Die Erlebnismacher
Kellerei Kettmeir
Fotos: www.dariz.com / Oskar Da Riz, Philipp Franceschini, z.V.g.
Fragt man im Hause Kettmeir nach der Hauptkompetenz, wird in verblüffender Weise nicht mit der Qualität der Produkte geantwortet: «Wir haben mehr als ein Jahrhundert Erfahrung, aber gepaart mit viel Innovation und schon seit langem nachhaltigen Ansätzen», heisst es. Es handelt sich um ein privat gegründetes Unternehmen, das von Beginn an nicht als Genossenschaft, sondern mit Traubenlieferanten angelegt war. Manche der etwa 60 Zuliefererfamilien sind seit damals dabei, was für gute Zusammenarbeit spricht. Eine besondere Offenheit zeigt sich vor allem im Bereich Tourismus. Es werden keine Führungen zu bestimmten Zeiten angeboten, bei denen man sich einklinkt – jede Besuchergruppe, und auch wenn sie aus nur zwei Personen besteht, bekommt eine eigene, individuelle Tour, die mindestens zwei Stunden geht. Mit Keller, Weinbergen und Verkostung. Man möchte sich bewusst Zeit nehmen, ein «Zuhause»-Gefühl schaffen, ein besonderes Erlebnis entstehen lassen, das beim Gast lange Zeit nachwirkt. Mehr als 13 000 Gäste wurden im Jahr 2019 empfangen.
Wohlfühloasen
In der Vinothek kann man als Gast einfach auch nur mal ein Glas Wein trinken und es sich gut gehen lassen wie in einer Weinbar. Das Sichwohl-Fühlen geht weiter bei Sonderveranstaltungen mit Brunches oder Loungeabenden, zu denen auch viele Einheimische kommen – ein gutes Zeichen, das Touristen Authentizität vermittelt.
Blubberspezialitäten
Kettmeir war 1964 der erste Betrieb in ganz Südtirol, der sich der Herstellung von hochwertigen Schaumweinen nach klassischer Flaschengärung verschrieb. Bis heute wundern sich sogar nicht wenige Menschen, dass hier auch «ganz normale» Weine produziert werden. Tatsächlich stehen die vier Sekte für 35 Prozent der gesamten Flaschenmenge. Besonders beliebt ist der Rosé Brut, seit dem Jahr 2000 im Programm. Er soll, wie seine blubbernden Kollegen, die Eleganz Südtirols mit aromatischen Trauben und einer angenehmen Säure schmeckbar machen. Erstaunlich ist die bewusste Reduzierung des Sortiments. Neben den Sekten und vier Rotweinen sind es nur neun Weissweine plus ein Süsswein – für eine Kellerei von 55 Hektar Grösse angenehm überschaubar. Das bietet die Gewähr, dass sich der Kellermeister – aus Kaltern stammend und seit 1984 in dieser Position – nur auf wenige Dinge konzentrieren muss.