Der kunsthandwerker aus Saint-Émilion
Laroze
Die Meslin betreiben seit 1610 Rebbau in Saint-Émilion. Bis 1920 besassen sie Reben, die heute zu Angelus gehören. Auf Laroze sind sie geblieben, wo Guy Meslin heute ein ganz besonderes Elixier auf die Flasche bringt.
Eigentlich mochte ich Laroze ja nicht gerade. Ich verstand diesen Wein nicht, mit seiner besonderen Würze, seiner gewissen Herbe, als ich zum ersten Mal «en primeur» auf ihm herumkaute. Doch dann stiess ich auf einen alten Jahrgang. Er war von hinreissender Komplexität und besonderer Rasse. Er berührte mich, machte mich froh. Heute verkoste ich ihn auch «en primeur» ganz anders. Beim 2022er, der mir gereicht wurde, ohne dass ich wusste, was im Glas war, blieb mir buchtstäblich die Spucke weg. Von unbändiger Kraft und Tiefe, doch mit verblüffend samtenem Tannin und einmaliger Komplexität, gehört er zu den aussergewöhlichsten Weinen, die ich in Saint-Émilion je verkostet habe. Das ist nicht nur der Tatsache zu verdanken, dass selbst ich Dickköpfin dazugelernt habe. Natürlich verstehe ich heute das Terroir besser, die Böden aus Siliz über Lehm, die eher denen von Pomerol gleichen als den höher gelegenen Kalklagen. Doch dank Guy Meslin, der seit 1990 für Château Laroze zuständig ist, hat das Gut in den vergangenen 20 Jahren technisch und auch im Ausdruck gewaltig zugelegt. Guy ist ein echter Kunsthandwerker. «Ich kann nicht zeichnen, nicht tanzen, nicht malen, aber was ich mit meinem Wein ausdrücke, dürfte dem entsprechen, was ein Komponist mit seiner Musik aussagen will», meint er. Nie würde er Kompromisse eingehen, um sich das Leben einfacher zu machen. Er weiss, was er seiner Familie schuldig ist, die seit 400 Jahren in Saint-Émilion Wein anbaut, und sucht die absolute Wahrheit, Eigenständigkeit und Authentizität in seinen langlebigen Kreszenzen.