Dossier Abruzzo 2020 • Sanfte Hügel und Sandstein
Weine aus Teramo: nobel und langlebig
Text: Christian Eder, Foto: z.V.g.
Die Provinz Teramo im Norden der Region Abruzzen ist von sanften Hügeln unweit des Meeres geprägt, in denen die Montepulciano-Rebe ihre Qualitäten am besten zum Ausdruck bringt. Noblesse und Langlebigkeit zeichnen die Weine aus.
Das kräftige Tannin des Montepulciano braucht nämlich Zeit, um sich abzurunden, und gerade die zum Teil kalkhaltig-lehmigen, zum Teil sandigen Böden der Provinz Teramo tragen zum langlebigen Charakter der Traube bei. Montepulciano sei dabei eine Rebsorte, die Holzeinsatz nicht nur sehr gut vertrage, sondern bei Spitzenweinen sogar benötige, sagen manche Winzer. Gerade nach einer mehrwöchigen Extraktion der Inhaltsstoffe braucht der Wein die Holztannine, um sich abzurunden, an Harmonie zu gewinnen. Der Wein erhält so seinen Schmelz, diese feine Fruchtigkeit, diesen angenehmen geschmeidig-würzigen Charakter.
Auch Pecorino und Passerina, neben Montonico die typischen weissen Sorten der Provinz Teramo, bringen frische, strukturierte Weine hervor. Die weissen Trauben profitieren von den gut ventilierten Lagen und den Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, wenn man sie lange auf den Feinhefen belässt, gewinnen sie noch zusätzlich an Komplexität.
Für die grossen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sorgt die Nähe zum Adriatischen Meer und das Gran Sasso-Massiv im Hinterland der Provinz Teramo – ein in Ost-West-Richtung verlaufendes etwa 50 Kilometer langes und bis zu 20 Kilometer breites Kalksteinmassiv. Der Gebirgszug ist seit 1991 Teil des Nationalparks Gran Sasso und Monti della Laga. Innerhalb des Nationalparks gibt es mehrere ausgewiesene Natura 2000 Schutzgebiete, die zum Teil im Massiv des Gran Sasso liegen. Das Schutzgebiet Gran Sasso ist mit 339,95 km2 das grösste Schutzgebiet im Massiv und bedeckt damit fast ein Viertel der gesamten Nationalparkfläche. Eine weitere landschaftliche Besonderheit der Provinz sind die Calanche, die Sandsteinformationen: Ihnen ist das Riserva Naturale dei Calanchi di Atri gewidmet, ein 350 ha grosses Naturschutzgebiet in der Nähe der Stadt Atri. In diesem seit 1995 unter Naturschutz stehendem Gebiet sind auch viele in Wüstenregionen typische Pflanzenarten zu finden, da die grossen, durch Bodenerosion gebildeten Bodenfalten keine andere Vegetation zulassen.
Ein Bianco zur Ventricina
Teramo ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Sie ist Sitz des römisch-katholischen Bistums Teramo-Atri und Standort der Universität Teramo. Teramo liegt in einer hügeligen Landschaft zwischen den Flüssen Tordino und Vezzola. Die Stadt ist auch für die Wurstspezialität Ventricina Teramana bekannt: Das Produktionsgebiet ist die Berg-, Hügel- und Vorgebirgszone der Laga-Berge und des Gran Sasso. Ventricina Teramana ist ein gepökeltes Schweinefleischprodukt aus Schweinefleisch und weichem Schweinefett, sehr fein gehackt und mit Salz, Knoblauch, gemahlenem weissem und schwarzem Pfeffer, mildem und scharfem Chilipfeffer, Pfefferpaste, Fenchelsamen, Rosmarin und Orangenschale verfeinert. Das Produkt kann auch mit Kräutern aus den Abruzzen aromatisiert werden. Der Name leitet sich übrigen vom italienischen Wort ventre (Bauch) ab, da als Wursthülle u. a. der Schweinemagen benutzt wird.
Dazu kredenzt man am einen Cerasuolo oder frischen Montepulciano. Oder einen Weiss- oder Schaumwein aus Montonico, die fast ausschliesslich im Gebiet von Bisenti in der Provinz Teramo angebaut wird: Mit seiner knackigen Säure passt dieser terroirtypische Bianco hervorragend zur Ventricina Teramana.