Familienkellerei
Kellerei St. Pauls, Eppan
Fotos: Helmuth Rier, Alex Filz
Wenn man sich vor Augen führt, dass etwa 20 Prozent der gesamten Weinproduktion Südtirols aus der Gemeinde Eppan stammen, so wird rasch klar, wie sehr das Augenmerk auf dieses Dorf gerichtet ist. St. Pauls ist ein Ortsteil Eppans, und dieser Dorfcharakter prägt auch das Wesen der Kellerei, denn er hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1907 bewahrt. Man befindet sich mit den Gebäuden mittendrin, neben der Pfarrkirche – und pflegt ein absolut familiäres Eigenverständnis. Auf der Homepage werden beispielsweise einige der mehr als 200 Mitglieder sowie ausnahmslos alle Mitarbeiter des Kellerei-Teams vorgestellt, vom Obmann oder dem Kellermeister bis hin zur Bürokraft und den LKW-Fahrern. «Wir sind noch nicht sehr international aufgestellt, doch empfinden wir es als Stärke, flexibel agieren zu können», heisst es aus Führungskreisen. Das belegt der Aufbau eines professionellen Vertriebs mit einem jungen, hochmotivierten Team. Ein runder, stimmiger Gesamteindruck.
Knack statt Bauch
Auch in Sachen Weinstil ist St. Pauls sehr agil. Als Leitsorten gelten Weissburgunder, Sauvignon Blanc und Pinot Nero, wobei der bekannteste Wein der Weissburgunder Plötzner sein dürfte. Mit seinem saftigen, aber extrem knackigen Mundgefühl bei deutlich weniger als einem Gramm Restzucker gilt er für Südtiroler Verhältnisse als staubtrocken. Und das will man auch erzielen: stilistisch weg von üppig, dicht, breit und füllig hin zu einer trockenen Frische, die nichts kaschieren will und kann. Eine Bergfrische halt. In dieses Bild passt auch die weisse Cuvée Paul aus Chardonnay, Weissburgunder und Sauvignon Blanc, ein lebensfreudiger Wein mit vergleichsweise wenig Alkohol.
Sekt mit Anspruch
Was alte Reben an Charakter zu geben in der Lage sind, zeigen vier Weine aus der Alte-Reben-Linie, deren Stöcke alle vor mindestens 30 Jahren gepflanzt wurden. Es sind die – sieht man mal von den Solitären Sanctissimus (Weissburgunder Riserva) und Lona (Merlot Riserva) ab – Topgewächse des Hauses. Nicht unerwähnt bleiben darf die 1979 aufgenommene Sektproduktion, denn sie bringt zwei ausgesprochen anspruchsvolle Schäumer aus Chardonnay hervor, einen als Brut, den anderen als Pas Dosé, also ganz ohne Versanddosage.