VINUM-Profipanel: Syrah

Schweizer Syrah ist Weltklasse!

Text: Thomas Vaterlaus, Fotos: Hans-Peter Siffert

Können sich Top-Syrah-Selektionen aus der Schweiz heute mit den legendären Crus von der französischen Rhône und der Elite aus Südaustralien messen? Ja, lautet das Fazit unseres Profipanels. Denn zuoberst auf dem Podest landete ein Schweizer, gefolgt von den Crus von Guigal und Henschke! Übrigens: Das Qualitätsniveau der Weine war durchwegs beeindruckend hoch.

Vor 25 Jahren, als die Erfolgsgeschichte des Syrah im Wallis begann, waren die Winzer noch der Meinung, dass sich ein gelungener Walliser Syrah aus einem guten Jahr allenfalls mit einem Cru aus Saint-Joseph oder Crozes-Hermitage vergleichen lasse. Heute müsste man solch eine Aussage unter «falscher Bescheidenheit» abbuchen. Das rigorose Qualitätsdenken der helvetischen Winzer im Zusammenspiel mit der Klimaerwärmung hat dafür gesorgt, dass sich die Westschweizer Top-Syrahs heute durchaus mit Kultweinen aus der Côte-Rôtie in Frankreich oder dem Barossa Valley in Australien messen können. So klassieren sich in den «Top Five» dieses Panels mit dem Syrah der Familie Mercier aus Sierre (Degusieger), der Cuvée «S» Syrah de St-Saphorin der Familie Grognuz (Platz 3) und dem Syrah Cayas von Jean-René Germanier (5.  Platz) gleich drei Schweizer. Sie befinden sich in allerbester Gesellschaft, nämlich des Brune et Blonde von Guigal (Platz 2) und des Mount Edelstone Shiraz von Henschke (Platz 4).

 

Faszinierend und komplex wie nie zuvor

In beeindruckender Weise hat sich die Stilistik entwickelt. Während die Schweizer Top-Syrahs in den letzten Jahren an Fülle zugelegt haben, zeigen sich die Australier deutlich abgespeckt, was den Weinen über die Regionen, Länder und Kontinente hinweg je länger je mehr ein vergleichbares Profil verleiht. Und doch sind Unterschiede in Form von Nuancen geblieben. Hier eine Spur mehr rotbeerige Frucht, dort etwas mehr «kühles Temperament», solche Nuancen haben es den Verkostern ermöglicht, die Herkunft der drei Australier zu erkennen. Doch die Zeiten, wo Fülle und Eichenholzwürze allein genügten, um die Herkunft zu bestimmen, sind endgültig vorbei. Die Syrah-Welt ist so faszinierend komplex wie nie zuvor. Erfreulich ist das sehr hohe Durchschnittsniveau aller 25 Syrah-Crus, die für dieses Profipanel selektioniert wurden. Das Notenspektrum lag zwischen 17 und 19 Punkten, das heisst, Schweizer Top-Syrahs sind durchs Band sichere Werte. Dies gilt übrigens nicht mehr nur für die Gewächse aus dem Wallis, sondern auch für jene aus dem Waadtland und Genf. Das beste Beispiel dafür ist der Syrah «S» aus Saint-Saphorin, der sich inmitten der Weltspitze platzierte. 

Die Jury

(v.l.n.r.)
Thomas Vaterlaus Chefredaktor VINUM, Zürich. Sein Favorit: Syrah 2016 von Madeleine, Anne-Catherine und Denis Mercier, Sierre, Wallis (CH)

Beat Caduff Gastgeber, Zürich. Sein Favorit: Mount Edelstone Shiraz 2013 von Henschke, Eden Valley (AUS)

Jean-Claude Hofstetter Geologe und Weinakademiker, Zürich. Sein Favorit: Syrah Chamoson Vieilles Vignes 2016 von Simon Maye & Fils, Saint-Pierre-de-Clages, Wallis (CH)

Sigi Hiss Weinjournalist und Consultant, Bad Krozingen. Sein Favorit: Syrah Chamosite 2015 von Didier Joris, Chamoson, Wallis (CH)

Ulrich Holzer Weinhändler, Scherzingen. Sein Favorit: L’Intégrale Syrah Premier Cru 2016 von Domaine Les Hutins, Dardagny, Genf (CH)

Paul Liversedge MW Weinhändler, Journalist und Consultant, Zürich. Sein Favorit: The Eleventh Hour Shiraz 2015 von Massena, Barossa Valley (AUS)

Eva Zwahlen Wein-Journalistin, Zürich. Ihr Favorit: Mount Edelstone Shiraz 2013 von Henschke, Eden Valley (AUS)

Carsten Fuss Weinhändler, Consultant und Autor, Zürich. Sein Favorit: Cuvée «S» Syrah de St-Saphorin 2015 von Marco & François Grognuz, Villeneuve, Waadt (CH)

Madelyne Meyer Wein-Bloggerin, Aarau. Ihr Favorit: Brune et Blonde, Côte Rôtie 2015 von E. Guigal, Côte Rôtie (F)

 

«Die Schweizer Top-Syrahs brauchen eindeutig Zeit, sowohl in der Flasche als auch im Glas, um ihre grosse Qualität zu zeigen. Was die besten helvetischen Crus auszeichnet, sind ihre Frische und Eleganz, basierend auf rotbeeriger Frucht, Pfeffer und Würze. Das differenziert sie gegenüber den Neue-Welt-Weinen, die mit ihrer warmen Fülle punkten. Beide Stilistiken ergeben Gewächse von Weltklasse-Niveau.»
Paul Liversedge MW Weinhändler, Journalist und Consultant, Zürich

«Das Niveau der Weine hat mich beeindruckt. Die ausländischen Piraten waren schwer zu identifizieren, die Zeit der klar fassbaren Unterschiede in der Stilistik scheint definitiv vorbei zu sein. Unter meinen Favoriten finden sich neben helvetischen Crus auch der grossartige Shiraz von Henschke, der sich mit samtiger Wucht zwar als Australier outet, aber auch mit ‹europäisch› anmutender Eleganz bezaubert.»
Eva Zwahlen Wein-Journalistin, Zürich

«Eine unglaublich spannende Verkostung, die exemplarisch aufzeigte, wie viele Facetten die Sorte Syrah heute ausspielen kann. Von würzig-leicht bis marmeladig-voll war alles mit dabei. Und Vertreter beider Stilistiken zeigten eine beeindruckende Balance und Harmonie. Die Walliser Crus können es heute auch in Bezug auf die Konzentration mit den vielleicht etwas abgespeckten Vertretern aus der Neuen Welt aufnehmen.»
Madelyne Meyer Wein-Bloggerin, Aarau

 

«Syrah ist nicht gleich Syrah, das hat diese Probe deutlich gezeigt. Jeder der 25 Crus, die verkostet wurden, zeigte eine eigene Handschrift, von erfrischend-einfach bis klassisch-strukturiert. Wer glaubt, aufgrund von pfeffrigen Noten, marmeladiger Fruchtfülle oder Eichenholzwürze die Herkunft der Weine bestimmen zu können, macht es sich zu einfach. Die Syrah-Welt war noch nie so komplex wie heute.»
Jean-Claude Hofstetter Geologe und Weinakademiker, Zürich

«Auch wenn ich das Potenzial der heimischen Schweizer Weine nicht immer ganz so euphorisch sehe wie manche meiner Kollegen, so muss ich nach dieser Probe sagen: Die besten Schweizer Syrahs gehören zweifelsfrei zur Weltklasse. Selbst jene CH-Syrahs, die nicht ganz so viel Power haben wie die Australier, machen dies durch eine Tiefe, die an grosse Weine von der französischen Rhône erinnert, wieder wett.»
Beat Caduff Gastgeber Caduff’s Wineloft, Zürich

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