Hotspot Zürich
Restaurant Cafe Boy
Als wir uns umsehen, können wir es kaum glauben: Niemand trinkt Wein. Dafür wird munter mit Bier und Saft angestossen. Computerspezialisten trinken mittags offenbar keinen Wein. Zumindest nicht im «Cafe Boy». Zur Erklärung sei erwähnt, dass das «Boy» mittags als Kantine für die Hausnachbarn, ein IT-Unternehmen, fungiert. Wir entscheiden uns für einen ungeschminkten Mittagswein: Kapitel 1 vom österreichischen Querkopf Christian Tschida. Ein Wein, der es in anderen Zürcher Restaurants schwer hätte, denn dort zählen oftmals nur prestigeträchtige Namen. «Gegen den Mainstream habe ich mich schon immer gewehrt», sagt Stefan Iseli, der Weinverantwortliche. Er kennt seine Gäste und versteht es wie der Verkäufer in einem guten Plattenladen, sie auf ihrer Entwicklung als Weintrinker zu begleiten. Die Gäste honorieren dies mit Vertrauen. Dementsprechend gut laufen im «Boy» auch erklärungsbedürftige Natur- und Orange-Weine – viele von Weinhändler Hagen Britz. Der verlor schon vor Jahren in Frankreich sein Herz an die lebendigen Weine und ist heute einer der wenigen spezialisierten Weinhändler in der Schweiz. «So lebendig wie die Vins Libres ist auch das Thema Wein», sagt Iseli. Britz grinst und sagt, dass er für nächstes Jahr grosse Pläne hat. Es geht um einen ehemaligen Nachtclub, Vin Libre und Kunst. Genaues kann er noch nicht verraten.
Stefan Iseli und sein Partner, der Koch Jann M. Hoffmann, machten das «Cafe Boy» innerhalb kurzer Zeit zu einer der angesagtesten Quartierschenken der Stadt. Anstatt sich auszuruhen, eröffneten die beiden vor zwei Jahren den «Nachtjäger». Was als Weinbar startete, wurde Anfang 2015 zum Restaurant und wird von Gastgeberin Patricia Gerber und Koch Kevin Ashbrook geführt. Das Konzept sei unkomplizierter, die Offenweinkarte verspielter und es fänden immer wieder Veranstaltungen mit Lieblingswinzern statt, erzählt uns Iseli. Der Mittagsservice im «Cafe Boy» ist mittlerweile vorbei, alle Gäste sind gegangen, und Iseli setzt sich zu Freunden an einen Nachbartisch. Pause, denn am Abend weht ein anderer Wind.