Veuve Fourny
Höhenflug
Seit sich die Brüder Charles und Emmanuel um den Familienbetrieb in Vertus kümmern, sind Veuve Fourny Flügel gewachsen. Ihr Geheimnis: minutiöse Kleinarbeit und Trauben aus exzellenten Lagen.
Vertus liegt im Süden der Côte des Blancs. Das Gros der Lagen profitiert von südlicher oder südöstlicher Ausrichtung. Ein Vertus ist immer opulenter als ein Mesnil, Oger oder Cramant. Unser Mont de Vertus Extra Brut 2012 illustriert ideal, was ich unter einem Vertus verstehe. Er stammt von drei Parzellen (Barillier, Mont Ferré und Mont Ferré Bas) im Norden des Dorfes. Sie liegen auf kleinen Buckeln: Die Kreide stösst hier an die Oberfläche und sorgt für Mineralität und Finesse. Unser Mont ist ein reiner Blanc de Blancs, mit zwei Gramm dosiert. Wir haben lange gezögert, ihn überhaupt zu dosieren. Doch zwei Gramm sind genau das, was es braucht für die optimale Balance.
Lange ging die Rede, man solle Trauben für Champagner vor der optimalen Reife ernten, um genügend Säure zu haben. Das ist Humbug. Die spitze Säure muss man dann mit hoher Dosage übertünchen. Bei optimaler Reife ist die Säure zwar tiefer, doch es kommt ein neuer Faktor zum Tragen, den ich Salinité nenne (Salzigkeit) oder Sapidité (Schmackhaftigkeit) mit einer Spur nobler Bitterkeit. Man kann auch von Mineralität sprechen. Es ist dieser schwer zu beschreibende Eindruck, der anregt und für tonische Frische sorgt, die nicht ermüdet, für Spannkraft und Länge, die früher genau durch die Dosage wegradiert wurde. Optimale Reife, möglichst wenig Schwefel bei der Ernte und keinen mehr nachher, langer Ausbau auf der Hefe, Assemblage von Weinen, die im Tank, in der Barrique oder in Fudern vergärten, für die aromatische Komplexität, das ist minutiöse Detailpflege, die sich lohnt. Im Jahrgang 2012 kommen unser Stil und unsere Arbeit besonders gut zum Ausdruck. 2012 ist ein unterschätzter, aber grosser Jahrgang! Rolf nennt ihn den Jahrgang der Wahrheit. Ich sehe das nicht anders.