Ein Weinland in Bewegung • Dossier Österreich 2022
Die Erfolgsgeschichte DAC
Text: Harald Scholl, Fotos: ÖWM / WSNA, ÖWM / Armin Faber, Wein Burgenland / Birgit Machtinger

Der intensive Blick auf das Weinland Österreich lohnt sich aus vielen Gründen. In erster Linie weil die Weine aus den 17 DAC und 18 spezifischen Gebieten viel Genuss und Individualität bieten, der Standard ist weltweit einer der höchsten. In diesem Dossier gehen wir sowohl in der Region Kamptal wie auch mit den Rebsorten Chardonnay und Zweigelt auf Qualitätssuche. So viel sei vorab verraten: Wir wurden fündig.
Dass die Qualität des österreichischen Weins so hoch ist, liegt nicht zuletzt an den verlässlichen rechtlichen Rahmenbedingungen und der klaren Ausrichtung auf Herkunft und Authentizität. Dass es nur mit klaren Regeln, die auch kontrolliert werden, gehen kann, hat man in Österreich relativ früh erkannt und Mitte der 80er Jahre, nach dem Weinskandal von 1985, eine entscheidende Weichenstellung vorgenommen. Es gibt zwar bis heute eine dem deutschen («germanischen ») System vergleichbare Einstufung der Weine, orientiert an Mostgewichten und Rebsorten. Aber mit dem vor 20 Jahren eingeführten DAC-System wird der genauen Herkunft eines Weines grössere Bedeutung beigemessen.
Romanische Länder setzen internationalen Massstab
Es dürfte kein Zufall sein, dass die Abkürzung für «Districtus Austriae Controllatus», DAC, nicht nur formal an ähnliche Herkunftskennzeichnungen wie DOC in Italien, DOP in Spanien oder AOC in Frankreich erinnert. Die romanischen Länder haben in der Weinwelt mit ihren Kennzeichnungssystemen schliesslich den internationalen Massstab gesetzt. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht das: In Frankreich trinkt man einen Bordeaux, in Spanien einen Rioja, in Italien einen Barolo. Allesamt Weinregionen. In Deutschland dagegen einen Riesling und in Österreich einen Grünen Veltliner. Also eine Rebsorte. Das Ziel des DAC-Systems war und ist es, dass man als Weinfreund künftig einen Weinviertler trinkt oder einen Leithaberg. Was nicht wirklich neu ist. Auf historischen Weinkarten oder in der Literatur sprach man schon immer von einem Wachauer oder Weinviertler, so wie in Deutschland von einem Moselaner oder Pfälzer gesprochen wird. Die Fokussierung auf die Sorte kam erst später auf.

DAC Kennzeichnung schafft Vertrauen und Sicherheit beim Konsumenten
Kurz gesagt ging und geht es also um die Region, um Ursprung, um Boden, um Geschichte und nicht um die Rebsorte. Dafür gibt es neben vielen anderen ganz handfeste, wirtschaftliche Gründe. Über viele Jahre wurden grosse Mengen Grüner Veltliner, Welschriesling, Blaufränkisch oder Zweigelt etwa aus Ungarn importiert und vom österreichischen Weintrinker, der sich in gewohnter Weise primär an der Sorte orientierte, im festen Glauben getrunken, einen österreichischen Wein im Glas zu haben. Mit dieser Irreführung war durch die DAC Kennzeichnung Schluss. Vor allem mit dem so genannten «Weinviertel DAC» ist es recht gut gelungen, die Region zu einer akzeptierten Marke zu machen. Das Weinviertel war 2002 das erste Gebiet, das den Schritt in Richtung DAC gegangen ist.
Ein Weinviertel DAC ist immer ein Grüner Veltliner, der als Qualitätswein bei Blindverkostungen einer unabhängigen Weinkommission beweist, dass er den regionaltypischen Charakter aufweist. Er stammt zu hundert Prozent aus dem Weinviertel, zeichnet sich durch eine hell- bis grüngelbe Farbe und einen fruchtig, würzig-pfeffrigen Geschmack aus. Ein Weinviertel DAC ist stets trocken, sein Alkoholgehalt liegt zwischen 12 und 13 Volumenprozent, der Wein darf keinen Holz- oder Botrytiston aufweisen. Beim Weinviertel DAC Reserve und Grosse Reserve ist ein zarter Holzund Botrytiston dagegen zulässig. Ein glasklar definierter, spezifischer Weinstil, das schafft Vertrauen und Sicherheit beim Konsumenten.
DAC hilft auch den Winzern in Österreich
Es hilft auch den Winzern, nicht nur beim Verkauf. Denn sie werden mehr oder weniger gezwungen, sich intensiv mit dem Wein und den traditionellen lokalen Gegebenheiten auseinanderzusetzen. Das führt fast zwangsläufig zu individuellen und nicht austauschbaren Weintypen. Wie richtig die Entscheidung für die DAC war und ist, zeigen die Verkostungen: Panel Chardonnay und der Guide Zweigelt. Sowohl beim Chardonnay als auch beim Zweigelt waren in den Blindverkostungen gebietstypische Charakteristiken deutlich zu erkennen. Ein ChardonnaySüdsteiermark DAC schmeckt eigenständig und anders als ein Carnuntum DAC – und umgekehrt. Beim Zweigelt entstand ein ähnliches Bild, ein ZweigeltNeusiedlersee DAC und ein Zweigelt Rosalia DAC sind einfach grundverschieden. Die DAC-Entscheidungen haben Österreichs Weine definitiv in die Gegenwart gebracht. Ein langwieriger und für alle Beteiligten nicht immer einfacher Prozess, der aber nötig war. Und der den Nachbarn in Deutschland noch bevorsteht.