Rosé ist (k)eine Frage des Stils

World of Rosé 2023: Mehr heisst nicht immer auch besser

Text: Harald Scholl; Foto: gettyimages/yrabota

Eigenlob stinkt ja bekanntermassen, dennoch wollen wir nicht verhehlen, dass der Zeitpunkt für den Contest World of Rosé perfekt gewählt wurde. Kurz vor Beginn der Gartensaison wurden über 800 Weine ins Glas genommen und eingehend verkostet. Die beste Gelegenheit also, sich seine Favoriten herauszupicken und um–gehend in den Keller – oder gleich in den Kühlschrank – zu legen.

Rosé als dritte Weinfarbe hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufstieg hingelegt, die Absatzzahlen sind kontinuierlich gestiegen, und sie tun es weiterhin, ganz gleich aus welchem Herkunftsland der Wein auch kommen mag. Und ganz gleich, welche Farbe dieser Rosé auch haben mag. Denn der Begriff «Rosé» ist weniger eine Umschreibung für die Frage, welche Farbintensität der Wein im Glas zeigt. Es ist vielmehr eine Beschreibung des jeweiligen Weinstils, relativ unabhängig von der Farbe. Trotz diverser EU-Verordnungen zum Thema erlauben länderspezifische Ausnahmen und Sonderregeln diverse Möglichkeiten, einen Rosé zu erzeugen. Ob ausschliesslich aus einer einzigen roten Rebsorte – wie etwa der weinrechtlich klar definierte deutsche Weissherbst – oder aus mehreren, inklusive weisser Rebsorten, wie in der Provence üblich, gemeinsam gekeltert oder ob die Trauben gemeinsam verarbeitet werden oder erst fertige Weine miteinander verschnitten werden, all diese Eigenheiten sorgen bisweilen für Verwirrung. Diese Verwirrung von Bezeichnungen und nationalen Eigenheiten ist aber grundsätzlich kein Problem. Denn die Qualitäten sind weit überwiegend grossartig, und die Wahrheit hinter jedem Wein liegt, wie bekannt, ohnehin immer im Glas. Und die Frage, ob ein Rosé nun lachsfarben, kupferhell oder eher pinkfarben sein soll – wen schert es? Denn die Farbe hat nun wirklich den unwesentlichsten Einfluss auf den Geschmack eines Weines. Sie ist höchstens ein Indikator. Was als Erkenntnis aus der Verkostung wirklich hängen bleibt: Mehr heisst definitiv nicht gleichzeitig auch «besser». Vor allem in der Kategorie 3, den Weinen mit Endverbraucherpreisen ab 20 Euro, scheint so mancher Winzer Qualität mit Aufwand zu verwechseln. Immer wieder schienen die Weine vom eingesetzten Holz regelrecht maskiert zu sein, sie wirkten überladen und vor allem cremig, fast schwerfällig. Sicher, es gibt auch Weinfreunde die solche Wuchtbrummen schätzen, animierende Trinkfreude kann man diesen allerdings nicht attestieren. Das ist auch ein Grund dafür, dass unser Rosé des Jahres aus der Kategorie 2 ( Rosé trocken ab 10 bis 19,99 Euro) kommt.

Best Rosé 2023

Der Sieger kommt aus Italien:

Tinazzi, Lazise

Primitivo Salento IGP Duca delle Corone 2022

93 Punkte | 2023 bis 2027

Zartes Rosa. Ausdrucksstarkes Spiel in der Nase, anziehend, mit Aprikosenfrucht und Garrigue-Kräutern, Mandarinenzesten. Am Gaumen mit zierlicher Frucht und schönem Säurezug, neben dunkelroter Frucht auch etwas Schokolade und Tabak. Knackiger Grip und guter Zug am Gaumen.

11 Euro | www.tinazzi.it

Kategorie 1: Rosé dry bis 9,99 €

1. Platz | 92 Punkte

Weingut Carsten Lamberth, Ludwigshöhe

Cuvée Rosé trocken 2022

2023 bis 2025

Duftet nach Herbstlaub, Leder, Orangenabrieb, Haselnuss, Grapefruit und Zitronenthymian. Saftig, zupackend. Viel Druck, herbe rote Frucht, Aronia, schwarze Johannisblätter; ein exzellenter Speisebegleiter.

6,20 Euro | www.weingut-lamberth.de

2. Platz | 91 Punkte

Weingut Horst Sauer, Escherndorf

Just Hellrot 2022

2023 bis 2026

Kühle Nase, Rote Johannisbeere, Cranberry, helle Zwetschge, ein Hauch von Kräutergarten. Saftig im Mund, mit roten Beeren. Erfrischende, animierende Phenolik, mit zarter Bitternote.

8 Euro | www.weingut-horst-sauer.de

3. Platz | 90 Punkte

Weingut Hammel & Cie., Kirchheim

Pink Hallelujah 2022

2023 bis 2026

In der Nase intensive rote Beerenfrucht, Rhabarber und ein Hauch Brennnesseln, Zitronenmelisse, Minze. Sehr klar. Am Gaumen saftig und druckvoll. Erdbeerfrucht und Kräuterfülle, Minze; leichte, animierende Bitternuance.

8,99 Euro | www.weinhammel.de

Kategorie 2: Rosé dry bis 19,99 €

1. Platz | 93 Punkte

Tinazzi, Lazise

Primitivo Salento IGP Duca delle Corone 2022

2023 bis 2027

Helles Rosa. Ausdrucksstarkes Spiel in der Nase, Aprikose und Garrigue-Kräuter, Mandarinenzesten. Am Gaumen mit zierlicher Frucht und schönem Säurezug, neben dunkel-roter Frucht auch etwas Schokolade und Tabak.

11 Euro | www.tinazzi.it

2. Platz | 93 Punkte

Weingut C. A. Immich-Batterieberg, Enkirch

Spätburgunder Rosé trocken ROB 2021

2022 bis 2024

Unfiltriert, helles Ziegelrot. In der Nase grüne Erdbeeren, animierend, lädt ein zum Schnüffeln. Angenehm balsamisch, mit Säurezug und gutem Phenolgriff. Mundgefühl unge-mein stimmig, mit Trinkfluss. Ein leichter Essensbegleiter.

13 Euro | www.batterieberg.com

3. Platz | 92 Punkte

Schreckbichl – Colterenzio, Girlan / Eppan

Vigneti delle Dolomiti IGT Pfefferer Pink 2022

2023 bis 2026

Oregano hinter exotischer Frucht wie Litschi und Passionsfrucht. Am Gaumen fruchtiger Auftakt, macht Spass, mit Zug und Kraft, entwickelt sich hin zu einer sehr harmonischen, ausbalancierten Struktur. Komplex und frisch.

10,50 Euro | www.colterenzio.it