Präsidentin Consorzio Tutela Vini Oltrepò Pavese
Gilda Fugazza im Interview
Frau Präsidentin, was sind die Herausforderungen für das Winzerkonsortium in den nächsten Jahren?
Zunächst einmal ist es für uns fundamental, dass der ganze Weinbausektor des Oltrepò Pavese an einem Strang zieht – ob Weinbauern, Kellereien oder Abfüller. Unter der Marke Oltrepò gibt es eine breite Palette an Weinen, die man vom Aperitif bis zum Dolce trinken kann. Diese Vielfalt ist einzigartig. Aber für mich ist wichtig, dass wir von einem Gebiet, einem Terroir sprechen, nicht nur von Weinen oder Trauben. Das Oltrepò ist schliesslich auch unsere Heimat, wo wir leben und arbeiten. Das ist ein ganzheitlicher Zugang: Deshalb wird die Nachhaltigkeit immer wichtiger, nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch ökonomisch und sozial.
Dieses Gebiet – das Oltrepò Pavese mit seiner ganzen Vielfalt – muss man daher kennenlernen, entdecken. Wenn man es einmal kennt, dann kommt man immer gerne wieder hierher zurück in diese faszinierende Welt der Weine des Oltrepò. Das gäbe es nicht ohne Kellereien, die sehr gut arbeiten, auf Qualität setzen, die innovativ sind, in der Produktion, in nachhaltigen Projekten und im Marketing. Unsere lange Weinbautradition mit dieser Innovation zu verknüpfen ist unser Ziel.
Gibt es einen Wein, den Sie als Aushängeschild der Produktion des Oltrepò Pavese sehen...
Wir sollten nicht nur ein Aushängeschild haben, sondern viele, einen Sternenhimmel mit vielen Sternen. Pinot Nero ist sicher einer davon – ob still oder als Metodo Classico –, aber jeder unserer Weine sollte eine Facette des Oltrepò zeigen. Ob rot, ob weiss, ob sparkling, ob süss – jeder findet einen Oltrepò-Pavese-Wein für seinen Geschmack.
Traditionell ist natürlich der Bonarda – ein roter Frizzante – der Wein, der das Oltrepò bekannt gemacht hat...
Natürlich, wenn wir von Oltrepò sprechen, dürfen wir Bonarda nicht vergessen. Wir produzieren 20 Millionen Flaschen davon. Es gibt nach wie vor viel Potenzial für den Bonarda. Italien hat eine einzigartige Tradition in roten Frizzante-Weinen – und der Bonarda ist sicher ein Aushängeschild.
Im Vorjahr haben wir einen Cocktail im Stil eines Americano kreiert, statt Vermouth haben wir allerdings Bonarda mit Campari Bitter kombiniert. Das war ein grosser Erfolg und zeigt das Potenzial dieses besonderen Weines, der einerseits leicht ist und doch durch die Tannine klar ein Rotwein. Er passt auch hervorragend zu Käse und Salami.
Oltrepò-Pavese-Weine harmonieren perfekt mit dem Essen...
Ohne Zweifel. Jeder kann ein Gericht oder ein ganzes Menü begleiten, nicht nur die traditionelle Küche, sondern auch zum Beispiel Asiatisches. Ein Metodo Classico zum Beispiel passt sehr gut zu Sushi. Ich würde sogar sagen: Für jedes Gericht gibt es einen passenden Wein aus dem Oltrepò.
Das Oltrepò Pavese als Weinbauregion ist ebenfalls eine Reise wert...
Auf jeden Fall: Wir sind weniger als eine Stunde Fahrzeit von Mailand entfernt, eineinhalb Stunden von Turin, vom Gardasee und zwei Stunden vom Grossraum Verona. Immer schon sind die Leute aus Mailand ins Oltrepò gekommen, um Wein zu kaufen. Das ist auch heute nicht anders: Nur kommen sie von viel weiter her, auch aus der Schweiz, Deutschland oder Österreich. Sie werden vielleicht von einem Wein – wie dem Bonarda oder dem Pinot Nero – angelockt und entdecken dann zum Beispiel Riesling oder Sangue di Giuda, den ganzen Facettenreichtum unserer Region. Daher ist auch die Önogastronomie ein wichtiger Faktor für die Qualität unseres Gebietes. Während des Covid-19-Sommers 2020 haben viele Leute wieder die Schönheit unserer Region entdeckt. Sie kannten zwar die Malediven, wohin sie nicht reisen durften, aber nicht das Oltrepò. Es gab Agriturismi, die mussten für ihre Gäste Tische in den Weinberg stellen, weil sie auf der Terrasse keinen Platz mehr hatten.