Ein Weingut als natürliche Einheit
Brane-Cantenac
mit Henri Lurton
Das Margaux-Spitzengut Brane-Cantenac ist mehr als ein Weinbaubetrieb – ein lebendiger Mikrokosmos, gebildet aus erstklassigen, naturnah bestellten Lagen, geräumigen Kellern, umgeben von Garten und Park.
Ein Weingut bildet eine natürliche Einheit. Das mag sich in der Architektur ausdrücken – was meinem Vater besonders wichtig war – oder in der Art, wie sich diese in die Natur eingliedert. Park, Garten und Weinberg liegen mir besonders am Herzen. Ich habe schon vor langem verschiedene Baumarten gepflanzt und Rosenstöcke gesetzt.
Wenn von Bio die Rede ist, fühle ich mich fast automatisch angesprochen, denn ich habe Biologie studiert und mich dabei besonders für das Leben in der Erde interessiert. Ein Grossteil unserer Reben wird seit langem naturnah bestellt. Mein Vater hielt nicht viel von übertriebenem Pflanzenschutz, unter dem Natur und Reben leiden.
Ich setze mich auch ausgiebig mit Biodynamik auseinander, doch ich gebe zu, meine pragmatische, wissenschaftliche Seite kommt mir da mitunter in die Quere. Immerhin: In Jean-Michel Comme (ehemals Pontet-Canet) habe ich einen erfahrenen Berater. Ich stelle ferner Versuche mit Biokontrolle an, mit umweltverträglichen synthetischen Präparaten, die der Natur nachempfunden sind. Das ist nicht uninteressant. Ich stelle mir auch und ganz besonders die Frage, wie oft ein Traktor durch die Reben fahren muss. Auch wenn er Biopräparate ausbringt, ist die CO₂-Bilanz schlecht, und die Böden werden stark kompaktiert. Mit Pferden arbeiten? Einige Bioprodukte sind giftig für die Pferde… Eine andere Problematik ist die überreichliche Verwendung von Kupfersulfat. Im Direktvergleich sind die Reben von Brane-Cantenac, wo wir Kupfer sparsam verwendet haben, in besserem Zustand als benachbarte Reben auf von Kupfer saturierten Böden. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf Artenvielfalt. Blumen, Sträucher und Bäume bieten Lebensraum für Insekten und Vögel. Ein natürliches Gleichgewicht stellt sich ein. All diese Überlegungen mögen aktuell in sein – mich beschäftigen sie seit Jahren. Ich werde nicht etwas tun, nur weil andere es tun. Ich werde es nach reiflicher Auseinandersetzung mit der Thematik tun und mit wissenschaftlicher Akribie.