Weinromane / Weinkrimis

Grands Crus auf Papier

Text: Thomas Vaterlaus

Wein spielt in der Literatur gleich in zweifacher Hinsicht eine wichtige Rolle. Nicht selten ist er für die Schriftsteller der Treibstoff, der grosse Literatur erst möglich macht. Und in einigen Fällen wird der Wein selbst zum Haupt- oder Nebenthema von Romanen und Erzählungen und eröffnet uns im besten Falle neue Perspektiven auf das Elixier. Begleiten Sie uns auf eine kurze Reise durch die Welt der Grands Crus auf Papier…

Von Ernest Hemingway ist überliefert, dass er am 21. Juli 1949, an seinem 50. Geburtstag, 573 Wörter schrieb, dreimal Geschlechtsverkehr hatte, zehn Tontauben schoss und zusammen mit fünf Freunden eine ganze Zwölferkiste Heidsieck Brut, Jahrgang 1941, trank. Für den Nobelpreisträger offenbar eine nur leicht überdurchschnittliche Tagesration Alkohol. Er erkannte dabei ein Problem, von dem viele schriftstellernde Geniesser aber offenbar besonders betroffen sind: «Man kann Weintrinken lernen und die Erziehung seines Gaumens mit grossem Vergnügen sein ganzes Leben überbetreiben, selbst wenn die Nieren versagen, der grosse Zeh schmerzt und die Finger steif werden, bis einem schliesslich, gerade wenn man ihm am liebsten hat, Weintrinken gänzlich verboten wird…», schreibt er in seinem Schlüsselwerk «Tod am Nachmittag».

Und trotzdem ist Hemingway ein Gegner von Einschränkungen: «Denn bei diesen Sachen scheint das Glück eine grosse Rolle zu spielen. Kein Mensch kann den Tod durch ehrliches Bemühen vermeiden, noch sagen, wie viel Benutzung irgendein Teil seines Körpers aushalten kann, ehe er es probiert hat.» Hemingway, der nebst Champagner und Bordeaux ganz besonders burgundische Crus wie Richebourg, Corton oder Chambertin liebte, hat zwar in keinem seiner Werke den Wein in den Mittelpunkt der Handlung gerückt und doch ist der Rebensaft immer präsent.

Zum Beispiel im Roman «Fiesta». Bevor Protagonist Jake mit seiner Boheme-Clique in Pamplona von der jährlichen «Fiesta San Fermin» wie von einer Naturgewalt verschluckt wird, verbringt er stille Tage im baskischen Hügelland, besser gesagt im Dörfchen Burguete am Pilgerweg, wo er mit seinem Freund Bill zum Forellenfischen weilt. Sie wohnen im Dorf-Gasthof (dem heutigen Hotel Burguete) und wandern ins beschauliche Tal des «Rio de la Fábrica», wo sie im Schatten von mächtigen Ulmen ihre Angeln auswerfen, während die Weinflaschen für den Lunch im eiskalten Quellwasser liegen. «Der Wein war eiskalt und schmeckte ein bisschen rostig. ‹Gar kein so schlechter Wein›, sagte Bill. ‹Die Kälte macht ihn besser›, sagte ich. Wir packten die kleinen Lunchpakete aus. ‹Zuerst die Eier›, sagte Bill, ‹dann das Huhn.› Nach dem Verzehr der Brote und der zwei Flaschen Wein geben sie sich der Siesta hin und wachen erst wieder auf, als der Baumschatten schon lang ist und weit über den Fluss reicht…» Hemingway braucht nur einige wenige Sätze, um ein perfektes Wein-Idyll zu entfalten…

Vom Lauf der Wein-Dinge

Wer Geniesser nach unvergessenen Wein-Szenen aus der Literatur fragt, bekommt selten Hinweise zu Werken, die hauptsächlich um das Thema Wein kreisen, wie beispielsweise die inflationär wuchernden Weinkrimis. An was sich die Leute viel eher erinnern, sind Weinszenen aus Romanen, die von ganz anderen Themen handeln und in denen das Elixier Wein eher beiläufig auftaucht. So wie eben in «Fiesta» von Hemingway. Oder im «Lissaboner Requiem» von Antonio Tabucchi: Die ehrfurchtsvolle Vorfreude, die der Protagonist in einem Lissaboner Restaurant dem Eintopfgericht «Sarrabulho à Moda do Douro» und dem dazu servierten Wein, nämlich einem Reguegnos de Monsaraz aus dem Alentejo, entgegenbringt, zeigt dem Leser, dass solch traditionelle Mariagen in Portugal einen ähnlich legendären Ruf haben wie die viel bekannteren, klassischen Kombinationen aus dem Burgund oder dem Piemont.

Und dann gibt es jene Romane, die ganz oder teilweise in Weingebieten angesiedelt sind und so die Handlung unterschwellig mitprägen. Im Roman «Stiller» von Max Frisch wird zuerst im städtischen Zürich auf durchaus turbulente Weise gerichtlich um die Identität des Ich-Erzählers gestritten, während zum Ende des Buches der wieder zu seinem alten Leben verurteilte Stiller in einem Chalet in den Weinbergen am Genfersee ein fast schon lethargischmonotones Leben führt. Die Weinberge mit ihrem immerwährenden Vegetationszyklus werden dabei gewissermassen zur Metapher für die Entschleunigung seines Lebens. Beim seltenen Besuch eines Freundes dreht sich das Gespräch «um Weinbau, dann um den Begriff der Kultur, der Musse als Voraussetzung der Kultur und um die Noblesse der Genüsse, um den fundamentalen Unterschied zwischen Kartoffel und Rebe, um die spirituelle Heiterkeit aller Landstriche mit Weinbau, um Zusammenhänge zwischen Luxus und Menschenwürde und so fort.»

Beschwingte und vor allem humorvolle pointierte Unterhaltung in bester Manier verspricht die 1934 erschienene Novelle «Clochemerle» des französischen Autors Gabriel Chevallier. Im fiktiven Städtchen Clochemerle, umgeben von den beschaulichen Rebbergen des Beaujolais, dessen gesellschaftliches Zentrum ein kleines Warenhaus ist, beschliesst der Bürgermeister, der um seine Wiederwahl bangt, gegenüber der Kirche eine «Bedürfnisanstalt» zu bauen, was zu handfesten Auseinandersetzungen führt. Das Sittengemälde, das an die Episoden aus «Don Camillo und Peppone» erinnert, gilt heute als die literarische Hommage an das Beaujolais schlechthin, denn im Buch bestimmt trotz aller gesellschaftlicher Turbulenzen der Weinbau wie seit eh und je den Gang der Dinge: «Es war damals Juli. In jenem Jahr hatten die Gewitter diesen Winkel des Beaujolais verschont, das Schwefeln der Weinberge war beendet, das Wetter unvergleichlich schön.

Man hatte jetzt nichts weiter zu tun, als ruhig den Wein reifen zu lassen und bei kühlem Trunke sich Geschichten zu erzählen». Interessanterweise hat es die Literatur so gut wie nie geschafft, Weinbeschreibungen zu kreieren, die es in Bezug auf den Wortwitz mit den Beschreibungen von professionellen Verkostern aufnehmen können. Wenn Schriftsteller wie Thaddäus Troll einem Wein attestieren, dass «er leicht gegen die Kniekehlen schlägt», ist das schon aussergewöhnlich. Und doch relativ bescheiden im Vergleich zu jenen VINUM-Journalisten, die in einem Mourvèdre aus Bandol die «animalische Erotik eines abgewetzten Ledersitzes in einem Triumph Spitfire 1500 Cabrio aus den 60er Jahren» erkennen oder den Geruch eines Chenin Blanc von der Loire mit «zerquetschter sizilianischer Zitrone auf heissem Asphalt» beschreiben.

Das Orakel der heiligen Flasche

In einigen literarischen Werken immerhin sind Wein und Weinbau nicht nur schmückendes Beiwerk oder Nebenschauplätze, sondern gehören zum zentralen Thema einer Erzählung. Mit seiner virtuosen Fabulierkunst sprengte der französische Schriftsteller François Rabelais (1494 bis 1553) alle literarischen Grenzen der einsetzenden Frührenaissance. Rabelais war zuerst Mönch, dann Weltgeistlicher und schliesslich Arzt in Lyon. Seine monumentale Roman-Tetralogie «Gargantua und Pantagruel» schrieb er angeblich nur als verdauungsfördernde Unterhaltung zwischen Speis und Trank. Die bizarren Abenteuer des Riesen Gargantua und seines Sohnes Pantagruel entführen die Leser aus der frommen Enge des Mittelalters in eine phantastischsinnliche Welt, geprägt von hedonistischer Lebensphilosophie und unerschütterlichem Naturvertrauen.

Der vielleicht grösste Sprachschöpfer Frankreichs blieb dabei stets verwurzelt im Boden seiner engeren Heimat, der Touraine, im Umkreis der historischen Weinstadt Chinon. So erstaunt es nicht, dass sich alleine Pantagruels «Reise zum Orakel der heiligen Flasche» über zwei Bände seines Hauptwerkes erstreckt. Doch Vorsicht: Das Lesen dieses Klassikers ist nicht nur für Angehörige der Twitter-Generation eine überaus anspruchsvolle Aufgabe. Spannung pur verspricht dagegen die perfid-perfekt aufgebaute Wein-Erzählung «Die Panne». Autor Friedrich Dürrenmatt (1921 bis 1990) verknüpft darin das Ritual der Rechtsprechung (Verhören, Anklagen, Verteidigen) mit dem Ritual des weltlichen Abendmahls und der Trinkliturgie (Riechen, Kosten, Trinken), wobei für einen der Protagonisten der exquisite Genuss direkt ins Verderben führt. Dabei beginnt alles so harmlos. Der rotlackierte Studebaker eines gewissen Alfredo Traps macht schlapp.

Der Textilreisende, der sich im Verlauf des Abends als Personifizierung des Durchschnittlichen entpuppen wird, landet in einem Landgasthof, dessen Zimmer aber wegen der Tagung der Kleinviehzüchter alle belegt sind. Noch hätte Traps seinem Schicksal entrinnen können und mit dem Zug zu Frau und Kindern heimfahren können, doch die Hoffnung auf ein vermeintliches Abenteuer lässt ihn bleiben. Er findet Aufnahme in einer nahe gelegenen privaten Villa, wo er mit einem ehemaligen Richter, einem ehemaligen Staatsanwalt und einem ehemaligen Advokaten fürstlich diniert. Es werden unter anderem ein Pichon-Longueville 1933, ein Château Pavie 1921 und ein Château Margaux 1914 kredenzt und genossen. Der redselig gewordene Traps erzählt, wie er, um zu seinem Job zu kommen, seinen früheren, inzwischen im Alter von nur 52 Jahren verstorbenen Chef habe austricksen müssen und mit dessen Frau er zudem eine Affäre gehabt habe… «Ein Toter ist aufgestöbert», meint daraufhin der Staatsanwalt. Vom vielen Wein benebelt realisiert Traps nicht, dass er sich längst auf der Anklagebank befindet. Als der Staatsanwalt auf Mord plädiert, nutzt Traps die Chance, durch ein falsches Geständnis plötzlich jemand zu sein, nämlich eine Verbrecherfigur im grossen Stil…

In der Fernsehfassung und im Hörspiel lässt Dürrenmatt die Sache für Traps versöhnlich enden. Er fährt am nächsten Morgen mit dem reparierten Studebaker nach Hause und schüttelt das zwiespältige Erlebnis ab. In der Prosafassung aber lässt der Autor den Schuldiggesprochenen in seinem Gastzimmer Selbstmord begehen. Nach dem abgründigen Gerichtsspiel, das mit dem Margaux 1914 seinen genüsslich-tragischen Höhepunkt erreicht hatte, erscheint ihm der Tod als einziger Ausweg aus der eigenen Bedeutungslosigkeit. Ein Haarföhn, Kühe und viel Wein Weit weniger dramatisch, dafür aber ungemein witzig und skurril ist die Handlung von «In Erinnerung an einen vorzüglichen Wein» des spanischen Autors Javier Fernández de Castro. «Ein herrlich lakonisches Buch für Rotweinliebhaber, in die Jahre gekommene Motorradfreaks, Geschiedene, Gelegenheitsphilosophen und Lebenskünstler», verspricht der Klappentext, und das ist alles andere als gelogen. Der grossbürgerliche Rioja-Winzer Modesto Cumba lässt zwei alte Freunde mit einem Haarföhn, einem Toaster und reichlich Wein zu einer abgelegenen Schäferhütte in der Sierra de Urbasa in der spanischen Provinz Navarra kommen. Dort trinken sie Unmengen von Rotwein, diskutieren über ihren persönlichen Sinn und den Unsinn des Lebens und bekommen während einem spätnächtlichen Schneesturm ungebetenen Besuch von Kühen.

Womöglich das witzigste Weinbuch, das je geschrieben worden ist! Erstaunlich übrigens, dass es im Genre der Sience-Fiction-Romane keine Schüsselszenen mit Wein zu geben scheint. Der Astronaut, der in einer fernen Galaxie, ein paar Lichtjahre von der Erde entfernt, in einem kaputten Raumschiff auf einem völlig unbewohnbaren Planeten festsitzt und in den letzten Stunden seines Lebens, bevor der Sauerstoff endgültig ausgeht, einen 1995er Richebourg Grand Cru von Méo-Camuzet entkorkt, um ein letztes Mal  die Erde des Burgunds zu spüren – das hätte doch fürwahr das Potenzial für ein furioses Finale.

 

Weinbücher

Die Top Five

1. In Erinnerung an einen vorzüglichen Wein

Javier Fernández de Castro

Ein herrlich skurriles Buch über ein geheimnisvolles Treffen von drei nicht mehr ganz jungen Rotwein vertilgenden und Zigarren qualmenden Lebenskünstlern.

Verlag Klaus Wagenbach, ISBN 978-3803112811

2. Bordeaux: Ein Roman in vier Jahrgängen

Paul Torday

Der IT-Unternehmer und Single Frankie Wilberforce ist ein zielstrebiger Pragmatiker, bis sich durch die Begegnung mit dem Landlord Francis Black alles ändert. Er verliebt sich in eine Frau, in das pralle Leben und die Kunst des Weintrinkens. Mit schwerwiegenden Folgen.

Berlin Verlag, ISBN 978-3833307270

3. Clochemerle

Gabriel Chevallier

In einem beschaulichen Beaujolais-Winzerstädtchen sorgt in den 30er Jahren der geplante Bau einer Bedürfnisanstalt für Aufruhr. Humorvolle Novelle.

Fischer Verlage, ISBN 978-3596320493

4. Die Panne

Friedrich Dürrenmatt

Eine Autopanne verschlägt den Textilvertreter Alfredo Traps in das Haus eines pensionierten Richters. Je später die Stunde, desto exquisiter werden die Weine, bis zum 1914er Margaux. Doch aus dem Diner wird ein Tribunal, das den Angeklagten Traps schliesslich zum Tode verurteilt.

Diogenes Verlag, ISBN 978-3257230611

5. Gargantua und Pantagruel

François Rabelais

Nicht ganz leicht zu lesen in der heutigen Zeit: Doch kaum einer erzählt so fabulierfreudig, spöttisch und derb-heftig-surreal wie François Rabelais. Der Wein aus der Touraine, besonders aus der Umgebung der Weinstadt Chinon, ist allgegenwärtig.

Insel Verlag, ISBN 978-3458317777

 

 

«Wasser zu Wein» hiess Deutschlands erster Weinkrimi, 1999 von Anne Chaplet im Kunstmann-Verlag veröffentlicht. Eine düstere Geschichte um den fiktiven Ort Wingarten am Rhein – und zwei tote Weinkritiker. Der zweite deutsche Weinkrimi mit Namen «In Vino Veritas» erschien drei Jahre später und stammt aus meiner Feder. Es war der erste Fall für den Sternekoch und Hobbydetektiv Julius Eichendorff und der erste Krimi, der im kleinen Rotweingebiet Ahr spielte. Später wurde er von Kult-Entertainer Jürgen von der Lippe als Hörbuch eingesprochen. Was ich damals nicht wusste: Mit «In Vino Veritas» startete ich nicht nur die erste Weinkrimi-Serie Deutschlands. Es sollte auch die älteste, die am längsten laufende und erfolgreichste eines deutschsprachigen Autors werden.

Als ich anfing, war die deutsche Krimi-Szene sehr übersichtlich, mittlerweile ist sie geradezu explodiert, kaum ein Landstrich, in dem nicht eine oder gleich mehrere Krimi-Serien spielen. Fans von deutschen Weinen werden deshalb mit grosser Wahrscheinlichkeit einen Krimi finden, der in ihrer Region beheimatet ist. In Rheinhessen ist beispielsweise die Serie von Andreas Wagner zuhause, der selbst mit seinen beiden Brüdern ein Weingut in Essenheim führt.

Das Weinjournalismus-Urgestein Jürgen Mathäß, einst VINUM-Chefredakteur, lässt kunstvoll und herausragend recherchiert in der Pfalz morden. Auch Markus Guthmanns Weinstrassen-Reihe spielt dort. Einer der wenigen, die ihre Fälle auch ausserhalb Deutschlands ansiedeln, ist der 1946 in Berlin geborene Paul Grote. Seine aktuell fünfzehn Weinkrimis spielen auf Mallorca, an der Rhone, im Piemont oder in der Champagne, also eigentlich überall, wo es guten Wein gibt.

Der in München lebende Michael Böckler schreibt seit 1997 Krimis zu den Themen Genuss und Wein, seit einigen Jahren hat er sich auf die Region Südtirol konzentriert und lässt dort den Misanthropen Emilio Baron von Ritzfeld-Hechenstein ermitteln. Die Bücher zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch touristische Informationen oder Rezepte enthalten.

Literarisch wird es im Krimi «Yquem» des Österreichers Michael Amon (1954–2018), der mit folgendem großartigem Absatz beginnt: «Am Tag der Vollendung meines vierzigsten Lebensjahres wurde mir mit unbarmherziger Deutlichkeit klar, dass ich inzwischen mehr anständige Weine als ebensolche Menschen kennengelernt hatte. Ich war also nicht verwundert, mit einem Mal festzustellen, dass mich in den vergangenen Jahren der Charakter von Menschen immer weniger und der von Weinen immer mehr zu interessieren begann.» Im Folgenden geht es um die letzte existierende Flasche des 1740er Château d’Yquem, die unmittelbar nach ihrer Entdeckung gestohlen wurde.

Auf eine falsche Spur führen die Titel der Romane von Ellen Crosby. Egal ob «Die Riesling Rache», «Die Chardonnay Scharade», «Der Bordeaux Betrug» oder «Die Merlot Morde», keines der Bücher spielt in einer Region, die für den entsprechenden Wein berühmt ist, sondern alle spielen in Virginia. Die 1953 in Boston geborene Autorin erzählt von Lucie Montgomery und ihrem Weingut – ein bisschen Dallas- und Denver-Clan-Flair ist mit dabei.


Der 46-jährige Carsten Henn schreibt mit seinen Julius-Eichendorff-Romanen die erfolg-reichste Weinkrimiserie im deutschsprachigen Raum. Bis heute hat er rund zehn Weinkrimis und dazu etliche Kurzkrimis zum Thema Wein verfasst. Seit 1997 ist er auch für unser Weinmagazin tätig, aktuell als Redaktions-leiter der deutschen VINUM-Ausgabe.


 

Auch grosse Autoren haben sich dem Thema Wein gewidmet. Zum Beispiel Frankreichs Grossmeister Georges Simenon. «Maigret und der Weinhändler» dreht sich um den Mord am wohlhabenden Weinhändler Oscar Chabut, der erschossen vor einer Jugendstilvilla im eleganten 17. Arrondissement gefunden wird, wo er sich immer mit seiner Geliebten traf. Dick Francis war einst Englands erfolgreichster Jockey, dann einer der erfolgreichsten Krimiautoren. Einer seiner 42 Bestseller trägt den Titel «Weinprobe» und dreht sich ebenfalls um einen Weinhändler.

Martin Walker, dessen Reihe um «Bruno, Chef de police» ein grosser Renner ist, beschäftigt sich in Band zwei, «Grand Cru», intensiv mit dem Thema Wein. In einem Fass findet man etwas völlig anderes als Wein – nämlich eine Leiche. Band sechs mit dem Titel «Reiner Wein» geht dagegen trotz des Titels nicht als Weinkrimi durch, hier spielt vergorener Traubensaft nur eine Mini-Rolle. Auch Peter Mayles Krimireihe um den frankophilen Weinkenner Sam Levitt wird nur einmal richtig vinophil: im Band «Ein diebisches Vergnügen» rauben als Sanitäter getarnte Diebe den Weinkeller eines reichen Anwalts aus Los Angeles leer: 600 Flaschen edelsten französischen Wein im Wert von drei Millionen Dollar sind ihre Beute.

 

 

Welche Kraft die Bildsprache des Comics entfalten kann, merkte die Weinbranche erst ab dem Jahr 2004, als das japanische Geschwisterpaar Yuko und Shin Kibayashi sowie Shu Okimoto (Artwork) die Manga-Serie «The Drops of Good» startete, die bis 2014 lief und nicht nur in Japan, sondern auch in Hongkong und Taiwan riesigen Erfolg hatte und später auch in Frankreich und den USA veröffentlicht wurde. Der Protagonist der Serie ist der junge Angestellte Kanzaki Shizuku, der von seinem Vater, einem berühmten Weinkritiker, eine riesige Weinsammlung erbt, aber um dieses Erbe antreten zu können, zuerst zwölf Weine («Twelve Apostles») und abschliessend einen ganz besonderen 13. Wein («Drops of God») identifizieren und korrekt beschreiben muss. Und er erfährt auch, dass er dabei einen Konkurrenten hat, nämlich den jungen Weinkritiker Toomine Issei, den sein Vater offensichtlich adoptiert hat. Der Manga beeinflusste nicht nur in Japan spürbar den Weinkonsum, in Südkorea soll die Serie gar dazu beigetragen haben, dass der Wein, der zuvor nur ein Drittel der Alkoholverkäufe ausgemacht hatte, plötzlich 70 Prozent des Volumens ausmachte. Englische Weinkritiker bezeichneten die japanische Comic-Serie denn auch als die einflussreichste Weinpublikation der letzten 20 Jahre.

Und sonst? Zwar spielen magische Getränke spätestens seit der Asterix-Reihe, in der Miraculix den legendären Zaubertrank braut, eine wichtige Rolle. Doch der Wein ist in der europäischen Comicszene kaum präsent. Ausnahmen bestätigen die Regel. In der Manier der Asterix-Schöpfer Goscinny und Uderzo schuf das deutsche Gespann aus Zeichner Michael Apitz und Autor Eberhard Kunkel mit «Karl, der Spätlesereiter» einen unterhaltsamen Comic mit historischem Hintergrund: Es geht um die womöglich zufällige Entdeckung der edelsüssen Spätlese im Jahr 1775 auf Schloss Johannisberg im Rheingau. Mit einer zeitgenössischen Bildsprache setzte dann ab 2010 die in Südafrika von der Boekenhoutskloof Winefarm lancierte dreiteilige Comic-Serie «The Steen Affair» neue Akzente. Das bisher eindrücklichste, gross angelegte Wein-Comic-Werk stammt aus dem Jahr 2011 und wurde von Étienne Davodeau geschaffen. «Die Ignoranten» heisst das 272 grossformatige Seiten umfassende Werk. Der Plot ist einfach: Der Comicautor Étienne Davodeau und der Loire-Winzer Richard Leroy erklären sich gegenseitig ihre Welt, ihre Arbeit, ihre Werte, kurz gesagt ihren Lebenskosmos. Dabei trinken sie reichlich, vorzugsweise biodynamisch angebauten und nicht geschwefelten Wein und tauchen in stilbildende Comic-Publikationen ein. Präzise und akribisch gezeichnet erhalten wir so Einblick in das edle Handwerk zweier besonderer Menschen…

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