Pomerol aus Samt und Seide

Gazin

Auch die grössten Güter von Pomerol sind in Familienbesitz. Château Gazin, dessen Name auf eine Pilgerherberge hindeutet, macht da keine Ausnahme. Es wird von Nicolas de Bailliencourt und seiner Nichte Elise verwaltet.

Gazin, das Gut der Familie de Bailliencourt, genannt Courcol, ist kein Schloss im eigentlichen Sinn, eher schon ein kleiner Weiler. Elise de Bailliencourt-Fournier: «Vom 12. Jahrhundert bis zur Französischen Revolution gehörte Pomerol dem Orden der Malteser. Er unterhielt hier in Pomerol eine Herberge, in der Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela Rast machten, wie in einem Dokument von 1288 urkundlich belegt. Über die genaue Lage können wir nur spekulieren. Immerhin: Gazin liegt definitiv am Pilgerweg. Der Name Gazin ist alt und scheint auf das Wort Casa (Haus) zurückzugehen. Warum nicht ein Gasthaus für müde Pilger?» Die Familie de Bailliencourt stammt aus dem Norden Frankreichs. Ihr Urgrossvater, Louis Soualle, kam 1918 als erfolgreicher Weinhändler nach Bordeaux und konnte bald zwei Weingüter erwerben, La Dominique in Saint-Émilion (später aus Erbgründen verkauft) und Gazin, wo Nicolas de Bailliencourt heute mit seiner Familie lebt, gemeinsam mit seiner Schwester Inès. Keller und Gutsgebäude von Château Gazin liegen am Rand des Hochplateaus von Pomerol. 17 der insgesamt 24 Hektar Reben hingegen liegen im Zentrum des Plateaus, in bester Lage zwischen Pétrus und Evangile. Die Merlot-Reben ergeben massgeblich den feinen, besonders vollmundigen, mineralisch-würzigen Spitzenwein mit den herrlich samtenen Merlot-Tanninen, für den Gazin weltbekannt ist. Der Rest wird zum Zweitwein l’Hospitalet de Gazin verarbeitet.