De Sousa

2020 ist ein wichtiges Jahr für uns. Wir arbeiten zum ersten Mal alle fünf auf der Domäne, feiern 20 Jahre biodynamischen Anbau und zehn Jahre Zertifizierung. 

Ich bin in einer Atmosphäre gross geworden, wo heutige Modewörter wie Nachhaltigkeit, naturnaher Anbau oder ganzheitliche Sicht für konkrete Inhalte standen. Für mich war diese Denkweise nicht exotisch, sondern logisch. Ich meine, ein Winzer lebt im Rhythmus der Natur, muss die Pflanzen- und Tierwelt respektieren, will seinem Kunden ein möglichst unverfälschtes, gesundes Produkt anbieten. Aber Bio war keine Religion bei uns. Die Eltern erklärten uns den Unterschied zwischen einem Honigbonbon und einer klebrigen Masse aus Zucker, Gelatine, Farbstoffen und Konservierungsmittel, doch dann liessen sie uns die Wahl. Schon mit 13 Jahren wollte ich Winzerin werden, draussen in der Natur arbeiten, mit Tieren leben. Nach meinem Studium bin ich zwei Jahre um die Welt getourt, finanziert durch Arbeit auf Weingütern in Neuseeland, Chile, Japan und sogar Kanada. Auf einem Abstecher in die Mongolei, wo das Pferd noch zum Alltag gehört, habe ich viel über den Umgang mit Pferden gelernt.

Wir arbeiten seit zehn Jahren mit Pferden, doch bevor ich das übernommen habe, mit Dienstleistern. Pferde kompaktieren Boden weniger als ein Traktor, sind wendiger und erlauben eine viel präzisere Arbeit. Sie kommen auch da durch, wo der Traktor Mühe hat, ob aus Gründen der Steilheit, der engen Ränge, eines zu kurzen Wenderaums. Ich besitze zwei Pferde, die ich mit der Stimme dirigiere. Sie hören auf klare Befehle wie «vorwärts», «rechts», «links», «ein Schritt zurück». Pferde sind intelligent und können sich eine ganze Menge Begriffe merken. Gegenseitiges Vertrauen ist wichtig, mit Gewalt kommt man nicht weiter. Ich habe 25 Jahre darauf gewartet, Pferde zu haben. Ich gebe sie nicht wieder her.