Gentlemen aus Samt und Seide
La Serre
Arnaud d’Arfeuille leitet nicht nur das kleine Château La Serre ganz oben auf dem Kalkhügel von Saint-Émilion, sondern mit grossem Einsatz auch Château Tessendey in Fronsac, das zum echten Geheimtipp geworden ist.
La Serre liegt ganz oben in Saint-Émilon, in bester Lage. Von hier aus geniesst man einen herrlichen Blick Richtung Süden, Richtung Ausone oder Pavie Maquin. Im Rücken liegt Château Trotteveille. Das nur sieben Hektar kleine Gut mit dem grossen Terroir, das bis heute allen Übernahmeversuchen trotzt, wurde im Frostjahr 1956 von der Libourner Händlerfamilie d’Arfeuille erworben. Mit La Serre bekannt gemacht hat mich vor vielen Jahren Luc d’Arfeuille. Als Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle liess er es sich nicht nehmen, mich persönlich durch die Reben zu begleiten. Nach der Herkunft des Namens (la serre bedeutet Treibhaus) befragt, antwortete er verschmitzt: «Weil hier ganz oben auf dem Plateau die Sonne gar noch scheint, wenn es drüben auf Ausone regnet». Ich weiss bis heute nicht so recht, ob das ernst gemeint war oder als Scherz. Eines ist sicher: Sonnenverbrannte Weine hat es auf La Serre nie gegeben. Das Gut steht im Gegenteil für einen ungemein verführerischen, samten-fruchtigen Ausnahmetropfen, selbst in den letzten Hitzejahren.
Seit zehn Jahren ist ein anderer Gentlemen für La Serre zuständig: Lucs Neffe Arnaud d’Arfeuille. Mit grossem Einsatz kümmert sich Arnaud ebenfalls um Château Tessendey in Fronsac, wo sein Vater lebt. Sieht man von den besten vier, fünf Gütern ab, hat Fronsac mich oft enttäuscht. Es freut mich umso mehr, dass Tessendey eine lobenswerte Ausnahme macht. Tadellos gemacht, geschmeidig und fruchtig und ausserdem noch preiswert, ist Tessendey in den letzten Jahren zum echten Geheimtipp aufgestiegen.