Direktor des Consorzio Tutela Vini Oltrepò Pavese
Carlo Veronese im Interview
Herr Direktor, was macht das Oltrepò Pavese und seine Weine so besonders?
Das Oltrepò besitzt sieben DOC- und DOCG-Ursprungsbezeichnungen, das zeigt, dass es für viele Trauben hervorragend geeignet ist. Das haben wir dem Klima und den Böden zu verdanken, die für unterschiedliche Nuancen von der Ebene bis in die hohen Hügellagen sorgen. Neben Obst und Gemüse gedeihen hier natürlich auch die Weinreben gut. Wie die historischen Rebsorten Croatina, Uva Rara und Barbera, die noch immer ein wichtiger Teil unserer Produktion und Basis einer Reihe von Weinen sind: Bonarda, Sangue di Giuda und Buttafuoco zum Beispiel. Barbera haben wir allerdings der Nähe zum Piemont zu verdanken – sogar der Sitz des Konsortiums liegt in einer Zone, die einst als Vecchio Piemonte bezeichnet wurde.
Dazu kommen 1400 Hektar Riesling und 3500 Hektar Pinot Nero...
Die Eignung für diese für Italien ungewöhnlichen Rebsorten ist ebenfalls eine unserer Stärken. Einst wurden hier auch die ersten Metodo Classico – Schaumweine nach der traditionellen Flaschengärmethode – Italiens produziert. Später zwischen den 1970er und 1990er Jahren wurde der weisse und frizzante vinifizierte Pinot Nero in den Bars in Italien als Aperitif getrunken – lange vor Prosecco. Aber ich würde sagen, die Vielfalt ist die Besonderheit der Region: Wir haben eine grosse Auswahl an Trauben und Terroirweinen für jeden Geschmack, die unter der Dachmarke Oltrepò Pavese produziert werden. Und das auf 13 500 Hektar, die sich von der Ebene bis auf steile Hügel in 700, 800Metern erstrecken. Steile Lagen, die man nur händisch bearbeiten kann und wo elegante Rheinrieslinge entstehen, die man sonst nur weiter nördlich findet. Dazu kommen noch die Schönheit der Landschaft und ihre Kultur – Castelli, einsame Wege für Mountainbikes und Pferde und natürlich viele Kellereien, in denen man Wein verkosten kann.
Diese Vielfalt kann man natürlich auch im Glas entdecken....
Ohne Zweifel, das beginnt schon mit dem Bonarda und seinem frischen Frizzante-Stil. Oder beim Pinot Nero, den man still oder als Schaumwein produziert, weiss, rosé, gereift oder nicht. Man könnte fast sagen: Für jedes Gericht gibt es einen Pinot Nero aus dem Oltrepò als Begleiter. Er ist wahrscheinlich unser edelstes Pferd im Stall. Nicht zu vergessen den Cruasé. Dieser Rosé-Schaumwein ist eine Marke des Konsortiums, und er profitiert von der aktuell grossen Nachfrage nach Rosati. Und dann gibt es noch all die anderen Weiss-, Rot- und Süssweine, die den Namen Oltrepò Pavese auf dem Etikett tragen.
Wie wichtig ist im Anbaugebiet die Frage der Nachhaltigkeit bzw. der organischen Produktion?
Viele Kellereien arbeiten schon bio oder sind in Konversion. Aber dabei muss man einen Schritt nach dem anderen machen: Das Konsortium unterstützt momentan stark den biologischen Pflanzenschutz, und in Folge sollen die Kellereien dadurch auch zum Bio-Weinbau geführt werden.
Welche Auslandsmärkte stehen im Fokus?
Unser Ziel ist es natürlich, einen bereits bekannten Wein, eine bekannte Marke wie das Oltrepò Pavese, noch besser zu vermarkten. Im Fokus stehen aktuell die näheren Auslandsmärkte, wie die deutschsprachigen Länder. Die Schweiz zum Bei-spiel ist mit dem Auto nur zwei Stunden entfernt. Schweizer Gäste sind auch sehr wichtig für den Tourismus in der Provinz Pavia. Darüber hinaus stehen auch die USA und Nordeuropa – für Pinot Nero und Spumanti– im Fokus. Interessanterweise ist sogar Spanien ein wichtiger Markt für Sangue di Giuda, den süssen Wein aus Croatina, Barbera und Uva Rara, ebenso wie die USA. Und natürlich ist immer noch der Inlandsmarkt und dabei die traditionelle Nähe zu Mailand für unsere Mitgliedsbetriebe sehr wichtig.