Swiss Wine List Award 2024

Interview mit Torsten Noack, Head Sommelier

Text: Nicole Harreisser

Der Aufbau einer stimmigen, vielschichtigen Weinkarte erfordert viel Erfahrung. Bereits 2020 wurde Sommelière Daniela Wüthrich für ihre Weinkarte in der Kategorie Gehobene Küche im damaligen Restaurant «La Terrasse» ausgezeichnet. Mit dem neuen Restaurant «Radius by Stefan Beer» hat sich die Karte des Hauses in allen Bereichen weiterentwickelt.

Nach dem Gesamtsieg in der Kategorie Best Sommelier mit der absolut höchsten Punktzahl im letzten Jahr konnte Head Sommelier Torsten ­Noack auch in diesem Jahr die Jury begeistern und die Auszeichnung für die «Beste Weinkarte der Schweiz» erneut nach Interlaken holen. Seine Passion für Genuss, die mit grossem Anspruch an Regionalität und Nachhaltigkeit einhergeht, zeigt sich Seite für Seite in der Weinkarte. Auch die Auswahl der internationalen Weine und der Weinalternativen findet grossen Anklang bei seinen Gästen.
victoria-jungfrau.ch

Herr Noack, herzlichen Glückwunsch zur erneuten Auszeichnung Ihrer Weinkarte als «Beste Weinkarte der Schweiz». Was macht Ihre Weinkarte so besonders?

Sie ist das Ergebnis harter Arbeit von vielen Sommeliers über die letzten Jahrzehnte mit tollen und kompetenten Weinlieferanten und engen Beziehungen zu den Winzern.

Welche besonderen Herausforderungen stellen die Kreationen von Stefan Beer an die Weinkarte?

Das ist eher umgekehrt, denn unsere Weinbegleitung besteht ausschliesslich aus Weinen aus dem Kanton Bern. Da muss uns Herr Beer mitunter mit dem Gericht entgegenkommen. Dies erfordert eine sehr enge Zusammenarbeit, aus der oft besonders tolle Kombinationen entstehen.

Neu gibt es ausser dem Menü «Vo Hie» in klassischer oder veganer Version auch das Sommelier-Menü «Vo Hie». Wie haben Sie dieses Menü entwickelt?

Wir waren auf der Suche nach einem neuen Spezialmenü. Dabei stellte sich heraus, dass der Einfall, das Menü von den Weinen her zu entwickeln, in uns beiden geschlummert hat. Dann ging es recht schnell mit den Ideen: Ein Wein aus dem Kanton Bern, von der Stilistik her aus der Region, und Herr Beer hat ein Gericht, welches traditionell mit dem Wein gewachsen ist, aus der Region rausgesucht.

«Es gibt für jede Gelegenheit den passenden Wein. Meine Aufgabe ist es, jeden Wein für die passende Gelegenheit zu haben!»

Torsten Noack Head Sommelier

Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie die Weine für Ihre Karte aus?

Ich suche noch nicht vertretene Regionen, neue Rebsorten, neue Länder. Die Geschichte hinter dem Wein soll spannend sein. Aber vor allem muss das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen. Nicht zu unterschätzen ist der Platz im Keller, der geht mir nämlich langsam aus.

Der Anteil an Schweizer Weinen ist recht hoch. Was sind die Gründe dafür?

Das ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Warum Weine aus der Neuen Welt in den Fokus stellen, wenn diese doch erst eingeflogen werden müssen? Sie gehören auf einer umfangreichen Weinkarte dazu, das ist mir bewusst, jedoch gestalte ich das Angebot nach dem Motto «Je weiter weg, desto kleiner die Auswahl», ausserdem bin ich als Deutscher fasziniert von der Vielfalt der Schweizer Weinwelt.

Auffallend ist die Vielfalt der alkoholfreien Alternativen. Wie nehmen Ihre Gäste dieses Angebot an?

Die Gäste sind begeistert von der Auswahl, es wird doch immer mehr nach Alternativen zum Alkohol gefragt. Leider gibt es aus der Schweiz noch zu wenig, sonst würde ich auch dort auf die Schweiz zurückgreifen.

Welcher Wein macht Sie persönlich glücklich?

Der Wein, der dem Gast schmeckt! Es ist im-mer toll, die richtige Empfehlung zu machen, den Geschmack des Gastes zu treffen und diesen gar mit etwas Neuem zu überraschen. Mein persönlicher Geschmack variiert immer wieder mal. Im Moment macht mich ein gereifter Weisswein glücklich, zum Beispiel hat mich ein 40-jähriger Gewürz­traminer letztens völlig positiv überrascht.