Châteaux Camensac und Chasse-Spleen
Kunst am Keller
mit Céline Villars-Fourbet
«Wir sind anspruchsvolle Kunsthandwerker, die sich für Gegenwartskunst einsetzen», sagt Céline Villars-Fourbet, die gemeinsam mit Ehemann Jean-Pierre erfolgreich die beiden Güter Chasse-Spleen und Camensac leitet. Und tritt auch gleich den Beweis für ihre These an.
Jean-Pierre und ich haben uns schon für moderne Kunst interessiert, bevor wir uns kannten. Jean-Pierre wohnte in der Nähe des Museums für moderne Kunst in Bordeaux. Rasch wurde er Präsident der «Museumsfreunde». Wir verbrachten unsere ganze Freizeit in Galerien, Messen und Kunstausstellungen. Fast automatisch haben wir begonnen, auf Chasse-Spleen Werke aktueller Kunst auszustellen, Skulpturen wie die Riesenstiefel von Lilian Bourgeat im Park vor dem Château. Ich habe Gartenarchitektur und Architektur studiert, Jean-Pierre Kommunikation. Das mag mit dazu beitragen, dass wir uns für Gegenwartskunst interessieren. Das Milieu des Weins hat uns ferner erlaubt, in der Welt herumzukommen. Doch wir lehnen den Begriff Kunstsammler ab. Das impliziert, des Mehrwerts wegen in Kunst zu investieren. Wir wollen mit Kunstwerken leben. Wenn ich in den Keller von Chasse-Spleen trete, dessen Decke und Pfeiler von Felice Varine gestaltet wurden, fühle ich mich wohl. Auf den ersten Blick denkt man an ein Deckengemälde: Findet man den richtigen Blickwinkel, wird das Ganze zur dreidimensionalen Skulptur, die den ganzen Raum miteinbezieht. Wein wird zur mehrdimensionalen Erfahrung, wenn man den richtigen Schluckwinkel findet.
Ich denke, wir sind dann am besten, wenn wir mögen, was wir tun. Wenn wir uns in unseren Produkten wiederfinden. Wir versuchen, Spitzenweine zu machen, die uns gleichen. Chasse-Spleen ist eng mit der Geschichte meiner Familie verbunden. Doch das gilt auch für Camensac, das wir seit 2005 leiten. Wein muss mit der Zeit gehen. Diese Maxime hat uns besonders auf Camensac geholfen, dessen Weine sich in den letzten Jahren enorm verbessert haben. Natürlich gibt es Parallelen von Kunst und Wein. Doch als Weinmacher sind wir anspruchsvolle Kunsthandwerker, keine Künstler. Gegenwartskunst verlangt einen geschulten, scharfen Blick. Spitzenwein ebenfalls. Doch im Wein suchen wir vor allem die Harmonie. In Gegenwartskunst kommen noch ganz andere Maximen zum Tragen.