Geheimtipp und Legende

Léoville Poyferré

Mit Sara Lecompte-Cuvelier

2018 hat Sara Lecompte-Cuvelier die Nachfolge ihres Cousins Didier angetreten und leitet neben Léoville Poyferré in Saint-Julien auch Le Crock in Saint-Estèphe, das erste Gut, das ihre Familie in Bordeaux erwarb.

Meine Vorfahren waren Weinhändler in Lille. Seit 1804 kauften sie Bordeaux im Fass ein, füllten ihn ab und vertrieben ihn vor allem im Norden Frankreichs, Belgien und England. 1903 entschied sich die Familie dafür, unter anderem Château Le Crock in Saint-Estèphe zu erwerben. Allein die Tatsache, dass sie sich zu einer Zeit, als man noch per Pferdegespann in die entfernte Médoc-Gemeinde reisen musste, ausgerechnet für dieses Gut entschieden, obschon es an einschlägigen Angeboten nicht mangelte, spricht für die erstklassige Qualität der Böden. Ich bin nicht die Einzige, die bedauert, dass Le Crock mit seinen hervorragenden Weinen weiter als Geheimtipp gehandelt wird. Es heisst, der damalige Besitzer hätte auf die Klassifizierung verzichtet, weil er als Jurymitglied nicht als befangen gelten wollte. Auch wenn wir mit Léoville Poyferré vom «Classement 1855» profitieren: Ich wünsche mir für die Zukunft von Bordeaux, dass Weinfreunde auch nicht klassifzierten Spitzenweinen wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. Le Crock und Moulin Riche profitieren vom gleichen Einsatz und den gleichen Mitteln wie unser klassifiziertes Gut, das 1920 in den Besitz der Familie kam, gemeinsam mit Château Moulin Riche, das ebenfalls in Saint-Julien liegt. Ja, wir feiern mit Léoville Poyferré 2020, dem jüngsten ausgelieferten Jahrgang, das hundertjährige Jubiläum der Cuveliers in Saint-Julien und widmen dem Ereignis eine spezielle serigraphierte Flasche.

Léoville Poyferré profitiert nicht nur vom Status seiner Klassifizierung, sondern auch ganz direkt von seinem Ruf als eines der legendären Güter der Appellation. Wir kennen keine Absatzprobleme. Spitzenrestaurants in der ganzen Welt führen unseren Wein auf der Karte. Doch das heisst noch lange nicht, dass wir die Hände in den Schoss legen. Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig. Meine Schwester Anne kümmert sich seit 2005 um den Empfang auf dem Gut und hat unser Angebot für Besucher bereits gewaltig ausgebaut, nicht zuletzt mit der Eröffnung einer Boutique im Jahr 2014. Wir sind diesbezüglich weiter voller Pläne und haben auch bereits mit der Realisierung begonnen.