Nicole Harreisser über die Vorteile von lokalen Produkten
Regionale Weine sind im Trend – und das ist gut so!
Text: Nicole Harreisser
In den vergangenen beiden Jahren trat das Regionale und auch Saisonale verstärkt in den Fokus. Ein flotter Einkauf mit kurzen Wegen, und so fanden regionale Produkte bevorzugt den Weg in die heimische Küche. Wird sich dieser Trend auch in Sachen Wein durchsetzen, und werden die Überseeweine auf Dauer verlieren?
Die Eier zum gemütlichen Sonntagsfrühstück stammen von glücklichen, freilaufenden Hühnern aus der Region, selbstverständlich von einem Bio- oder Demeterbetrieb, das Brot kommt vom lokalen Brotspezialisten oder wird gar selbst gebacken, das Mehl ist frisch gemahlen aus regionalem Getreide, und auch saisonales Obst und der Joghurt stammen vom nächsten Hofladen. Nur beim Kaffee machen wir eine Ausnahme, denn da klappt es mit dem regionalen Anbau nicht, aber die hippe Rösterei ist ja um die Ecke. Während der letzten beiden Jahre hat man sich mehr denn je auf das Regionale besonnen und kurze Wege gesucht.
Übertreiben wir es mit der Regionalität? Ich finde nicht, wenn man die Möglichkeit hat, auf biologische, biodynamische und/oder regionale Produkte zu achten und nur diese in den Einkaufskorb wandern zu lassen. Nur sehe ich keinen wirklichen Sinn darin, wenn man extra ins Auto steigt, um diese Produkte zu kaufen. Wo bleibt da das Gewissen, wenn man fünf Kilometer Umweg fährt, nur um lokal und nachhaltig einzukaufen? Okay, nimmt man das Fahrrad, hat man gleich noch was für die Kondition getan, und das schadet keinesfalls. Wie sieht es aber bei Wein und Schaumwein aus? Champagner gibt es nun mal nur in der Champagne, und nicht jeder wohnt in einer Weinregion und kann direkt beim Winzer kaufen. Erweitert man seinen Horizont, so lohnt es sich auf jeden Fall, auch mal in heimischen Gefilden nach Schaumwein zu suchen, wie unser jährlicher Deutscher Sekt Award aufzeigt. Die Vielfalt der heimischen Schäumer sollte man keinesfalls aus den Augen verlieren und sie sich mit Genuss über die Zunge perlen lassen. Oft möchte man auch eine Auswahl im Kühlschrank und vor allem im Keller haben und nicht einen Querschnitt durch das Portfolio eines einzigen Winzers. Was liegt da näher, als mal an einem verregneten Samstagvormittag loszugehen und das vielfältige Sortiment des Weinhändlers um die Ecke zu entdecken und seine Vorräte aufzustocken mit neuen Entdeckungen.
Wenn der einheimische Wein die erste Geige spielt
In kleinen Weinländern wie der Schweiz und Luxemburg sieht es ganz anders aus, dort verlässt nahezu keine Flasche den einheimischen Markt, von den im Verhältnis wenigen Flaschen «Urlaubswein» mal abgesehen. Neben dem Fokus auf lokale Weine ergänzen «ausländische» Weine das dortige Angebot.
Besonders auch in Österreich hat der heimische Wein einen sehr hohen Stellenwert und erfreut sich grosser Beliebtheit. Nicht nur in den Weinregionen bei einer Jause im Buschenschank und nach einer Verkostung in der hofeigenen Vinothek setzen die Winzer ihre Weine ab. In der Gastronomie, von der vermeintlich einfachen bis hin zur gehobenen, kann der Gast aus einer Vielzahl hochkarätiger Kreszenzen wählen, und auch im Handel wird der ambitionierte Weinkonsument fündig.
Nur noch regional und nicht mehr international?
Natürlich werden weiterhin internationale Weine, auch aus Übersee und Down Under, gekauft und konsumiert. Aber die Sichtweise wird sich mehr und mehr ändern, und die Wege der Produkte werden hinterfragt. Den CO2-Abdruck einer Flasche Wein bestimmen zu 45 Prozent die Verpackung und zu 25 Prozent die Transportkosten. Durch die grossen Mengen, die bei Weinen aus Übersee per Schiff importiert werden, entspricht der CO2-Abdruck in etwa einer Fahrt mit dem Auto von 1,5 Kilometern. Das sollte man auch bedenken.
Immer höhere Transportkosten, Mangel an Leerflaschen, steigende Glaspreise, bedingt durch stark gestiegene Stromkosten, und die zunehmende Forderung nach nachhaltigen Produktionsweisen zwingen die Winzer, sich nach Alternativen umzusehen und ihre eigene Produktionsweise zu überdenken, weil auch der Konsument mehr auf Nachhaltigkeit und biologische Produktionsweisen achtet und nicht mehr bereit ist, die laufenden Preisanpassungen zu akzeptieren. Wein zählt immer mehr zu den Luxusgütern, und hier sprechen wir nicht nur von Bordeaux, Burgund, Barolo und Co., denn in Zeiten von knapperen Budgets muss auf die eine oder andere Flasche verzichtet werden. Vielleicht verhilft es auch der heimischen Gastronomie zu Zuwächsen, denn wenn das Geld knapper sitzt, ist ein Besuch im Restaurant ein besonderes Ereignis und erhält eine ausdrückliche Wertschätzung. Dann gönnt man sich etwas und geniesst einen lokalen Wein mit saisonaler, regionaler Küche und zehrt von diesem Erlebnis.
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