Ein Grand Cru Historique • Unique Wineries of the World – Bordeaux

Château La Gaffelière, Saint-Émilion

Foto: z.V.g., Charles Duprat

An die Parker-Zeiten, als kräftige, fruchtbetonte Weine mit viel Neuholz gefragt waren, erinnert sich Alexandre de Malet Roquefort ungern zurück, denn Château La Gaffelière repräsentiert seit Jahrhunderten genau das Gegenteil dessen. Experimente mit hochkonzentrierten Weinen hat man rasch aufgegeben, denn die DNA der La-Gaffelière-Weine ist fast schon burgundisch. La Gaffelière besticht mit Eleganz, Klarheit und Frische, ohne dass der Wein schmalbrüstig wirkt. Das Gut schaut auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Bei Neupflanzungen im Jahr 1969 kamen Mosaike zum Vorschein, die zu einer römischen Villa aus dem 4. Jahrhundert gehörten. Folglich wird an diesem Ort seit 1700 Jahren Wein produziert. 1705 markiert die Ankunft der Familie Malet Roquefort in St-Émilion. Louis II de Malet Roquefort heiratet Isabeau de Bonneau de Fonroque, eine Nachfahrin einer Familie, die seit mehreren Generationen in St. Émilion ansässig war und die Güter La Gaffelière und Fonroque sowie ein Haus auf der Stadtmauer des Dorfes besass, das heute Logis de Malet Roquefort genannt wird. Seither ist La Gaffelière in den Händen der Familie de Malet Roquefort. Nach eher schwierigen Jahren zwischen 1990 und 2000 übernahmen im Jahr 2004 Alexandre und Léo de Malet Roquefort das Weingut von ihren Eltern. Die Kelleranlagen und Weinberge wurden erneuert, und mit Hilfe des Önologen ­Stéphane Derenoncourt verbesserte sich die Qualität der Weine rasch. Ein Meilenstein war das Jahr 2022, als sich das als Premier Grand Cru Classé B eingestufte Château La Gaffelière wie auch die Châteaux Ausone, Cheval Blanc und Angelus aus der offiziellen Klassifizierung von Saint-Émilion zurückzogen.

«Böden erbt man nicht, man hinterlässt darauf einen Fussabdruck für seine Kinder.»

Alexandre de Malet Roquefort

Alexandre konnte sich nicht mit den vieldiskutierten Klassifizierungskriterien sowie der Art und Weise, wie die Weine bewertet wurden, identifizieren. In der Konsequenz nennt er seinen Wein heute schlicht einen Grand Cru ­Historique und führt aus: «Wir machen den Wein, den wir auf unserem Terroir machen können, nicht einen Wein, den wir machen wollen.» Die kalkhaltigen Lehmböden, welche an die Parzellen der renommierten Châteaux Bélair-Monange und Ausone angrenzen, eignen sich ideal für Merlot und Cabernet Franc. Der Cabernet-Franc-Anteil in der Assemblage macht heute wieder rund 40 Prozent aus, was dem historisch hohen Anteil dieser Traubensorte entspricht, der zu den legendären La Gaffelière beigetragen hat, die zwischen 1920 und 1955 entstanden sind. Im Januar 2024 übergaben Alexandre de Malet Roquefort und seine beiden Geschwister das Gut an ihre Kinder, die es im Geist der langen Familientradition in zehnter Generation weiterführen und alles daransetzen, dass die Weine auch zukünftig dem Namen «Grand Cru Histo­rique» gerecht werden.

Unsere Selektion

2017 Château La Gaffelière

Reifes Rubinrot; offenherzige Nase, Kirschen und Schwarze Johannisbeeren, kräuterwürzige Noten, Leder. Am Gaumen frisch und zugänglich, delikate Frucht, markantes, kalkiges Tannin, zeigt eine burgundisch anmutende Eleganz, top ausbalanciert, mit Druck und Länge.

 

2016 Château La Gaffelière

Ein Duft, geprägt von Würze und strahlender Frucht, Kirschen, Brombeeren, florale Noten, kühler Kamin. Am Gaumen gradlinig, dicht, kompakt, feinste Kalktannine verleihen Struktur, ungemein saftig, mit Rasse, Schliff und einem langen, salinen Finale.

 

2015 Château La Gaffelière

Gereifte Farbe und expressive Nase, reife Pflaume, Schwarzkirschen, Blutorangen, etwas Waldboden und Rauch; cremiger Gaumen, auf den Punkt gereift, dicht, jedoch nicht schwerfällig, das Tannin abgeschliffen, saftiges Finale auf roten Beeren und Süssholz.