Neue Masseto-Kellerei
Mehr Sein als Schein
Verdient hätte er sich wohl einen Palazzo, erbaut wurde ein «Casino» (ein «kleines Häuschen», in der Toskana werden auch gerne die Gartenpaläste des Adels so bezeichnet): der neue Weinkeller des Masseto in Bolgheri, in dem der reinsortige Merlot nun heranreift.
Nahe Bolgheri befindet sich auf einem Hang mit Blick in Richtung Westen einer der bekanntesten Weingärten Italiens, auf dem die Merlot-Trauben für den Masseto gekeltert werden. «Der Ort ist sehr naturbelassen, rau, unberührt, ein ziemlich schwieriger Ort», sagt Gutsdirektor Axel Heinz. «Man würde nicht erwarten, dass es hier möglich ist, diese Art Wein herzustellen. Es ist nicht einmal der richtige Teil der Welt für Merlot, weil es zu extrem ist. Es steht immer auf Messers Schneide, ob wir einen guten Wein machen, und es kann in beide Richtungen gehen. Weinreben müssen leiden, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Es besteht immer die Gefahr des Scheiterns. Aber dieser Weinberg liefert immer. Es gibt hier echte Power, und es ist wirklich die Natur, die alle wichtigen Entscheidungen trifft.»
Der Wein ist längst Kult, in diesem Frühling hat er aber auch einen eigenen Weinkeller bekommen und sich damit auch technisch völlig vom Gut Ornellaia gelöst, unter dessen Namen er einst erschien. Der Komplex ist unterirdisch in den blauen Lehm des Weinbergs gegraben und arbeitet mit Hilfe des Gravitätsprinzips. Sichtbar sind nur das zweistöckige Masseto-Häuschen und der Bereich der Traubenanlieferung. «Es fehlt an nichts, und es gibt nicht mehr als nötig», meint Axel Heinz. Zu danken ist das dem japanisch-italienischen Architektenduo Hikaru Mori und Maurizio Zito, das für das minimalistische Design verantwortlich zeichnete.
Der neuen Kellerei folgte auch gleich ein neuer Wein (der allerdings nur in ausgewählten Vinotheken in den USA und Italien erhältlich ist): der Massetino, der Zweitwein des Gutes, aus dem Jahrgang 2017.