#weinheimatwürttemberg | Die Kunst des Kostens
Bertram Haak ist Wein- und Käsesommelier
Text: Claudia List, Foto: Lembergerland Kellerei/Johannes Kirchherr
Bertram Haak, Markenbotschafter der Lembergerland Kellerei in Rosswag, ist ein umtriebiger Mensch. Ständig entwickelt er Ideen für Erlebnisweinproben. Mittlerweile ist er nicht nur Wein-, sondern auch Käse-Sommelier. In seinen Verkostungen macht er deshalb auch das Kulturgut Käse zum Thema.
Von Weinproben, bei denen vor allem viele Informationen serviert werden, hält er wenig. «Das liegt mir als musikalischem Menschen nicht», sagt Bertram Haak von der Lembergerland Kellerei. Er spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Bratsche und könnte mit seinem langen Haar durchaus als Orchestermusiker durchgehen. «Ich finde, man sollte das Produkt mit allen Sinnen genießen», erklärt der 60-Jährige. Deshalb entwickelt er seit längerer Zeit Erlebnisweinproben und Genuss-Seminare.
In seinem jüngsten Projekt bringt er Wein, Brot und Käse zusammen: Für Bertram Haak sind das drei Kulturgüter mit einer faszinierenden Tradition. Den Käse für seine Seminare liefern handwerklich arbeitende Betriebe. «Viele der kleineren Erzeuger sind als Genossenschaft organisiert, und das ist ja auch unser Thema», sagt Haak. Bei den Verkostungen spricht er über die Philosophie dieser Betriebe und stellt ihren Produkten auch mal einen Industriekäse gegenüber. Seine Gäste sollen die Unterschiede schmecken – und am besten künftig beim Kauf darauf achten. «Billige Lebensmittel sind ein Problem für alle Beteiligten, deshalb wollen wir von der Wertschätzung zur Wertschöpfung kommen», erklärt er, «da sehe ich mich als Genussbotschafter.»
Dabei scheinen zwei Seelen in seiner Brust zu schlagen. Denn er ist nicht nur Musikliebhaber und Genießer, sondern auch ein Mensch, den Naturwissenschaften und Technik faszinieren und der Produkte genau verstehen will. Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn war er Kfz-Mechaniker und Maschinenbauer. Als er dann zufällig auf den Wein kam, fand er zunächst vor allem die Mikrobiologie fesselnd. Es folgte dann die Ausbildung zum Weinküfer und später zum Weinbautechniker in Weinsberg, anschließend hat er Marketing studiert und seine Abschlussarbeit in der Kellerei in Rosswag gemacht.
Seitdem versucht er, bei den Weinproben die Sinne seiner Gäste anzuregen. Mal spielt er selbst auf seiner Bratsche. Mal ändert er die Lichtfarbe im Raum und die Menschen sind verblüfft, weil derselbe Wein plötzlich einen anderen Eindruck hinterlässt. Er veranstaltet Cuvée-Workshops und Weinproben im Ballon hoch über den Rebhängen. Überhaupt nimmt er das «Erlebnis Weinlandschaft» sehr wichtig. Noch sei die Region, in der seine Genossenschaft liegt, eher unbekannt: «Man fährt auch nicht automatisch durch, sondern eher drum herum», sagt er. Aber gerade diese Abgeschiedenheit macht diesen Abschnitt des Enz- und Glemstals in seinen Augen besonders attraktiv. Sein Ziel ist es, sie als Genussregion zu etablieren, und die Genossenschaft wird laut Haak dabei zum «Treiber für den Tourismus».
Ihn selbst treibt vor allem die Neugier an. Bertram Haak wird’s schnell langweilig. Wenn eine Veranstaltung dreimal gelaufen ist, will er das Nächste anpacken. Und dabei am liebsten auch andere Menschen dazu inspirieren, «ihr altes Fahrwasser zu verlassen und mal was Neues auszuprobieren.»