Ein neues Kapitel

Château Cantemerle, Haut-Médoc

«Château Cantemerle ist mehr als ein Terroir», sagt die Weingutsdirektorin ­Laure Canu, «Cantemerle ist ein Leben rund um den Wein.» Umgeben von Parkanlagen und Wäldern, die seit dem 13. Jahrhundert existieren, verfügt das Anwesen heute über knapp hundert Hektar Rebfläche auf einem Untergrund aus Kieselsteinen und Silikaten aus dem Quartär. Nachdem Château Cantemerle 1579 bis 1892 der Familie Villeneuve und 1892 bis 1980 der Familie Dubos gehörte, erwarb die Groupe SMABTP, eine französische Versicherungsgruppe, im Jahr 1981 das als 5ème Grand Cru Classé eingestufte Weingut. Damals wurden lediglich 20 Hektar Rebfläche kultiviert, was weit unter den eigentlichen Möglichkeiten lag.

Die neue Besitzerin erneuerte und erweiterte die Weinberge umgehend, so dass aktuell Jahr für Jahr rund 350 000 Flaschen Wein produziert werden, die rund um den Globus zu einem mehr als anständigen Preis vermarktet werden. Ein herausragendes Preis-Genuss-Verhältnis soll weiterhin Markenzeichen von Cantemerle sein, sagt Laure Canu, die nach ihrem Rechtsstudium einige Jahre als Wirtschaftsjuristin arbeitete, bevor sie während ihrer Ferien zum Entschluss kam, dass sie zukünftig eine Aufgabe mit mehr Bezug zur Natur und zur Gastronomie haben möchte. Laure stiess nach Stationen bei Château Beychevelle in Saint-Julien sowie den Châteaux Chauvin und Angelus in Saint-Émilion im Jahr 2021 zu Château Cantemerle und leitete rund 40 Jahre nach dem Erwerb durch die Versicherungsgruppe SMABTP signifikante Veränderungen ein.

«Trotz unserer Grösse pflegen wir auf Cantemerle einen familiären Umgang.»

Laure Canu

Das historische Château und die Kellerei werden zurzeit von A bis Z saniert und um ein repräsentatives Gebäude erweitert, das zum Empfang von Gästen und zur Verkostung von Weinen dienen wird. Alice Baudouin, Qualitäts- und Umweltbeauftragte, engagiert sich für mehr Biodiversität in und um die Rebberge. Für die Weinbereitung werden statt bisher 40 zukünftig 114 Tanks zur Verfügung stehen, was eine präzisere Kelterung, getrennt nach Parzellen, ermöglichen wird. Auch wurde über die letzten Jahre der Grand-Vin-Anteil von rund 70 auf 60 Prozent verringert. Ziel all dieser Anstrengungen ist es, die Weine von Cantemerle noch präziser und hochwertiger zu machen, ohne dass dabei zu stark an der Preisschraube gedreht werden muss. Lediglich der Ausbau der Weine bleibt traditionell, sagt Laure, die das familiäre Klima, das unter den rund 50 Mitarbeitenden herrscht, äusserst schätzt. Zwar habe man mit Amphoren und grossen Fässern experimentiert, sich dann jedoch entschieden, die Weine weiterhin klassisch in Barriques auszubauen, wobei der Neuholzanteil jeweils zwischen 35 und 40 Prozent liegt. Im Sommer 2025 soll es endlich so weit sein: Die neuen Kelleranlagen werden in Betrieb genommen, und das ganze Team freut sich, ein neues Kapitel dieses historischen Weingutes aufschlagen zu können.

Unsere Selektion

2018 Château Cantemerle

Leuchtendes Rubinrot; komplexe, intensive, dunkelfruchtige Nase, Cassis, Röstaromen, Minze, florale Noten. Frischer, saftiger Auftakt, markante Struktur, feine Gerbstoffe stützen die satte Frucht, im Abgang langanhaltend. Noch jugendlich, mit Rasse und Klasse.

 

2016 Château Cantemerle

Jugendliches Rubinrot; würziger Duft, glasklare Frucht, Cassis, Brombeere, Kirsche, kühler Kamin, Veilchen, verspielt. Weicher Auftakt, packt dann zu, markante, fein geschliffene Gerbstoffe, knackige Säure, rotfruchtiges Finale. Modern, präzis vinifiziert.

 

2009 Château Cantemerle

Aktuell in einem wunderbaren Trinkfenster; komplexe Nase nach Tabak, reifer Cassisfrucht, Zedernholz; weicher Auftakt, zeigt Schmelz, eine reife Frucht, gut integrierte Tannine, rassige Säure. Im Abgang mit Pflaumen und Kirschen. Sehr hochwertig.