Ball des Weines
La Dolce Vita
Text: Theresa Olkus, Fotos: Julia Teine, Jana Kay
Über die Zunge tänzelt dieser Inbegriff der italienischen Lebensart geradezu unbeschwert und verführerisch. Eigentlich sind es nur zwei Worte, dahinter stecken jedoch viel mehr als nur Sehnsucht und ein hingerissenes Gefühl von Amore. Sie waren das Motto eines Abends voller «Bella Italia» inmitten der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. VINUM war als offizieller Medienpartner dabei.
Es ist die weltberühmte und bekannteste Szene aus Federico Fellini’s Schwarzweissfilm «Das süsse Leben», welche die Einladung des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) zum Ball aller Bälle der deutschen Weinszene ziert: das Bild eines jungen Paares, das sich mit anbetenden Augen ansieht und im lebendigen Wasser des Trevi-Brunnens steht. Der Film aus dem Jahr 1960 handelt vom Leben der High Society in Rom der fünfziger Jahre. Im klassizistischen Bau des Kurhauses waren ebenfalls jede Menge Gäste mit Rang und Namen geladen, die sich auf eine prunkvolle und pulsierende Nacht freuen konnten.
Salute!
Rund 1800 Gäste schätzen die Veranstaltung, die der VDP unter der Leitung von Hilke Nagel seit vielen Jahren schon auf die Beine stellt. Am meisten freut sich die Geschäftsführerin des Verbandes jedes Jahr auf die vielen kleinen, liebevollen Details, die den Ball des Weines so einzigartig machen.
Und dank des Organisationsteams rund um Vera Jung, das bei der Ausgestaltung des Mottos jährlich aufs Neue Kreativität beweist, fehlte es an nichts, was man mit einer solchen «Notte speciale» verbindet: Jede Menge Cantare e Ballare, schicke Vespas, wie man sie flitzend aus engen Gassen italienischer Städte kennt, Zitronenbäume, Palmen und selbstverständlich jede Menge Genuss. Im Friedrich-Thiersch-Saal wurde ein Drei-Gang-Menü serviert, das einem zeigte, welche italienischen Spezialitäten schon lange Einzug in unseren deutschen Alltag gehalten haben und im Original doch noch immer unschlagbar und zum Niederknien sind. Die Ballgäste konnten sich somit beispielsweise über Carpaccio vom Fassona-Piemontese-Rind, Perline di Mozzarella mit Olivetti Tomaten, altem Balsamico und Pesto sowie über ein Filetto di Manzo und zum süssen Abschluss Tiramisù und Panna Cotta freuen. Begleitet wurde das mit allen denkbaren italienischen Facetten durchzogene Menü von Weinen von sechs VDP-Weingütern, die unter Beweis stellten, dass «deutsche Weine hervorragend zu italienischen Speisen passen», wie Peter Seyffardt, Winzer und Präsident des Rheingauer Weinbauverbandes, lobte.
Im Land, in dem die Zitronen blühen...
Für Michael Prinz zu Salm-Salm ist es die symbolische und elektrisierende Spannung zwischen den sauren Zitronen und der süssen Note des Lebens, so sagte er in seiner Begrüssung, die solch eine Abend ausmachten. Vor 18 Jahren war er es, der diesen Ball initiierte und damals vermutlich nicht damit rechnete, dass dieser mal der erfolgreichste seiner Art und meist nach nur wenigen Wochen restlos ausverkauft sein würde. Besonders freute sich VDP-Präsident Steffen Christmann, dass mit dem Besuch der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner (oder wie Christmann es zwinkernd nannte «für Weinbau und andere Dinge natürlich auch») eine Frau zu Gast sei, die den deutschen Wein so gut kenne und daher die Winzer auch gut unterstützen könne. Als Tochter einer Weinbaufamilie an der Nahe und frühere deutsche Weinkönigin freute sich Frau Klöckner über den frischen Aperitif, einen 2016 Kreuznacher Kahlenberg Riesling trocken Erste Lage vom Weingut H. Dönnhoff und damit einen Wein aus ihrer Heimat zum Auftakt des Menüs besonders. Sie selbst war bereits einmal zu Gast beim Ball des Weines, damals noch in keiner politischen Funktion, dafür aber als Redakteurin. Heute bleibt mit den vielen verschiedenen Aufgaben ihres Amtes viel zu wenig Zeit für solche Veranstaltungen, daher war der Abend mit und zu Gast beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier ein doppelter Genuss.
Viel Glanz verlieh dem Abend, ebenfalls aus dem Anbaugebiet Nahe, die aktuelle Deutsche Weinkönigin Katharina Staab. Ihr gelang es durch eine charmant-smarte Moderation und mit Hilfe gekonnter italienischer Formulierungen, mit den 700 Gästen im Ballsaal ein Familienfest der ganz besonderen Art zu feiern und souverän durch das Programm zu führen. Einer der Höhepunkte war der deutsch-brasilianische Tenor Martin Muehle mit seiner Frau und Sopranistin Claudia Riccitelli, die den Saal zu einer wahrlichen «Grande Opera» werden liessen: beginnend mit dem Klassiker «Amore Mio» über das Trinklied aus Verdi’s «La Traviata» bis hin zum Herzensöffner schlechthin: «Con te Partirò» («Time to say goodbye»), bei dem das Publikum bereits nach den ersten fünf Tönen der Leitmelodie pure Gänsehaut bekam.
Mit dem Eröffnungstanz, begleitet durch die Big Band der Bundeswehr, öffneten sich die Tore hin zur Flaniermeile und damit zu einem lebendigen Trubel, fast wie auf den altehrwürdigen Piazzas von Florenz oder Verona. In jedem der Räume gab es unter den unterschiedlichsten Mottos die Möglichkeit, zu tanzen, zu probieren und sich kulinarischen Verführungen hinzugeben.
Beispielsweise an der Sektbar Fürst von Metternich, der VDP-Raritätentheke, dem vinophilen Casino mit Black Jack und Sommelier-Poker oder den süssen Kunstwerken der Schokoladenküche mit Hans-Peter Merk sowie den Grand-Cru-Schokoladen von Eberhard Schell. Und wer noch etwas für den krönenden Abschluss suchte, der lag mit einem Espresso am Stand der Kaffeerösterei Vicci richtig, gönnte sich einen Digestivo in der Zigarrenlounge oder liess wie die Jungs von den Wild Bakers seiner Tanzlust auf dem Dancefloor freien Lauf.
Zwei Weinländer treffen aufeinander
Vielleicht ist es die mediterrane Gegend und die schöne Abendsonne, die scheinbar nicht nur Urlauber, sondern auch die Winzer immer wieder nach Italien lockt. Vielleicht aber auch die Tatsache, dass Deutschland und Italien beides Heimatländer des Weines sind. So berichten viele Weinmacher am Abend des Balles von ihren Lieblings-Weinregionen in Italien. Christian Ress beispielsweise plant einen Urlaub auf Sizilien, während Mark Barth der nachhaltige Anbau in der Region Prosecco DOC imponiert. Den temperamentvollen Rotweinen aus Italien wie beispielsweise aus dem Chianti stehen jedoch starke Rotweine aus Deutschland gegenüber. Das bewiesen nicht nur zwei Weine aus der Menübegleitung wie die beiden Grossen Gewächse, der Sonnenstrahl Lemberger vom Weingut Kistenmacher-Hengerer aus Württemberg und der Eichberg Spätburgunder vom Weingut Franz Keller aus Baden, das bekräftigte auch Steffen Schindler, Marketing-Leiter des Deutschen Weininstituts. Seiner Ansicht nach sind deutsche Rotweine «erfrischender, leichter und besser zum Feiern geeignet» und damit für einen derartigen Ballabend perfekt. Mit Priska Hinz, der hessischen Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, hat Deutschland ebenfalls einen Rotwein-Fan gewonnen. Sie trinke zwar gerne Rotweine aus Italien, aber eben auch gerne und immer öfter aus der Pfalz.
Deutscher oder italienischer Pinot?
Dass es gar nicht einmal so einfach ist, den Unterschied zwischen einem Weissen Burgunder aus der Pfalz und einem Pinot Grigio aus Südtirol zu erkennen und damit dessen Herkunft zu bestimmen, zeigte unsere Blindverkostung. Hier scheiterten sogar teilweise jene, die sich in ihrer Antwort zu einhundert Prozent sicher waren. Dennoch tippte etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer auf den jeweils richtigen Burgunder.