Wer durch die Einfahrt tuckert, die nach Phélan-Ségur führt, entdeckt nicht nur ein Weingut, sondern ein ganzes Universum, über das Véronique Dausse und ihre Equipe mit grossem Einsatz wachen.
Phélan liegt gut versteckt hinter hohen Mauern, die einen Gutteil des Gutes umspannen. Wer das breite, steinerne Portal hinter sich lässt, entdeckt erst einmal ein kleines Dorf – oder zumindest einen stattlichen Weiler. Man fährt durch einen schattigen Park, macht zur linken Hand die Rückseite das Gutsgebäudes aus und tritt plötzlich wie geblendet auf die Bremse. Einem Märchenschloss gleich erhebt sich das im 19. Jahrhundert erbaute, elegante Château auf seinem Hügel, umgeben von einem Park mit hundertjährigen Bäumen, einem Teich, der Heide und natürlich den Reben, darunter liegt das 1951 mit Cabernet Sauvignon bestockte, ganz von Mauern umgebene Enclos, die Lage, die das qualitative Fundament von Phélan Ségur bildet. Unten wälzt träge der Strom seine Wasser Richtung Atlantik: Neulinge wähnen sich auf einem anderen Planeten und alte Phélan-Freunde glücklich zuhause.
«Ja, Phélan-Ségur besitzt eine ganz besondere Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann. Nicht nur Besucher spüren das, sondern auch die ganze Equipe. Wir sind alle stolz darauf, auf diesem einmaligen Weingut tätig zu sein. Ich bin sicher, das prägt auch den Wein», sagt Véronique Dausse, seit langen Jahren tüchtige Generaldirektorin. Ihre besondere Leidenschaft für Phélan wird von allen Mitarbeitern geteilt. «Wir arbeiten nicht für Phélan: Wir sind und leben Phélan.»
Phélan-Ségur ist ein grosses Weingut: Rund 70 Hektar stehen unter Reben, zu rund 60 Prozent mit Cabernet Sauvignon bepflanzt, ergänzt durch Merlot sowie wenig Cabernet Franc und Petit Verdot. Erstklassige Kiesböden herrschen vor, mehr oder weniger mit Lehm und Sand vermischt. Sie bilden die Basis für die Exzellenz des Weines.
Doch Phélan ist nicht nur ein hervorragend gemachter, grosser Saint-Estèphe. Der Wein besitzt einen ganz besonderen Charakter, der kaum jemanden unberührt lässt. Man kann ihn mit Worten zu erklären suchen – Eleganz, Harmonie, Raffinesse, Noblesse, Schliff, Potenzial und anderes mehr – doch man wird ihm so nur zum Teil gerecht. Eigentlich gibt es nur ein Instrument, das hilft, Phélan voll und ganz zu verstehen: ein guter Korkenzieher.