Aus dem Dornröschenschlaf erweckt

Lascombes: Goldene Zukunft

Mit Dominique Befve, Fotos: Rolf Bichsel

Dominique Befve ist der Prinz, der Lascombes vor 20 Jahren aus dem Dornröschenschlaf weckte, und Delphine Barboux die Prinzessin, die diesen exzellenten Margaux in technischer Hinsicht begleitet.

Man sieht es ihr nicht an, aber Delphine ist fast zur gleichen Zeit auf Lascombes eingestiegen wie ich. Als ich 2001 die Leitung von Lascombes übernahm, war das Gut nicht eben gut organisiert. Es fehlte an klaren Vorgaben, an einer klaren Hierarchie. Jeder Angestellte machte so ziemlich, was er wollte und für richtig hielt. Auf einem grossen Gut wie Lascombes mit dem Rang eines Deuxième Grand Cru Classé kommt man so einfach nicht weiter. Ich habe daher alles neu organisiert und Delphine als «Responsable Qualité» eingestellt, als Zuständige für die Qualität.

Ihre Rolle war, jeden einzelnen Schritt zu erfassen und aufs Papier zu bringen, vom Rebschnitt über das genaue Vorgehen während der Ernte bis hin zur eigentlichen Weinbereitung und zum Ausbau, der Anzahl «Soutirages» (Umfüllungen des Weines von einem Fass ins andere) etc. Sie sollte jeden Schritt hinterfragen und das Ergebnis ihrer Analyse mit Winzern und Kellerarbeitern teilen, damit künftig jeder genau eruieren konnte, warum und wie er eine Arbeit erledigen musste und was wir so qualitativ verbessern konnten und wollten. Delphine lernte Lascombes von Grund auf kennen. Ich trat ihr daher nach und nach einen Teil meiner Arbeit ab. Heute ist sie als technische Direktorin für alle weintechnischen Belange zuständig, vom Rebberg über den Keller bis zur Abfüllung. Sie behält selbst den Versand im Auge und ist überhaupt über alles im Bild, was auf Lascombes abgeht. Delphine ist nicht nur meine rechte Hand: Was Stil und Exzellenz anbelangt, hat Lascombes ihr einiges zu verdanken. Sie hat auch viel zum Projekt des neuen, erst vor wenigen Monaten eingeweihten Kellers beigetragen. Die ästhetische Seite mag ihren Stellenwert haben. Doch Technik und Arbeitskomfort gehen vor. Wir definierten daher klar die technischen Vorgaben, die der Architekt zwingend umzusetzen hatte.

Der neue Gärkeller fördert die Präzision. Die grosse Anzahl kleinerer Gärtanks ermöglicht konsequent das parzellenweise Einmaischen. Wie sehr das auf einem so grossen und zerstückelten Gut wie Lascombes die Arbeit erleichtert, hat schon der erste Jahrgang bewiesen.