Dr. Stephanie Erbprinzessin zu Löwenstein, eine promovierte Ärztin und 16 Jahre lang Kinderchirurgin, musste nach dem tragischen Tod ihres Mannes, dem Hobby-Autorennfahrer Carl Friedrich Erbprinz zu Löwenstein, auf dem Nürburgring im Frühjahr 2010 die Verantwortung für den 400 Jahre alten Weinbau in der Familie in Kleinheubach übernehmen. Diese Aufgabe hat die Branchenfremde nach einer Schockphase souverän gemeistert. Aktuell krönt sie das mit einem besonderen Silvaner aus dem Jahrgang 2015 aus ihrer legendären Toplage: Von dem Kallmuth wurden nicht mal hundert Flaschen gefüllt. Preis ab Weingut: selbstbewusste 399 Euro. Im Vergleich mit dem rheinhessischen Kultwein G-Max von Klaus-Peter Keller, dessen Preis deutlich oberhalb der Tausend-Euro-Marke liegt, ist das förmlich ein Schnäppchen…
Weingut Graf Adelmann
VDP-Mitglied
WÜRTTEMBERG
1914 übernahmen die Adelmanns die stilvolle Burg Schaubeck mit einem alten Park von einem Freiherren von Brussele, der ihnen die Marke «Brüssele» vermachte. Michael Graf Adelmann (Jahrgang 1947), der eigentlich Jura studiert hatte, setzte ab 1978 Akzente, wagte sich an den damals ungewohnten Barrique-Ausbau und war Mitbegründer der Eichenfass-Gruppe HADES. Vor acht Jahren übergab er an Sohn Felix, 40, der den Betrieb mit 20 Hektar mit Unterstützung von Betriebsleiter Ruben Röder gut im Griff behielt.
Liebling:
Herbst im Park, Rotwein-Cuvée (Lemberger, Spätburgunder, Cabernet Sauvignon, Dornfelder)
www.graf-adelmann.com
Fürst Löwenstein
VDP-Mitglied
FRANKEN, RHEINGAU
Über 400 Jahre betreibt die Fürstenfamilie schon Weinbau, vor allem in der terrassierten Top-Steillage Homburger Kallmuth. Dr. Stephanie Erbprinzessin zu Löwenstein trat 2010 ein schweres Erbe an, als ihr Mann bei einem Autorennen verunglückte. Aber mit Unterstützung vom Schwiegervater Fürst Alois Konstantin, 78, und von tüchtigen Mitarbeitern blieb sie auf Kurs, auch mit Flächen im Rheingau. Hilfe gibt das Gemälde des Verunglückten im Keller: «Er sagt uns täglich, was wir zu tun haben», lächelt Erbprinzessin Stephanie.
Liebling:
Silvaner Asphodill Homburger Kallmuth Grosses Gewächs
www.loewenstein.de
Weingut Graf von Kanitz
VDP-Mitglied
RHEINGAU
Seit 1924 befindet sich das Weingut im Besitz der Familie. Eigentümer Sebastian Graf von Kanitz, 48, lebt meist im 300 Kilometer entfernten Schloss Cappenberg in Selm, NRW (wo er vor einigen Jahren tausend Stöcke Riesling pflanzen liess). Im Rheingau führt seit 2014 Jens Pape den Betrieb, der in ausgezeichneten Lorcher Lagen Besitz hat. Neben Riesling wachsen hier auch Grauburgunder, Gewürztraminer und Spätburgunder. Schon seit rund 50 Jahren (!) wird Öko-Weinbau betrieben.
Liebling:
Lorcher Krone Riesling trocken Alte Reben
www.weingut-kanitz.de
Weingut Schloss Proschwitz – Prinz zur Lippe
VDP-Mitglied
SACHSEN
Kürzlich feierte Georg Prinz zur Lippe-Weißenfeld, 62, den 30. Jahrestag der Wiedergründung. Die einst sehr einflussreiche Familie in Sachsen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet. Nach dem Zusammenbruch der DDR baute der Unternehmensberater mühselig alles neu auf und konnte sogar das alte, restaurierungsbedürftige, barocke Familienschloss mit grossem Park erwerben, heute ein Rahmen für viele Veranstaltungen. Neben 70 Hektar Reben gehören zum sächsischen Vorzeigegut noch 500 Hektar Forst.
Liebling:
Grauburgunder Schloss Proschwitz Grosses Gewächs
www.schloss-proschwitz.de
Weingut Graf von Bentzel-Sturmfeder
VDP-Mitglied
WÜRTTEMBERG
Weinbau betreibt die Familie schon seit 1396, aber bis ins 19. Jahrhundert hinein nur für den Eigenbedarf. Vor 25 Jahren übernahm Kilian Graf von Bentzel-Sturmfeder, 50, nach Schlosser- und Winzerlehre sowie einem Praktikum in Kalifornien den Betrieb mit 15 Hektar in der Lage Schozacher Roter Berg und einem Hotel garni. Dass im Mittelalter Sturmfeder für eine Streitaxt stand und im Nahkampf eingesetzt wurde, ist kein Vorbild für die Kellerarbeit. Zielsetzung: Weine mit individueller Note und regionaler Identität.
Liebling:
Schozacher Lemberger
www.sturmfeder.de
Schloss Thorn
Baron von Hobe-Geltingen
Mosel
Die ehemalige Burganlage ist etliche Jahrhunderte alt und schon seit 1534 im Besitz der Familie Baron von Hobe-Geltingen. Aber eine Berühmtheit ist Schloss Thorn nicht unbedingt. Insider wissen indes, dass Hausherr Dr. jur. Georg Baron von Hobe-Geltingen, 73, hier an der Grenze zu Luxemburg in flachen Hanglagen spannende Weissweine erzeugt, vor allem von Burgundersorten, dem seltenen Sauvignon Gris und dem säurebetonten, knackigen Elbling. Besuchern stehen einige Zimmer zur Verfügung.
Liebling:
Sauvignon Gris Auslese
www.schloss-thorn.de
Weingut Erbgraf zu Neipperg
VDP-Mitglied
WÜRTTEMBERG
Seit Mitte des 13. Jahrhunderts betreibt die gräfliche Familie schon Weinbau. 1984 hatte Karl Eugen Erbgraf zu Neipperg, 68, den renommierten Betrieb vom Vater übernommen und wurde damit Eigentümer von 32,5 Hektar Reben sowie Land- und Forstwirtschaft. Das alles hat er mit engagierten Mitarbeitern inklusive des langjährigen Kellermeisters Bernd Supp bestens unter Kontrolle. Der für erstklassige Lemberger 2019 als «Roter Riese» von VINUM 2019 geehrte Erbgraf wird bald an Sohn Philipp, Jahrgang 1968, übergeben.
Liebling:
Lemberger Grosses Gewächs Ruthe und Schlossberg
www.graf-neipperg.de
Weingut Prinz Salm
VDP-Mitglied
NAHE, RHEINHESSEN
Felix Prinz zu Salm-Salm, 38, der den Traditions betrieb teilweise 2015 und ab 2017 komplett vom nach wie vor rastlosen Vater Michael (1990 bis 2007 Präsident des BundesVDP) übernommen hat, ist die 33. Generation und tanzt auf zwei Hochzeiten: reduzierte sieben Hektar in Bingen in Rheinhessen mit der Topflur Scharlachberg, elf Hektar an der Nahe mit der Lage Felseneck, die vor 800 Jahren erstmals erwähnt wurde. Riesling ist Hauptsorte, hinzu kommen Varianten der Burgunderfamilie.
Liebling:
Riesling Binger Scharlachberg Grosses Gewächs
www.prinzsalm.de
Weingut Freiherr von Gleichenstein
BADEN
Johannes Freiherr von Gleichenstein ist mit seiner Frau Christina die elfte Generation im Haus, dessen Geschichte zurück bis ins Jahr 1490 reicht. Der heute 46-Jährige übernahm das Gut nach einer Ausbildung zum Weinbautechniker und einem Australien-Praktikum Ende 2002 von seinem Vater. Er bekam Zugriff auf Toplagen, vergrösserte von 22 auf 45 Hektar und setzt hier vor allem auf Burgundersorten in Weiss und Rot. Die beiden Spitzenweine sind nach den Söhnen «Baron Louis» und «Baron Philipp» benannt.
Liebling:
Grauer Burgunder Qualitätswein
www.gleichenstein.com
Weingut Baron Knyphausen
VDP-Mitglied
RHEINGAU
Die Knyphausens sind eigentlich ostfriesischer Adel, aber 1818 wurden sie im Rheingau im Draiser Hof sesshaft. Senior Gerko Freiherr zu Knyphausen prägte den Betrieb lange Zeit erfolgreich, ehe es ein paar Dellen gab. Seit 2015 führt Junior Frederik Freiherr zu Knyphausen, 43, Regie und knüpft auf zwölf Hektar an die guten Zeiten an. Zum Gut gehören ein kleines Hotel, eine Weinbar sowie ein Eventgeschäft, das vom 24. bis 26. Juli ein Indie-Pop-Festival ausrichtet. Mit dabei: Liedermacher Gisbert zu Knyphausen.
Liebling:
Riesling 1141 VDP.Gutswein
www.baron-knyphausen.de
Weingut Prinz von Hessen
VDP-Mitglied
RHEINGAU
Das Haus Hessen hat viel Tradition und war einst sehr mächtig. Nur im Weinbau ist man erst seit 1957 aktiv. Oberster Chef ist der gemeinnützig engagierte Donatus Landgraf von Hessen, 53, der unter anderem auch über noble Hotels («Hessischer Hof», «Schlosshotel Kronberg») gebietet. Nach einer eher verhaltenen Phase ist er seit 2018 dabei, mit der weinbegeisterten Bärbel Weinert als Direktorin und Kellermeister Sascha Huber im 47-Hektar-Weingut (90 Prozent Riesling) richtig durchzustarten.
Liebling:
Riesling Dachsfilet VDP.Gutswein
www.prinzvhessen.de
Fürstlich Castell’schs Domänenamt
VDP-Mitglied
FRANKEN
Ferdinand Fürst zu Castell-Castell, 54, ist die 26. Generation im Weingut. Seit 1224 wird hier Wein angebaut. 70 Hektar sind es im Eigenbesitz, weitere 25 Hektar entfallen auf eine Erzeugergemeinschaft. Hinzu kommen unter anderem noch etwa 5000 Hektar Wald, eine Meierei, Fischzucht und die älteste Privatbank Bayerns. Silvaner ist die Spezialität des Hauses, auch deshalb, weil es verbürgt ist, dass hier, im Casteller Schlossberg, 1659 erstmals in Deutschland Silvaner-Reben gepflanzt wurden – damals bezeichnet als Österreicher.
Liebling:
Silvaner Hohnart VDP.Erste Lage
www.castell.de
Domänenweingut Schloss Schönborn
RHEINGAU, FRANKEN
Die Grafen waren bedeutende Geistliche, Politiker, Bauherren, Unternehmer und als solche auch Winzer. Paul Graf von Schönborn, 57, geboren in Portugal, dirigiert vom Familien-Stammsitz Schloss Wiesentheid in Unterfranken 72 Hektar Reben im Rheingau und 47 Hektar in Franken, zudem umfangreiche Forst- und Landwirtschaft. Wohl um die Übersicht zu behalten, hat er noch eine Pilotenausbildung absolviert.
Liebling:
Riesling Hattenheimer Nussbrunnen QbA trocken
www.schloss-schoenborn.com
Fürst zu Hohenlohe-Oehringen’sche Verwaltung
VDP-Mitglied
WÜRTTEMBERG
Die 30 Hektar Reben unter anderem mit der Toplage Verrenberger Verrenberg machen nur exakt 0,24 Prozent des Familienbesitzes aus. Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe befinden sich auch in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Aber Wein liegt Kraft Erbprinz zu Hohenlohe-Oehringen sehr am Herzen. Seit Jahren ist der Betrieb ökozertifiziert, was auch Senior Kraft Fürst zu Hohenlohe-Oehringen, 87, zu schätzen weiss. Betriebsleiter Joachim Brand ist besonders stolz auf seine kraftvollen, langlebigen Rotweine.
Liebling:
Lemberger Grosses Gewächs Hades
www.verrenberg.de
Weingut Reichsgraf von Plettenberg
NAHE
Die Plettenbergs entstammen einem westfälischen Uradelsgeschlecht. Ab 1912 galt ein Plettenberg als Weinbaupionier an der Nahe. Er engagierte sich in diversen Weinbauverbänden. Vor rund 35 Jahren kam es zu einem langwierigen Pakt mit Direktvermarkter Pieroth. Reichsgraf Egbert, 66, übergab vor drei Jahren an den weinbaulich gut ausgebildeten Junior Falk Albrecht Graf von Plettenberg, 36. Er ist dabei, an den guten alten Ruf des Weingutes wieder anzuknüpfen.
Liebling:
Riesling Spätlese trocken Narrenkappe
www.weingutplettenberg.de
Weingut Markgraf von Baden
VDP-Mitglied
BADEN
Die Familie zog lang in Baden auch politisch die Strippen. Heute spielt Weinbau mit insgesamt 135 Hektar am Bodensee und in der Ortenau eine wichtige Rolle. Repräsentiert werden die Markgrafen durch das aktuelle Oberhaupt der Familie, Bernhard Prinz von Baden, 48, und seinen Bruder Michael, 43. Der langjährige Betriebsleiter Volker Faust sorgt für ein gutes Niveau der Weine. Zum Unternehmen gehören auch Land- und Forstwirtschaft sowie seit 2017 eine Vertriebs-Kooperation mit Rotkäppchen-Mumm.
Liebling:
Bermatinger Spätburgunder
www.markgraf-von-baden.de
Weingut Schloss Westerhaus
VDP-Mitglied
RHEINHESSEN
Die Urenkelin des berühmten Rüsselsheimer Autobauers Adam von Opel, Ivonne Gräfin von Schönburg-Glauchau, führt das Schlossgut (einst Besitz der Reichsgrafen von Ingelheim) seit 2006 mit ihrem Gatten Johannes Graf von Schönburg, 43. Sie ist ehemalige Journalistin, er gelernter Kaufmann. Die beiden Seiteneinsteiger haben mit Profi-Hilfe die 17,5 Hektar gut im Griff und in den letzten Jahren bei Riesling, der weissen Burgunderfamilie und Spätburgunder die Qualität deutlich gesteigert.
Liebling:
Spätburgunder trocken
www.schloss-westerhaus.de
Weingut Herzog von Württemberg
VDP-Mitglied
WÜRTTEMBERG
Das stattliche Familienunternehmen Hofkammer des Hauses Württemberg hat seinen Sitz in Friedrichshafen. Das Weingut, mit viel Freude und Engagement geleitet von Michael Herzog von Württemberg, 54, gibt es seit 1677. Es war bis 1982 im Stuttgarter Schloss untergebracht. Nach dem Umzug nach Ludwigsburg konnte es sich mit seinen 40 Hektar Reben, überwiegend in Toplagen, qualitativ sehr positiv entwickeln, auch durch den Geisenheim-Absolventen Moriz Just als Kellermeister.
Liebling:
Stettener Brotwasser Riesling VDP.Erste Lage
www.weingut-wuerttemberg.de